Zurbarán-Schau Studenten schneidern barocke Kleider

Düsseldorf · Aus 25 Meter Stoff hat er noch nie ein Kleid und schon gar keines mit so vielen Falten geschneidert. "Das war schon eine echte Herausforderung und ich habe allein zwei Tage und zwei Nächte an der Nähmaschine gesessen", sagt Marvin Majewski, 22 Jahre jung, aus dem Münsterland und Student im zweiten Semester an der Akademie Mode & Design (AMD).

Die beiden Studenten Carolien Hölzemer und Marvin Majewski mit ihren Werken, die nun im Museum zu sehen sind.

Die beiden Studenten Carolien Hölzemer und Marvin Majewski mit ihren Werken, die nun im Museum zu sehen sind.

Foto: Anne Orthen

Aus 25 Meter Stoff hat er noch nie ein Kleid und schon gar keines mit so vielen Falten geschneidert. "Das war schon eine echte Herausforderung und ich habe allein zwei Tage und zwei Nächte an der Nähmaschine gesessen", sagt Marvin Majewski, 22 Jahre jung, aus dem Münsterland und Student im zweiten Semester an der Akademie Mode & Design (AMD).

Stolz steht er vor seinem "Werk", einem opulenten Gewand, das parallel zur großen Ausstellung des spanischen Barockmalers Francisco de Zurbarán in einer Sonderschau im "Belvedere" des Museums Kunstpalast im Ehrenhof zu sehen ist.

Auch seine Mitstudentin Carolien Hölzemer (20) hat seit Januar viele Stunden in das von ihr entworfene und wie eine Zwangsjacke anmutende Kostüm mit dem Titel "jailed" (gefangen) investiert. Denn die beiden angehenden Modedesigner hatten als Semesterarbeit die Aufgabe, sich mit der zeitgenössischen Umsetzung eines historisch inspirierten Gewandes zu beschäftigen.

"Und da ist Zurbarán, der Meister des Details, der auch Jahrhunderte später noch große Modemacher wie Cristóbal Balenciaga beeinflusst hat, eine spannende Ideen-Quelle", sagt Carolien. Sie hat sich als Vorlage das Gemälde des Heiligen Ambrosius ausgesucht, das den Mönch in seiner strengen Kutte mit verschränkten Armen zeigt. Zu anfangs ist sie frei künstlerisch mit Collagen gestartet, dann hat sie Nesselstoff auf einer kleinen, dann auf einer großen Büste drapiert und erst dann ging es an den richtigen Stoff.

"Wir sollten experimentell und skulptural dreidimensionale Körper-Gebilde schaffen", erklären Carolien und Marvin den kreativen Prozess. Dabei standen stets die Stofflichkeit, das Spiel von Licht und Schatten im Mittelpunkt, denn der spanische Maler hat wie kaum ein anderer das Thema "Falten" immer und immer wieder bearbeitet. Dadurch, dass an der AMD sportive und technische Materialien wie Polyester oder Jersey-Neopren verwendet wurden, haben die Studierenden unter Leitung der Professoren Claus Bortas und Ines Majowski die Exponate Zurbaráns eindrucksvoll in die "Jetzt-Zeit" transferiert. Die beiden Studenten, die sich neben Mode und Philosophie sehr viel mit Kunst beschäftigen, wurden für ihre Werke mit Einser-Noten belohnt.

Insgesamt sind in der Sonderschau, die bis 31. Januar besucht werden kann, zwölf sehenswerte Kostüme ausgestellt. Und sie eröffnen den Museumsbesuchern einen ganz neuen Blick auf die Kleider, die einst Zurbarán für seine Heiligenfiguren entworfen und gemalt hat.

Dagmar Haas-Pilwat

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort