Mika Hahn Vespas sind seine große Leidenschaft

Düsseldorf · Die "Königin" ist sein Lieblingsstück. Baujahr 1954, grau-grünes Metall, Ledersitz. Man merkt ihr das Alter an, aber das macht den ganz speziellen Charme aus.

 Mika Hahn in der Classic Remise mit seinem Lieblingsstück, der Hoffmann "Königin" aus dem Jahr 1954

Mika Hahn in der Classic Remise mit seinem Lieblingsstück, der Hoffmann "Königin" aus dem Jahr 1954

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Nur noch 200 Stück gibt es weltweit von diesem Exemplar, lange hat es gedauert, bis Mika Hahn sie von einem Sammler erstehen konnte. Seine Augen leuchten, wenn er die Geschichte dieser speziellen Vespa zum Besten gibt: Hergestellt wurde sie nicht im fernen Italien, sondern in den Hoffmann-Werken in Ratingen-Lintorf. Die schlossen am 9. August 1949 einen Lizenzvertrag mit Piaggio und machten so die Produktion des italienischen Klassikers auf deutschem Boden möglich.

Eine Geschichte wie diese hat fast jedes Exemplar in Mika Hahns Sammlung historischer Motorräder und Motorroller. Einen Teil dieser Raritäten stellt der Center-Manager der Classic Remise permanent an der Harffstraße 110a aus und will so "ein Stück Düsseldorfer Stadtgeschichte zeigen", wie er selbst sagt. Denn seine Sammlerstücke sind keineswegs irgendwelche alten Motorräder - ausnahmslos alle wurden in Düsseldorf oder Umgebung hergestellt. "Die wenigsten wissen, dass sich Düsseldorf seine Bekanntheit zunächst als Industriestandort verdient hat", so Hahn. Mehr als 200 Motorradfirmen, 50 Autohersteller und Tausende Zulieferbetriebe gab es im Rheinland, viele davon auf Düsseldorfer Stadtgebiet. Von Schiffer & Stinshoff, der ersten Autofabrik in Düsseldorf, über die Auto-Union auf dem Gelände des heutigen Sprinter-Werks bis zur Rennstrecke, die einst mitten durch Oberkassel führte - Mika Hahn ist ein wandelndes Lexikon in Sachen Düsseldorfer Industriegeschichte. "Die Cecilienallee war gewissermaßen das Silicon Valley der Auto- und Motorradindustrie, hier wurden absolute Hightech-Fahrzeuge entwickelt", erklärt der Sammler, der selbst eines dieser Spitzenmodelle besitzt: die Andrees, die 1927 das erste Rennen auf dem Nürburgring gewann. Sie wurde produziert an der Neusser Straße in Unterbilk.

Die Passion für dieses ungewöhnliche Hobby kommt nicht von ungefähr: Den Startschuss gab der Sammlung vor über 30 Jahren Mika Hahns Vater Fritz-Jürgen Hahn und konnte seinen Sohn, der als kleiner Junge noch viele "Zeitzeugen" und ehemalige Rennfahrer persönlich kennenlernte, direkt begeistern.

Dazu gehören nicht nur Fahrzeuge, sondern alles, was das Sammler-Herz höher schlagen lässt: Von alten Schildern und Karten bis zu historischen Fotos finden sich viele Raritäten an den Wänden im Obergeschoss der Classic Remise. Auch ein Kinderbuch mit Zeichnungen von Elena Pongiglione, die in den 1950er-Jahren die Vespa-Werbeplakate illustrierte, hat Mika Hahn schon herausgegeben.

Nach dem Tod seines Vaters im Februar dieses Jahres ist es für ihn daher nicht zuletzt eine Ehrensache, die Sammlung und das Buch, das sein Vater zu schreiben begonnen hatte, gemeinsam mit dem großen Freundeskreis Fritz-Jürgen Hahns weiterzuführen. Julia Chladek

(RP)
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