Soziale Netzwerke Warum Politiker schräge Fotos posten

Düsseldorf · Auf Wahlplakaten sind Politiker um einen seriösen Eindruck bemüht, sie tragen Krawatten oder Blazer in Parteifarben und werben für hehre Ziele. In sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter gelten diese Gesetze nur eingeschränkt. Statt stark bearbeiteter PR-Fotos setzen Politiker auf eigene Aufnahmen vom Smartphone. Und die sind in einigen Fällen - bewusst oder unbewusst - ziemlich kurios.

Düsseldorf: Schräge Politiker-Fotos in sozialen Netzwerken
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Düsseldorf: Schräge Politiker-Fotos in sozialen Netzwerken

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Foto: Facebook/Philipp Tacer

Ein wunderschönes Beispiel für diese Bildgattung lieferte Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel (CDU). Ein auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichtes Bild zeigt sie strahlend mit einem Ferkel im Arm. Die Aufnahme ist auf einem Hof im Münsterland entstanden und wohl mehr ein Schnappschuss als ein kalkuliert inszeniertes Foto.

In welche Kategorie das Foto von Benedict Stieber, neuer Vorsitzender der Jungen Union in Düsseldorf, fällt, ist für den Betrachter nicht ganz klar auszumachen. Eine Aufnahme am Rande des Marathons in Bonn vom Wochenende zeigt den 22-Jährigen zusammen mit der "Renniere" - einem Maskottchen, das für die Unterstützung von dialysepflichtigen Kinder wirbt. Der Einsatz für die zweifellos gute Sache wirkt dabei allerdings ein bisschen, als sei Stieber zu Besuch in einem Vergnügungspark.

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Ob erfahrene Berufspolitikerin oder ambitionierte Nachwuchskraft: Meist ist mit den selbst gemachten Fotos die Absicht verbunden, Nähe herzustellen. "Politiker nutzen natürlich jede Gelegenheit, um sich auch von ihrer menschlichen Seite zu zeigen. Manchmal wirkt es allerdings bemüht, wenn Lokalpolitiker in der Liga der Großen mitspielen wollen, indem sie in die Selfie-Fußstapfen von Barack Obama oder Bundespräsident Gauck treten", sagt Daniel Fiene, Social-Media-Experte bei der Rheinischen Post. "Ich bin mir nicht sicher, ob jeder Politiker weiß, was er tut." Tatsächlich fragt sich der Betrachter bei einigen Aufnahmen, ob Ironie oder einfach mangelndes Gespür für angemessene Außendarstellung das treibende Motiv für das Posten von Fotos gewesen ist.

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Bewusst spielt Philipp Tacer, Ratsherr für die Düsseldorfer SPD, auf seiner Facebookseite mit eigenen Bildern. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht er in der Reihe "Philipp looking at things" ("Philipp schaut sich Dinge an"). Vorbild ist der Blog "Kim Jong-Il looking at things", der Fotos des verstorbenen nordkoreanischen Diktators zeigt. In große Fußstapfen tritt derweil der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Rimkus: Er ließ sich bei einem USA-Besuch mit dem Anzug eines Astronauten fotografieren.

(jaw)
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