Altstadt Frauenverein erinnert an Antonie Felsenthal

Altstadt · Dank einer Spende von den "Düsseldorfer Weitern" erinnert ein Stolperstein an die Frau des früheren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde.

 Helga Hesemann (l.) und Ursula Verhoefen von den Düsseldorfer Weitern legen Rosen am neuen Gedenkstein an der Kasernenstraße 17-19 ab.

Helga Hesemann (l.) und Ursula Verhoefen von den Düsseldorfer Weitern legen Rosen am neuen Gedenkstein an der Kasernenstraße 17-19 ab.

Foto: A. Endermann

Sie lag einfach ideal, die Wohnung der Felsenthals: Antonie und Erich lebten am Anfang der Kasernenstraße, und die Synagoge, in der das Ehepaar so engagiert mitarbeitete, er sogar als Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde, lag am Ende der Straße. Er war auch Kaufmann und Zigarrenhändler, beide hatten einen Sohn, Herbert. In Düsseldorf muss das Paar so glücklich gewesen sein, dass eine Flucht aus Nazi-Deutschland lange nicht infrage kam. "Die Beiden waren hin- und hergerissen, hingen an ihrer Heimatstadt Düsseldorf sehr", sagt Hildegard Jakobs, die stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte. Erst im Frühjahr 1939 fliehen die Felsenthals nach Den Haag, wo ihr Sohn bereits mit seiner Frau und den Kindern lebt. Nach dem Überfall Deutschlands auf die Niederlande wird das Ehepaar Felsenthal erst ins Internierungslager Westerbork gebracht, später nach Auschwitz. Ihr Sohn stirbt wiederum im KZ Bergen-Belsen.

Ein Stolperstein an der Kasernenstraße 17-19 erinnert schon seit längerem an Erich Felsenthal, doch jetzt gibt es auch einen für seine Ehefrau Antonie, über die man heute nur noch wenig weiß und von der es nicht einmal ein Foto gibt. Gespendet hat ihn der Heimatverein "Düsseldorfer Weiter". Die Idee dazu entstand bei einer Führung zu den Stolpersteinen in der Altstadt, sagt Helge Hesemann, die seit 13 Jahren dem Verein vorsteht. Und da der 1978 gegründete Heimatverein nur aus Frauen besteht, habe es nahe gelegen, eine Frau zu ehren, sagt sie.

Das Interesse an der Aufarbeitung der NS-Geschichte und dem Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes gehen jedoch über das Spenden eines Stolpersteins hinaus. "Ich habe als Kind erlebt, wie Geschichte totgeschwiegen wird", sagt die gebürtige Benratherin. Umso wichtiger ist es ihr, aufzuklären und dabei zu helfen, dass die Erinnerung wach gehalten wird. Mit den anderen Frauen ist Hesemann auch schon mal ins ehemalige Vernichtungslager Buchenwald gefahren. "Noch so viele Jahrzehnte später riecht es dort nach Tod", sagt sie.

"Stolpersteine sind nicht nur ein Kunstprojekt, sondern ein Stück Gedenkkultur", sagt Jakobs gestern während der Gedenkzeremonie.

(semi)
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