Benrath Beim Samurai zählt jedes Detail

Benrath · Karsten Gerhards unterrichtet im Bürgerhaus Benrath die Kunst der Samurai. Neben Übungen mit dem Schwert geht es auch um mentale Schulung.

 Trainer Karsten Gerhards gibt seiner Schülerin Stefanie Kobayashi Kommandos auf Japanisch, damit sie weiß wie sie mit dem Schwert gegen den imaginären Gegner umgehen soll.

Trainer Karsten Gerhards gibt seiner Schülerin Stefanie Kobayashi Kommandos auf Japanisch, damit sie weiß wie sie mit dem Schwert gegen den imaginären Gegner umgehen soll.

Foto: Anne Orthen

Ganz ruhig knien die Männer und Frauen auf dem Boden, konzentrieren sich auf sich selbst. Schließlich legen sie erst eine Hand nach vorne auf dem Boden ab, dann die andere, beugen den Oberkörper vor, bis die Nasenspitze fast den Boden berührt.

Die Zeremonie am Anfang ist immer fester Bestandteil des Samurai-Trainings. "Es geht darum, bewusst den Stress des Alltags außen vor zu lassen, um sich dann voll auf die Übungen konzentrieren zu können", erklärt Karsten Gerhards. Er selbst hat vor sechs Jahren die japanische Kampfkunst für sich entdeckt.

Sportlich war er immer, hat allerdings überwiegend extreme Sportarten wie Rugby ausgeübt. Dadurch sei er öfter mal lädiert gewesen, sagt er lachend. "Also habe ich nach einer Sportart gesucht, die ich ohne Verletzungsrisiko und vor allem bis ins hohe Alter ausüben kann. Irgendwann habe ich einen Bericht gesehen über einen 89-jährigen Japaner, der noch immer den Schwertkampf trainiert. Das hat mich neugierig gemacht", erzählt Gerhards. Er begann zu üben - viel zu üben. Anfangs jeden Tag. "Sonst wäre ich nach sechs Jahren noch nicht so weit, wie ich es jetzt bin", sagt er.

Das sogenannte "Meirin Mugai Ryu Iaido" ist die Essenz des japanischen Schwertkampfes und beinhaltet drei Elemente: den Stockkampf, den Kampf mit einem imaginären Gegner und den so genannten Schnitt-Test mit dem Schwert. Gerhards unterrichtet alle drei Elemente - eine Seltenheit. Die Erlaubnis dazu hat ihm ein anerkannter Lehrmeister aus Tokio erteilt.

Gerhards ruft japanische Kommandos, die Teilnehmer wissen, was zu tun ist. Das Schwert ziehen, konzertierte Schritte setzen, das Schwert einmal durch die Luft schnellen lassen und in die Endposition bringen. "Das ist alles viel schwieriger, als es aussieht", hat Thomas Wöhler festgestellt. Er ist erst zum dritten Mal beim Training und muss die zahlreichen Details jeder Übung noch lernen. "Das Schwert ist etwas zu tief", korrigiert ihn Gerhards und schiebt die Trainingswaffe in der Endposition einen Zentimeter nach oben. Perfektion ist bei dieser Kampfkunst das Ziel. "Jede Bewegung hat einen tieferen und praktischen Sinn. Es gibt keine überfülligen Bewegungen", erklärt Gerhards. Das fange bereits beim Anfangsritual an. "Dabei geht zum Beispiel immer die rechte Hand zuerst auf den Boden, damit man mit der linken noch nach dem Schwert greifen könnte."

Die Perfektion, die Konzentration, die Möglichkeit, Kraft zu sammeln ist es, was Gerhards fasziniert. Statt - wie andere - seinen Urlaub am Strand zu verbringen, fliegt er jedes Jahr nach Japan, trainiert acht Stunden am Tag in der Schule seines Lehrmeisters. Auch seine deutschen Schüler kommen hin und wieder mit, haben sogar schon an Wettbewerben in Japan teilgenommen.

Bei der Samurai-Kunst kommt es nicht nur auf die Technik, sondern vor allem auf die geistige Stärke an. "Die Meister schaffen es, so viel Energie aufzubauen, dass sich der Gegner bereits durch ihre Anwesenheit unwohl fühlt. Das wahre Ziel war für die Samurai, den Gegner so einzuschüchtern, dass es gar nicht erst zum Kampf kommt." Dass das funktionieren kann, hat Gerhards selbst erlebt, als ihm ein Meister so etwas wie einen elektrischen Impuls übermittelt hat, ohne ihn überhaupt zu berühren. Ein Erlebnis, das ihn tief beeindruckt hat. Bis er selbst so weit ist, wird er noch viel üben müssen.

(arm)
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