Roger Klüh Weltrekordboot steckt in Kuba fest

Düsseldorf · Roger Klüh, mit langem Bart und legerer Freizeitkleidung, blickt zerknirscht an diesem Morgen. In seiner Lieblingsbar Havanna Lounge an der Grünstraße sitzt er mit Inhaber und Freund Muhammet Genc und raucht Zigarre.

 Der Düsseldorfer Roger Klüh (r.) kurz nach seiner Ankunft in Kuba. Als erster Mensch seit vielen Jahrzehnten war er im August mit dem Motorboot von Florida nach Kuba gefahren. Sein Schiff (nicht im Bild) wurde dabei beschädigt.

Der Düsseldorfer Roger Klüh (r.) kurz nach seiner Ankunft in Kuba. Als erster Mensch seit vielen Jahrzehnten war er im August mit dem Motorboot von Florida nach Kuba gefahren. Sein Schiff (nicht im Bild) wurde dabei beschädigt.

Foto: dpa

Roger Klüh, mit langem Bart und legerer Freizeitkleidung, blickt zerknirscht an diesem Morgen. In seiner Lieblingsbar Havanna Lounge an der Grünstraße sitzt er mit Inhaber und Freund Muhammet Genc und raucht Zigarre.

Muhammet hat einen Zeitungsartikel eingerahmt und an der Wand aufgehängt. Ein Bericht über Klühs Fahrt mit dem Motorboot "Apache Star - die erste seit Jahrzehnten von Flordia (USA) ins kommunistische Kuba. Vor ihm auf dem Tisch liegt ein ziemlich kleines Steuerrad mit der Inschrift "Apache Star". "Es ist das Einzige, was ich noch von meinem Boot habe", sagt der frühere Eishockey-Profi Klüh. Sein Boot, eines der schnellsten Schiffe der US-Rennserie, hat auf dem Weg nach Kuba schweren Schaden genommen. "Vermutlich war es ein Algenteppich, der Teile des Antriebs abgerissen hat." Wenige Meter vor dem Hemingway Yachtclub in Havanna war es passiert. Fast wäre der Traum vom Weltrekord geplatzt. Doch mit letzter Kraft und einem stark abdriftenden Schiff schaffte es der Düsseldorfer in den rettenden Hafen, wo ihn - zu seiner Überraschung - Pressevertreter aus der ganzen Welt erwarteten.

Das ist nun ein gutes halbes Jahr her. Und genauso lange steckt Klüh in einem Dilemma. "Mein Boot bekam von den USA nur eine beschränkte Exportgenehmigung", sagt Klüh. Die zu bekommen war schon ein Hazardspiel, weil der Termin feststand, aber sowohl endgültige Genehmigung als auch das Wetter auf See höchst ungewiss waren. Und genau diese Exportgenehmigung hat eine Krux: Darin steht, dass das Boot zurück in die USA muss. "Meine amerikanische Anwältin hat mir mitgeteilt, dass mir, wenn ich das Boot nicht in die Staaten zurückbringe, 20 Jahren Haft und einer Millionenstrafe drohen", sagt der Weltrekordler. Aus eigener Kraft kann das Boot aber nicht fahren. "Teile zur Reparatur wiederum dürfen wegen des noch bestehenden US-Embargos nicht nach Kuba verschifft werden", sagt Klüh.

Alle Versuche, eine amerikanische Spedition zu beauftragen, seien aber bislang gescheitert. "Keine Firma traut sich, nach ersten Zusagen kamen stets Absagen." Klüh ist verzweifelt. Es geht nicht nur um die Strafen, es geht um sein Boot. Die Rekordfahrt verbindet ihn damit. Klüh hat sich die Startnummer des Schiffs auf den Unterarm tätowieren lassen, zusammen mit einer Freiheitsstatue, die die kubanische Flagge in Händen hält. Roger Klüh will sein Boot zurück. Er will es besitzen, und er will es den Menschen in seiner Heimatstadt zeigen. "Mein Ziel ist es, die ,Apache Star' bei der Messe Boot im Januar 2017 dem Publikum zu präsentieren." Schon bei der diesjährigen Boot berichtete Klüh einem großen Publikum von seinem maritimen Abenteuer zwischen Florida und Kuba. Er will erst noch Gespräche suchen mit Messechef Werner Dornscheidt und dem neuen Chef der Boot, Petros Michelidakis. Um sein Boot doch noch heimzuholen, hat Klüh ein Team zusammengestellt: Die Unternehmensberatung KPMG sucht nach rechtlichen Schlupflöchern, um das Boot legal aus Kuba herauszubekommen. Der Werbefachmann Coordt von Mannstein - Schöpfer von mehr als 60 CDU-Wahlkämpfen und dem 1972er Olympia-Logo - berät ihn in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Und Muhammet Genc begleitet ihn in wenigen Tagen auf eine Kubareise, um nach dem Boot zu sehen, das aufgebockt an Land liegt. Einen Schimmer Hoffnung gibt es. "Vielleicht darf eine spanische Firma das Schiff direkt nach Europa bringen", teilte Klüh gestern Abend mit. Jetzt müssen die Amerikaner entscheiden.

(RP)
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