Benrath Abiturienten erinnern sich an die Reifeprüfung 1955

Benrath · "Wir sind alle älter geworden, aber haben uns noch wiedererkannt", sagt sich Klaus Pesch (80) und blickt in die Gesichter seiner ehemaligen Schulkollegen. Am Samstagabend trafen sich in der Benrather Rheinterrasse zehn Herren, die vor 60 Jahren auf dem Benrather Schlossgymnasium ihr Abitur gemacht haben.

 Erinnerungen aus der Nachkriegsära prägten das Treffen der Abiturienten in der Benrather Rheinterrasse.

Erinnerungen aus der Nachkriegsära prägten das Treffen der Abiturienten in der Benrather Rheinterrasse.

Foto: Olaf Staschik

Die Oberprima von 1955 war seinerzeit der erste Jahrgang, der nach Kriegsende wieder eine geregelte Schulzeit von neun Jahren durchlaufen konnte. Trotzdem war der Krieg mit seinen Auswirkungen noch allgegenwärtig: "Unser Schulweg war ein Weg durch Trümmer", sagt ein Teilnehmer.

Im Rhein vor dem Schlossgymnasium lagen damals zerstörte Schiffe, die Kohle oder Waschmittel geladen hatten. "Die Menschen haben sich die Sachen da herunter geholt", meint ein anderer. Auch innerhalb der Schule wurde improvisiert. "Es gab keine jungen Lehrer. Die waren teilweise noch nicht aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt", erinnert sich Helmut Nieswand (80). Also wurden kurzerhand pensionierte Lehrer zwangsverpflichtet. "Wenn wir Strafarbeiten schreiben mussten, konnten wir die auf Zeitungspapierrändern abgeben. Und mit unserem Biologielehrer Heinrich Opladen haben wir einen Ausflug in den Benrather Schlosspark gemacht, um Bombenschäden zu besichtigen", meint einer der damaligen Schüler.

Von den Problemen, mit denen sich die Schüler heute beschäftigen, konnte der Abijahrgang 1955 nur träumen. "Kleidung und Nahrung waren die existenziellen Themen, mit denen wir zu tun hatten", sagt Walter Veit (80). Die Schuhe vieler Schüler bestanden nur auf der Oberseite aus Leder, die Sohlen wurden aus Holz gefertigt. Auch an die Schulspeisung können sich alle Männer noch gut erinnern: "Wir brachten unsere Henkelmänner mit in die Schule und bekamen abwechselnd an einem Tag Erbsensuppe und am nächsten Biskuitsuppe abgefüllt." Wer das Schlossgymnasium besuchen wollte, musste ein monatliches Schulgeld in Höhe von 20 Reichsmark aufbringen. Das war damals ein großer Betrag. "Trotzdem waren wir keine elitäre Gruppe. Wenn wir Ausflüge gemacht haben, wurde dafür gesorgt, dass niemand zu Hause bleiben musste, auch wenn er kein Geld hatte."

(RP)
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