Düsseldorf Japanische Perfektion in der Altstadt

Altstadt · Der "Pit In Club" in der Düsseldorfer Kapuzinergasse bietet nährstoffreiche Lebensmittel als Smoothie oder Sandwich. Und die schmecken auch ohne Gesundheitsfimmel.

Der Pit In Club hat eine besondere Architektur. Rainer Ditzen ist Central Coordinator des Restaurants.

Der Pit In Club hat eine besondere Architektur. Rainer Ditzen ist Central Coordinator des Restaurants.

Foto: HANS-JÜRGEN BAUER

Mangas. Geishas. Godzilla. Samurai. Hello Kitty. Kamikaze. Es gäbe so viele Klischees, derer man sich bedienen könnte, wenn man ein japanisches Kaffee einrichtet. Im "Pit In Club", dem neuen japanischen Coffeeshop in der Kapuzinergasse, wird ein anderes zelebriert: das der japanischen Perfektion. Die Gäste profitieren durchaus davon.

Kulinarisch bietet der "Pit In Club" — ein tokioter Franchise — eher etwas für den kleinen Appetit: Es gibt einen täglich wechselnden Salat, eine Auswahl Sandwiches, eine ganze Reihe Smoothies und Vitamindrinks, außerdem Kaffee und andere japanische Heißgetränke.

Besonders bei den Speisen wird auf jedes Detail geachtet. Der Caesar Salad (5,90 Euro) kommt geschichtet im Einmachglas. Ganz oben ein herzhaftes Parmesan-Dressing über krossen Croutons, darunter wirklich knackfrischer Lollo Rosso, gekochtes Ei in dünnen Scheiben und roher Schinken, plus Tomate und Gurke. Nur die Möhrenwürfel ganz unten sind ein bisschen zu grob für diesen Salat aus feinen Zutaten, und haben in einem Caesar Salad eigentlich wirklich nichts zu suchen.

Die junge Frau hinter der Theke empfiehlt dazu den Green Jewel Smoothie (4,90 Euro) aus Apfel, Zitrone, Wassermelone, Spinat, Rucola, Honig und Wasser - sehr kalt und erfrischend an einem heißen Tag in der Altstadt. Beim Trinken kann man sich zurücklehnen und die ungewöhnliche Einrichtung des "Pit In Clubs" bewundern.

 Der Salat (rechts) wird im Einmachglas serviert.

Der Salat (rechts) wird im Einmachglas serviert.

Foto: hpaw

Die riesigen Türen stehen weit offen, nur durch Glas ist man vom Himmel getrennt. Unter der Decke baumelt ein Mobile aus verrosteten Küchenutensilien. Man sitzt auf recht gemütlichen alten Holzstühlen an einem verlebten, hellblauen Holztisch. Hinten an der Wand tickt eine riesige Bahnhofsuhr, während man die Speisekarte — vermutlich die erste und einzige ihrer Art ohne einen einzigen Rechtschreibfehler — weiter studiert.

Sie hält ein paar geheimnisvolle Spezialitäten bereit: Während um die Ecke Altbier getrunken wird, kann man im Pit In Club einen LLE82-Shot genießen: "unser eigens hergestellter Probiotikum-Shot", Essenz aus 75 Obst- und Gemüsesorten. Die Flasche kostet 98 Euro, ein Gläschen 3,50 Euro.

Spannend klingt auch "Viva Revive", ein vor Ort hergestellter Energy-Drink. Vorsichtshalber hat der Betreiber Flyer zu diesem Produkt ausgelegt, die darüber informieren, was "vor Ort hergestellt" bedeutet: Ein Konzentrat wird mit Wasser aufgegossen. Enthalten sollen sein: Aminosäuren mit exotischen Namen wie Arginin oder Citrullin, mehrere B-Vitamine, ein Haufen Koffein und Anserin, das angeblich große Wanderfische wie Thunfisch am, nun ja, Wandern hält.

Demnach ist dieses Getränk etwas für Menschen, die viel Stress haben, müde sind und/oder erektile Disfunktion befürchten. "Viva Revive schmeckt nach Spicy Ginger und weiteren geheimen Geschmacksrichtungen", heißt es auf dem Flyer, und auch, dass "gute Medizin bitter schmeckt". Leider ist das Zaubermittel zum Testzeitpunkt aus.

Interessant wäre, ob Anserin abfällt, wenn eine weitere Spezialität der Karte, das "Ultimate Tuna"-Sandwich, zubereitet wird. Ein Thunfisch-Sandwich, das alle weiteren Thunfisch-Sandwiches obsolet machen soll. Nach dem Salat passt aber leider nur noch ein Nachtisch rein. Nämlich eins der "Dessert Sandwiches", mit süßer Bohnenpaste und Buttercreme (2,40 Euro).

Für Europäer ist ein Dessert aus Bohnen immer noch ein Abenteuer — die Buttercreme sollte aber auch konservative Gaumen mit dem ungewöhnlichen Geschmack versöhnen. Das lockere, weiche Brot — angeblich speziell hergestellt von der Bäckerei Hinkel — ist in perfekte Dreiecke geschnitten. Niemals würde hier ein Sandwich über den Tresen gehen, bei dem die Bohnencreme über den Rand gelaufen ist. Fast wünscht man sich zierlichere Finger, um das Werk nicht zu zerquetschen.

So wie in einem Sushi-Restaurant isst das Auge hier eben mit. Allerdings erstreckt sich die Liebe zum Detail nicht auf das Essgeschirr: Alles in Einmachgläsern zu servieren, ist weder originell noch praktisch. Und es ist um so verwunderlicher, weil der Coffeeshop auch als Showroom für japanische Waren dient — und zwar vor allem für Töpferware aus Kyoto, auf der sich das Sandwich auch gut gemacht hätte. Außerdem im Angebot: japanische Textilien für Tisch, Bad und Baby. Für jeden, der sich nach dem Essen das Salatdressing und die Bohnenpaste mit besonderer Finesse aus dem Mundwinkel tupfen möchte.

Pit In Club, Kapuzinergasse 24, Düsseldorf, geöffnet täglich von 9 bis 20 Uhr

(hpaw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort