Comiczeichner Ulf K. und seine Geschichten ohne Worte

Düsseldorf · Mit seinem blau-weiß-gestreiften Kapuzenpulli zu Chino-Hose und Chelsea-Boots fällt er modisch eher in die Kategorie unscheinbar.

 Der preisgekrönte Comic-Zeichner Ulf K. beim monatlichen Frühstück "Creative Mornings" auf dem Areal Böhler

Der preisgekrönte Comic-Zeichner Ulf K. beim monatlichen Frühstück "Creative Mornings" auf dem Areal Böhler

Foto: Andreas Endermann

Dennoch t haben Mode und Ulf Keyenburg, seines Zeichens einer der bedeutendsten deutschsprachigen Comiczeichner, eines gemeinsam: Beide stehen für eine Ausdrucksform, die ohne Worte funktioniert. Warum er am liebsten sprachlos kommuniziert, erzählte der als Ulf K. ("mein Nachname ist viel zu kompliziert") bekannte Düsseldorfer wortgewandt beim monatlichen Frühstück "Creative Mornings". Die weltweit in 130 Städten und 55 Ländern laufende Netzwerk-Reihe fand gestern zum Auftakt der CPD-Modewoche bei den "Fashion Lectures" auf dem Areal Böhler statt.

Vielleicht ist sein Vater, der früher gerne Comics gelesen hat, schuld daran, dass der in Oberhausen geborene kleine Ulf die Helden seiner Kindheit - Asterix, Tim und Struppi, Lucky Luke - wie nix verschlungen hat und bereits mit 14 Jahren wusste: "Ich werde Zeichner." Seinen Eltern sei das zwar suspekt gewesen, erinnert sich der 46-Jährige. Was ihn aber nicht hinderte, seine Begeisterung fürs stumme oder - wie er sagt - pantomimische Erzählen in Bildern konsequent zum Beruf zu machen. Schon in der Schule und während des Studiums für Kommunikationsdesign an der Folkwang-Hochschule in Essen hat er seine Zeichnungen kopiert, zu kleinen Büchern gebunden und sie an Freunde verkauft.

Sein Strich ist klar und eindeutig, mit wenigen Details erzielt er eingängig verschiedene Erzählebenen. Und zwar so erfolgreich, dass Ulf K.s Geschichten weltweit von Finnland bis Amerika in Magazinen und Zeitungen erscheinen. Bereits 2004 wurde er für seine Arbeiten als bester deutschsprachiger Comiczeichner mit dem begehrten "Max und Moritz"-Preis ausgezeichnet. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erzählt er die "Geschichten vom Herrn Keuner" unter Verwendung von Kürzestgeschichten, die Bertolt Brecht ab 1926 veröffentlichte.

Als Kind des Ruhrgebiets hat er den Wandel der Region in Bildern erzählt und die Fabrik-Schlote verschwinden lassen, und immer öfter illustriert der Vater von zwei Söhnen (elf und sechs Jahre alt) leidenschaftlich gerne Kinderbücher. So hat er zusammen mit dem ebenfalls in der Landeshauptstadt lebenden Autor Martin Ballscheit zum Beispiel das Buch "Der kleine Herr Paul" entwickelt.

Und ganz aktuell lässt Ulf Keyenburg den Weltraumpiloten "Yuri" mit einem Raumschiff durchs Weltall fliegen und fremde Planeten erkunden. Seine pfiffigen und coolen Zeichnungen tragen den Text und lassen das Abenteuer erst richtig zu einem solchen werden.

Schreibt er eigentlich, bevor er zum Zeichenstift greift, Wort für Wort das Drehbuch seiner Geschichten auf? "Nö", meint der Meister des klaren, reduzierten Strichs. "Ich denke meist sprachlos in Bildern und habe die Comicabläufe im Kopf", sagt der preisgekrönte Comic-Zeichner.

Kein Wunder also, dass Kinder überall auf der Welt seine Sprache verstehen und mit Leichtigkeit die Bücher "erlesen".

Dagmar Haas-Pilwat

(RP)
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