Benrath Anwohner von Kanal-Baustelle überrumpelt

Benrath · Am Montag ging es in der Paulsmühle schon los. Eine Information des Stadtentwässerungsbetriebes lag erst Freitag in den Briefkästen.

 Noch gelangt Günter Musiol mit dem Transporter zu seiner Werkstatt im Hinterhof.

Noch gelangt Günter Musiol mit dem Transporter zu seiner Werkstatt im Hinterhof.

Foto: Günter von Ameln

Bei Tischlermeister Günter Musiol liegen die Nerven blank: "Wenn die nicht schnell eine Lösung für mich finden, dann bin ich am Ende." Seine Werkstatt liegt an der Paulsmühlenstraße 46. Genau dort, wo am Montag eine Baustelle eingerichtet wurde und in Kürze vor seiner Einfahrt die Straße aufgerissen werden soll. Informiert hat ihn darüber seine Vermieterin Ellen Schoebel. Die hat von der Baumaßnahme Ende voriger Woche aus dem Benrather Tageblatt erfahren.

 Blick von oben auf die Kreuzung: Die ist nun mit drei Ampeln versehen, der Zebrastreifen ist außer Betrieb.

Blick von oben auf die Kreuzung: Die ist nun mit drei Ampeln versehen, der Zebrastreifen ist außer Betrieb.

Foto: Günter von Ameln

Am selben Tag hatten die Anwohner eine Postwurfsendung des Stadtentwässerungsbetriebes mit Informationen zum Kanalbau-Projekt im Briefkasten - datiert vom 26. August. Niemand hatte es für nötig befunden, den Brief zu aktualisieren, geschweige denn sich für die verspätete Information zu entschuldigen. Dauer der Maßnahme: mindestens zwei Jahre. Der erste Bauabschnitt liegt im Kreuzungsbereich Telleringstraße/Paulsmühlenstraße bis zur Balckestraße. Bauzeit: bis Februar 2017 - wenn das Wetter mitspielt.

 RP-Mitarbeiter Helmut Senf steht seit einer Woche ohne seinen Behindertenparkplatz da. Ein Gespräch mit dem Bauunternehmen half ihm nicht weiter. Nun will sich die Stadt des Vorgangs annehmen, damit er einen Ersatzparkplatz in der Nähe bekommt.

RP-Mitarbeiter Helmut Senf steht seit einer Woche ohne seinen Behindertenparkplatz da. Ein Gespräch mit dem Bauunternehmen half ihm nicht weiter. Nun will sich die Stadt des Vorgangs annehmen, damit er einen Ersatzparkplatz in der Nähe bekommt.

Foto: Günter von Ameln

Weil Musiol bislang niemand sagen wollte, wie er mit seinem Transporter in die Einfahrt kommen soll, wenn die Baugrube vor seiner Werkstatt angelangt ist, hat er Montag eine Anwältin eingeschaltet. Vielleicht ist es gar nicht mehr nötig, dass die aktiv wird. Beim zuständigen Stadtentwässerungsbetrieb hat man gestern Abhilfe versprochen. Dessen Mitarbeiter Ingo Noppen, Abteilungsleiter Bau, will sich heute Morgen selbst ein Bild von der Situation machen: "Vor allem ist es uns wichtig, im Dialog mit betroffenen Gewerbetreibenden zu schauen, wie man das nun für alle Seiten gut hinbekommt." Bei der Planung habe man sich darum bemüht, die Anwohner nur kurzfristig zu belasten und Teilstück für Teilstück vorzugehen.

Aber auch Anwohner Helmut Senf hat ein Problem, seit die Baustelle eingerichtet wurde. Normalerweise hat der RP-Mitarbeiter vor seiner Haustür einen Behindertenparkplatz. Er hatte schon das Gespräch mit dem Bauleiter der ausführenden Baufirma gesucht - vergeblich. Auch darum will sich Noppen nun kümmern.

Seit 16 Jahren betreibt Anna Vraka den Kiosk an der Kreuzung Paulsmühlen-/Telleringstraße. Da sie auch Kaffee zum Mitnehmen anbietet, wusste sie immerhin, dass bei ihr vor der Tür der Kanal bald gemacht werden soll. Erzählt hatten ihr das Bauarbeiter, die im Auftrag der Stadtwerke-Tochter Netzgesellschaft an selber Stelle mehrere Wochen neue Gas- und Wasserleitungen verlegt hatten. Diese Arbeiten hatten schon im September beendet sein sollen. Am 4. Oktober sollte eigentlich mit dem Kanal begonnen werden. Doch beim Bauen stellte sich heraus, dass es im Boden in einem Rohr eine Undichtigkeit gab, sagte eine Mitarbeiterin der Stadtwerke auf Anfrage.

Vergangenen Donnerstag veröffentlichte das städtische Presseamt die Meldung "Ein neuer Kanal in Benrath", in der auf die geänderte Verkehrsführung ab 7. November hingewiesen wird. Das las Ellen Schoebel in unserer Zeitung. Sie schrieb daraufhin der Baufirma einen geharnischten Brief: Es sei restlos unakzeptabel, dass sie eher zufällig aus der Zeitung vom Beginn der Baumaßnahme erfahren habe. Einen für Montag mit dem Bauleiter des Unternehmens zugesagten Termin ließ dieser platzen. Für Ingo Noppen ein Unding. Das habe er dem Mitarbeiter der Baufirma gestern schon klargemacht. Die sei es auch gewesen, die für die zeitgerechte Verteilung der Anliegerschreiben zuständig gewesen sei.

Seit Dienstag hat Anna Vranka viel Zeit, aus dem Schaufenster ihres Kiosks auf die Baustelle zu schauen: "Seitdem hier niemand mehr vor der Tür mit dem Auto halten kann, kommt kaum noch jemand zu mir in den Laden." Sie sieht Passanten, die wild über die beampelte Kreuzung gehen, sowie Lkw, die große Fertigteile für das Albrecht-Dürer-Kolleg anliefern, und deren Fahrer millimetergenau kurbeln, damit sie um die Kurve kommen.

Die von der Rheinbahn vor zehn Tagen angekündigte Umleitung der Linie 788 über die Capitostraße greift übrigens nun frühestens am Samstag. Gestern Morgen hat sich die Verkehrsüberwachung die unübersichtlichen Halteverbotszonen, die teils für beide Seiten galten, angesehen und diese zunächst ausgesetzt. Dafür war die Halterverbotszone an der Demagstraße wieder eingerichtet worden - mit den Schildern, die von der Stadtwerke-Baumaßnahme Am Wald stammt. Sie gelten ab 19. September. Ein weiteres Kapitel dieser unseligen Baustellengeschichte in der Paulsmühle ist dabei, dass Anwohner an der Baustelle Am Wald über Tage niemand arbeiten sahen.

(RP)
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