Angermund 150 Besucher begleiten Nachtwächter durch Angermund
Angermund · Die Organisatoren der Tour denken sich stets etwas Besonderes aus. Dieses Mal gab es zum Abschluss eine Reitvorführung.
Die Glocken der Kirche St. Agnes schlugen 19 Uhr, es war dunkel und regnete. Doch statt es sich auf dem heimischen Sofa bequem zu machen, trieb es mehr als 150 Angermunder auf die Straße. Grund dafür war die alljährliche Nachtwächtertour, die seit 2009 von Ferdi Wolff und Hans-Georg Hillenbrand organisiert wird. Was damals als kleines Projekt begann, ist heute eine der wichtigsten Veranstaltungen im Jahreskalender der Angermunder.
Die historische Städtetour startete am 200 Jahre alten Bürgerhaus. Gehüllt in die mittelalterliche Tracht aus schwarzem Mantel und Filzhut führten Wolff und Hillenbrand die rund 150 Teilnehmer durch die Geschichte Angermunds. Begleitet wurden sie dabei von Klängen aus Dudelsack, Pauke und Querflöte, nicht zu vergessen die tragbare Anlage mit Mikro, damit auch die hinteren Reihen den Nachtwächtern folgen konnten.
Heike (50) und Bernd Klar (60) nahmen schon zum vierten Mal an der Führung teil, langweilig werde es jedoch nie, sagten sie. Vergangenes Jahr gab es ein irisches Kirchenkonzert und anschließend eine Rokoko-Tanzgruppe. "Ich weiß nicht, wie sie das noch toppen wollen", sagte Heike Klar.
Vorbei an Hinterhöfen, in denen trotz des Nieselregens noch gegrillt wurde, zogen die mit Regenschirmen ausgestatteten Teilnehmer zur 1669 errichteten Basilika St. Agnes. Wer ausschließlich historische Fakten im Stil einer herkömmlichen Stadtführung erwartet hat, wurde schnell eines Besseren belehrt. An jeder der acht Stationen kam ein Angermunder Bürger zu Wort, der über Projekte oder lokalpolitische Ereignisse, wie Flüchtlingshilfe, die Entwicklung der Kindertagsstätten oder das Angebot des Tennisvereins sprach.
Zwischendurch wurde es immer wieder besinnlich, wenn die Musiker zu den Instrumenten griffen und viele der älteren Bürger mit einstimmten. Doch auch der Spaß ließ bei dieser Nachtwächtertour der besonderen Art nicht lange auf sich warten. Vor der alten Mühle und Bäckerei, die seit 1832 in Familienbesitz ist, konnte sich Hillenbrand einen bissigen Seitenhieb Richtung Düsseldorf doch nicht verkneifen. "Damit sind wir älter als Hinkel. Wenn sich der Josef da nicht ärgert", sagt er als Verweis auf den Bäcker.
Das Finale der Nachtwächtertour, das bis zum Ende geheim gehalten worden war, fand auf einer großen, hell erleuchteten Wiese statt. Aus dem Schatten der Bäume galoppierten fünf Reiter in glänzenden Rüstungen und eröffneten damit ein Ritterspektakel, das man eher auf einem Mittelalterfestival, als bei einer Stadtführung erwartet hätte. Spätestens dann kamen auch die jüngeren Teilnehmer auf ihre Kosten, während sie den originalgetreuen Rittern beim Ringstechen zu-guckten.