Auma Obama Obamas Schwester sieht Flüchtlinge als Bereicherung

Düsseldorf · Warum? Das ist ihre Lieblingsfrage, mit der geht sie anderen gerne auf die Nerven. Das war schon als Sechsjährige in der Schule so, als sie nie sicher war, ob das Schulgeld fürs nächste Jahr reicht. Und das ist heute nicht anders: Auma Obama (55) aus Kenia, die Halbschwester des US-Präsidenten Barack Obama, mischt sich in die Debatte um die Flüchtlingskrise ein.

 Auma Obama, Halbschwester des US-Präsidenten, sprach im Congress-Center der Messe vor 2000 Schulleitern.

Auma Obama, Halbschwester des US-Präsidenten, sprach im Congress-Center der Messe vor 2000 Schulleitern.

Foto: Andreas Endermann

Warum? Das ist ihre Lieblingsfrage, mit der geht sie anderen gerne auf die Nerven. Das war schon als Sechsjährige in der Schule so, als sie nie sicher war, ob das Schulgeld fürs nächste Jahr reicht. Und das ist heute nicht anders: Auma Obama (55) aus Kenia, die Halbschwester des US-Präsidenten Barack Obama, mischt sich in die Debatte um die Flüchtlingskrise ein.

Sie appelliert an die Schulen, Flüchtlingskinder als Bereicherung zu verstehen; und sie geht der Frage auf den Grund: Warum werden Kinder in aller Welt so wenig gesehen, gehört und ernst genommen?

Auma, die Frau mit dem weltbekannten Nachnamen, den temperamentvoll-leuchtendenden Augen, das Haar frisiert im Afro-Zopf-Look, ist emotional und nahbar, sie redet Klartext und zwar auch in perfektem Deutsch. Davon konnten sich 2000 Schulleiter live überzeugen, als die promovierte Soziologin und Germanistin aus Nairobi (sie hat in Deutschland studiert und gelebt), im überfüllten Saal 1 des Messe-Congress-Centers mit einem Vortrag den Deutschen Schulleiterkongress (DSKL) eröffnete.

Eine ihrer Botschaften: Die Schule muss Plattformen schaffen, auf denen junge Menschen Selbst-Verantwortung lernen, nach dem Motto "Du bist deine Zukunft - Lebenslust statt Lebensfrust". Als Gründerin der Stiftung "Sauti Kuu - starke Stimmen" will sie Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien "ihre Erde wieder schmackhaft machen. Sie sollen sich von ihrem Landanbau selber versorgen können und in einem zweiten Schritt aus der Landwirtschaft ein Geschäft machen", sagt Obama. Mit dem Geld könnten sie dann in die Stadt gehen, studieren oder in einem zuvor erlernten Beruf arbeiten. Klassische Entwicklungshilfe lehnt sie ab. Das Geld mache die Menschen passiv, nehme ihnen das Selbstvertrauen. "Armut ist keine Entschuldigung, jeder kann trotzdem was aus seinem Leben machen", betont die 55-Jährige. "Wir arbeiten mit den Stärken, nicht mit den Schwächen der Kinder."

Leidenschaftlich appellierte die Kenianerin an die Schulleiter, die Eigenverantwortlichkeit ihrer Schüler zu stärken. Sie prangert an, dass in der Flüchtlingsdebatte zwar über die Flüchtlinge, aber nicht mit ihnen geredet wird. "Sie müssen eine eigene Stimme bekommen. Das beginnt in der Schule und formt die Gesellschaft." Was ihre eigenen Landsleute angeht, will sie nicht von Wirtschaftsflüchtlingen sprechen. "Niemand verlässt freiwillig seine Heimat. Diese Menschen sehen für sich keine andere Chance mehr", sagt Obama. Als einen Ausweg aus dem Dilemma gibt sie ein Beispiel zum Besten: "Um uns zu füttern, gab es man uns Fisch. Dann sollten wir den Fisch besser selber angeln. Doch warum fragt keiner: Esst ihr überhaupt Fisch?" Langanhaltender Beifall für eine engagierte Frau, die ihren "Plan B", den Weg zu sich selbst gefunden hat.

Dagmar Haas-Pilwat

(RP)
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