Altstadt/Carlstadt Hafen-Baustelle belastet Anlieger

Altstadt/Carlstadt · In der Hafenstraße beklagen sich Bewohner und Geschäftsleute über die Belastungen durch den Abriss des ehemaligen Hauptamtes. Auch der Verkehr kommt oft zum Erliegen. Zwei Jahre soll noch gebaut werden.

 Bea Schröder von der Galerie Micmac beklagt weniger Kunden und dementsprechend weniger Umsatz durch die Baustelle.

Bea Schröder von der Galerie Micmac beklagt weniger Kunden und dementsprechend weniger Umsatz durch die Baustelle.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Eigentlich ist die Hafenstraße ja eine seltsame Idylle an der Grenze von Altstadt und Carlstadt, weit weg von den Kneipenfeiern des Wochenendes, aber ebenso weit weg vom hektischen Treiben der Einkaufswilligen auf Berger Straße und Carlsplatz, obwohl beides ja lediglich einen Steinwurf weit weg stattfindet. Und dennoch: Wer hierhin kommt, schätzt die Atmosphäre und die Ruhe.

Die allerdings ist seit ein paar Wochen dahin. Schweres Gerät bahnt sich ununterbrochen seinen Weg durch die Gassen, mit Schutt beladene Sattelzüge versuchen, durch die Straße zu navigieren, das Wummern ihrer Motoren wird übertönt durch das Rattern des Abbruchhammers am riesigen Ausleger eines tonnenschweren Kettenbaggers. Der frühere Sitz des Hauptamtes wird abgerissen. Der Investor Corpus Sireo will einen fünfgeschossigen Neubau mit 14 Wohnungen errichten, auch ein Ladenlokal und zwei Großtagespflegen für Kinder sind vorgesehen, insgesamt sollen 14 Wohnungen hier entstehen. Für Anwohner und Gewerbetreibende auf dem Platz ist die Belastung durch die Baustelle allerdings kaum zu ertragen.

"Eine Katastrophe ist das", sagt etwa Bea Schröder von der Galerie Micmac. Sie beklagt, weniger Kunden und dementsprechend weniger Umsatz. Tatsächlich würden die Menschen die Straße inzwischen meiden, auch, weil selbst für Fußgänger wegen der Sattelzüge kein Durchkommen mehr ist. "Ohne Rücksicht auf Verluste wird hier gearbeitet, zumal meine Befürchtung ist, dass das Schlimmste noch kommt", sagt sie und fügt hinzu: "Dass einer sich auf Kosten der kleinen Anwohner hier breitmacht, weil er megateure Eigentumswohnungen errichten will, kann ich nicht verstehen", so die Künstlerin. Auch Passanten sind inzwischen genervt. Sylvia Hüsken etwa muss regelmäßig mit ihrem Rollator die Straße passieren. "Teilweise warten wir minutenlang, dass es weitergeht", sagt sie. Es werde auch in keiner Weise von den Fahrern der Lkw Rücksicht genommen, so die Seniorin.

Auch das Schiffchen, direkter Nachbar der Baustelle, beklagt die Situation. Besonders die Terrasse des Restaurants leidet darunter. "Natürlich hat niemand Lust, sich im Staub und im Lärm niederzulassen", heißt es aus der Geschäftsführung. Außerdem werde peinlichst genau vom OSD darauf geachtet, dass die Terrasse nicht zu früh, also erst um 10.30 Uhr aufgebaut wird. Hintergrund seien die Materiallieferungen für die Baustelle. Der OSD sei sehr darauf Bedacht, dass es hier nicht zu Verzögerungen kommt.

Bei der Stadt weiß man davon nichts. Tatsächlich liegen auch keine Beschwerden von Anwohnern und Gewerbetreibenden vor, so ein Stadtsprecher, sonst würde man natürlich prüfen, inwieweit die Belastung denn noch den geltenden Normen entspreche. Wenn gebaut werde, seien allerdings Einschränkungen für Anwohner nicht vermeidbar, natürlich sei man aber bemüht, die Belastungen für alle möglichst erträglich zu gestalten, heißt es.

Das geplante Wohn- und Geschäftshaus soll in zwei Jahren fertig sein. Es liegt dann im ältesten Teil der Stadt, wo Häuser stehen, die zum Teil noch aus dem 17. Jahrhundert stammen. Hier gilt eigentlich eine Erhaltungssatzung, die nicht nur den Erhalt der alten Bauten vorschreibt, sondern auch gewisse Ansprüche an Neubauten stellt. So müssen bestimmte, ins Umfeld passende Proportionen vom Bauherrn eingehalten werden. Weil jedoch bereits der Vorgängerbau aus dem Jahr 1966 andere Dimensionen hatte als die Häuser der Umgebung, hatte die Stadt und die Bezirksvertretung die Planungen durchgewinkt. Zudem war auch das Denkmalamt in die Planungen des Bauherrn miteingebunden.

Es wurde auch auf einen Kinderspielplatz verzichtet, der bei einem Neubau dieser Größe in Düsseldorf eigentlich obligatorisch gewesen wäre. Stattdessen muss der Investor eine hohe Ausgleichszahlung leisten.

(RP)
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