Angermund Der lange Weg zum Lärmschutz

Angermund · Eine eingehauste Bahnstrecke in Angermund ist möglich, aber mit Aufwand und politischem Glück verknüpft.

 So unterschiedlich sehen Bahn und die Bürgerinitiative die mögliche Einhausung: Die Bahn zeigt in einer Animation einen grauen Kasten, die Angermunder sehen den Tunnel unter dem Staufenplatz als Vorbild.

So unterschiedlich sehen Bahn und die Bürgerinitiative die mögliche Einhausung: Die Bahn zeigt in einer Animation einen grauen Kasten, die Angermunder sehen den Tunnel unter dem Staufenplatz als Vorbild.

Foto: Bahn/RP-Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) ist ein Jahrhundert-Projekt in NRW, für Angermund bringt der geplante Regionalzug aber auch eine Jahrhundert-Entscheidung mit sich. Die Lösung, die bald für den Lärmschutz im Düsseldorfer Norden beschlossen wird, wird über viele Jahrzehnte in Angermund bestehen bleiben. Deshalb kämpfen die Bürger so vehement für die Einhausung, ein Tunnel, der teils unter der Erde liegt und teils aus dem Boden ragt. Der Runde Tisch Angermund hat ergeben, dass diese Einhausung grundsätzlich machbar ist. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Lärmschutz im Düsseldorfer Norden:

Angermund: Der lange Weg zum Lärmschutz
Foto: Hans-Juergen Bauer

Wie ist die Lage im Stadtteil? Aktuell fahren 500 Züge täglich durch den Stadtteil, der Lärmpegel erreicht dabei Werte von bis zu 95 Dezibel. Dagegen gibt es bisher keinen Lärmschutz im Stadtteil. Alle Beteiligten (Bürger und Bahn) gehen davon aus, dass die Zahl der Zugbewegungen bis zum Jahr 2025 auf 700 pro Tag steigt.

Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es? Es gab ursprünglich die Hoffnung, den Zugverkehr durch einen Tunnel unter Angermund entlang zu führen. Dieser Tunnel müsste allerdings eine Breite von 45 Metern haben, so dass Häuser und die Anger betroffen wären. Diese Lösung gilt deshalb als nicht umsetzbar. Die Deutsche Bahn will vier Meter hohe Lärmschutzwände errichten, die Bürgerinitiative plädiert für die beschriebene Einhausung.

Was spricht für und gegen die Variante der Deutschen Bahn? Der Vorteil der Variante "Lärmschutzwände" ist der geringere Aufwand: Die Bauzeit wäre kürzer, die Zahl der Lkw-Fahrten zur Baustelle geringer. Der Bahnsteig könnte in der Bauzeit genutzt werden, die Bahnstrecke wäre nur an wenigen Tagen beeinträchtigt. Die Baukosten lägen nach Bahnangaben bei rund 55 Millionen Euro im Vergleich zu 218,7 Millionen Euro allein für den Rohbau der Einhausung. Nachteile dieser Idee: Der Stadtteil würde auf Dauer geteilt, städtebauliche Chancen blieben ungenutzt, der Lärmschutz wäre nicht so gut wie bei der Einhausung.

Was spricht für und gegen die Variante der Bürgerinitiative? Noch können die Varianten nicht vernünftig verglichen werden. Der Vorschlag der Angermunder gilt nun als machbar, eine Planung auf dem Niveau der Bahn müsste nun aber folgen, um beide Ideen gegeneinander abzuwägen. Grundsätzlich spricht für die Einhausung, dass sie die Betroffenen am besten vor Lärm und Erschütterung schützt. Zudem könnten auf der Einhausung Grünflächen, Spielplätze und Radwege entstehen - ein Vorbild für diese Entwicklung ist der Staufenplatz-Tunnel in Grafenberg. Nachteile sind die höheren Kosten, die lange Bauzeit und die Einschnitte für den Zugverkehr während der Arbeiten.

Was sagt die Politik? Oberbürgermeister Thomas Geisel nennt die Einhausung "die bessere Lösung". Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek spricht von einer "historischen Chance" für Angermund, SPD-Chef Andreas Rimkus fordert Planungsmittel, um die Varianten vergleichbar zu machen und die beste städtebauliche Möglichkeit für Angermund zu ermitteln.

Wie geht es jetzt weiter? Im Verkehrsausschuss des Bundestages müssten Planungsmittel beantragt werden, um die Variante der Bürger konkret durchzuspielen.

(hdf)
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