Vernissage Wenn Kunst zu Gast bei Freunden ist

Düsseldorf · Die Frage, woher das junge Paar den Mut nahm, in schwierigen Zeiten eine Galerie zu eröffnen, beantworten Anna Hagemeier und David Achenbach wie aus einem Munde und mit einem einzigen Wort: "Leidenschaft!"

 Anna Hagemeier und David Achenbach laden heute Abend zur Vernissage in ihre Galerie am Kennedeydamm ein.

Anna Hagemeier und David Achenbach laden heute Abend zur Vernissage in ihre Galerie am Kennedeydamm ein.

Foto: Andreas Endermann

Die Frage, woher das junge Paar den Mut nahm, in schwierigen Zeiten eine Galerie zu eröffnen, beantworten Anna Hagemeier und David Achenbach wie aus einem Munde und mit einem einzigen Wort: "Leidenschaft!"

Zunächst ließen sie sich 2016 in Wuppertal nieder, vorwiegend aus Kostengründen. Aber nach nur einem Jahr und ersten Erfolgen als Galeristen kehrten sie zurück nach Düsseldorf.

Wegen der lebhafteren Kunstszene, "und weil es unsere Heimat ist", sagt Anna Hagemeier. Sie hatten das Glück, in einem charmanten alten Haus am Kennedydamm 1 die feine "bel etage" beziehen zu können, wo sie in großzügigen Räumen vier bis fünf Ausstellungen im Jahr präsentieren. Die nächste Vernissage mit Werken von Ina Gerken ist heute Abend von 19 bis 21 Uhr, Besucher sind willkommen.

Bis zum 4. Mai zeigt die Düsseldorfer Akademie-Absolventin und Meisterschülerin von Katharina Grosse neue Bilder unter dem Titel "Blank Spots", darunter ein riesiges Wandgemälde. Es entstand über die Osterfeiertage, und wie so oft flossen bei Anna Hagemeier (27) und David Achenbach (31) Privates und Geschäftliches ineinander. "Die meisten Maler, die wir ausstellen, sind unsere Freunde", sagen sie und betonen das wichtige Vertrauensverhältnis zwischen Künstlern und Galeristen. Mit Kunst wuchsen beide ganz selbstverständlich auf.

Anna als Tochter eines renommierten Architekten, David als Sohn von Helge Achenbach. "Mein Vater nahm mich mit zu Studio-Visiten bei Gerhard Richter oder Jörg Immendorff", erzählt er. "Diese besondere Atmosphäre hat mich seit jeher fasziniert. Ich erinnere mich an einen Tag in Immendorffs Atelier, in dem es nach Rauch und frischen Farben roch. Er hatte gerade neue Bilder gemalt, sie waren noch ganz nass. Und wir durften sie als erste anschauen." Die düsteren Zeiten seines Leben verschweigt er nicht. Nach dem BWL-Studium arbeitete David Achenbach in der Kunstberatungsfirma seines Vaters, bis ihm dessen Verhaftung im Sommer 2014 die Existenz raubte.

Die Verurteilung Helge Achenbachs zu einer Gefängnisstrafe, den eigenen Namen täglich als fette Schlagzeile - leicht war das nicht. "Natürlich nahm ich ihm das übel", gibt David zu. "Wir hatten ja alle keine Ahnung, er gaukelte uns eine heile Welt vor." Inzwischen hat man sich ausgesprochen. Der alte Fuchs hält sich aus der Galerie "Achenbach Hagemeier" raus, schaut sich aber jede Ausstellung an. "Er ist stolz auf das, was wir uns aufgebaut haben", sagt David Achenbach. Und gelegentlich fragt er ihn auch um Rat. "Mit seinem immensen Wissen und sicheren Gespür für Künstler hat seine Meinung Gewicht", fügt Anna Hagemeier hinzu. Andererseits begleitet sie das gute Gefühl, alles aus eigener Kraft geschafft zu haben. "Wir glauben an das, was wir tun und helfen uns gegenseitig weiter", sagen sie. Nach der Vernissage in ihrer Galerie freuen sie sich auf ihre Beteiligung bei der "Art Cologne" (19. bis 22. April), wo sie sich einen Stand mit der A+B Gallery aus Brescia teilen. "Gemeinsam erzielt man die fruchtbarsten Ergebnisse." Regina Goldlücke

(RP)
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