Youtube-Star Matt kann nicht tanzen und geht damit auf Tournee

Düsseldorf · Irgendetwas nicht gut zu können und damit sein Leben finanzieren: Das geht zwar nicht nur im Internet, aber im Internet geht es besonders gut. Ein Meister dieses Fachs ist Matt Harding, der 39 Jahre alt ist und aus Seattle kommt.

 Matt Harding (in der blauen Sweat-Jacke) hat in seinem Leben schon an vielen Orten getanzt. Nun kann er auch den Volksgarten abhaken.

Matt Harding (in der blauen Sweat-Jacke) hat in seinem Leben schon an vielen Orten getanzt. Nun kann er auch den Volksgarten abhaken.

Foto: Andreas Endermann

Irgendetwas nicht gut zu können und damit sein Leben finanzieren: Das geht zwar nicht nur im Internet, aber im Internet geht es besonders gut. Ein Meister dieses Fachs ist Matt Harding, der 39 Jahre alt ist und aus Seattle kommt.

Da hält er sich allerdings nicht so oft auf, denn sein Job ist es, durch die Welt zu reisen und an den wahrscheinlichsten und unmöglichsten Orten zu tanzen. In Syrien, Nordkorea, Kirgistan, auf Bergen, am Meer, auf berühmten Plätzen und Flugzeugträgern, mit Häuptlingen, Soldaten, Hochzeitsgesellschaften.

Fünf Filme sind so seit 2005 entstanden. Zelebriert wird, von einem eingängigen Song unterlegt, meist Bewegung in Kindermanier, eine Art zu tanzen, die Matt nie verlernt oder verbessert hat - und so tanzt nun der Globus mit. Der Amerikaner lässt sich aber auch auf Abenteuer ein, wirft sich etwa beim Wiener Opernball in den Smoking und walzt eine Runde im Kreis. Matt hat einen eigenen Youtube-Kanal, rund 100 Millionen Mal sind seine Filme bereits angeklickt worden.

Der Mann ist also ein Star im digitalen Paralleluniversum, das zeigt sich am Samstag am Zeitfeld am Volksgarten und später am Burgplatz. Matt war gerade in London und Paris, und nun ist Drehtag in der Landeshauptstadt. Während Motsi Mabuse & Co im Maritim-Hotel anlässlich des Tanzlehrerkongresses zeigen, wie "Let's Dance" richtig geht, stehen gut 250 Menschen in Oberbilk im Grün. Wer denkt, da machen sich nur Düsseldorfer ein Nachmittagsvergnügen, der irrt.

Zwar wird beim "Warm up" aus mehr als hundert Kehlen spontan das Altbierlied intoniert, aber es sind sehr viele Niederländer, Belgier und sogar Franzosen angereist, die beim rhythmischen Hüpfen und Jubeln mitmachen möchten. "Wir waren schon in Paris", sagt Franck Wojciechowski aus Lille, der Frau und Kind im Schlepptau hat. Jonathan Bion aus Belgien handelt mit Drohnen und lässt diese über dem Spektakel kreisen.

"Das ist unser Wochenendausflug", sagen Uli und Fabian Schlenz aus Iserlohn, die sich mit Söhnchen Henry auf dem Arm einreihen. Hardings Mitstreiter Elan Lee dirigiert die Gruppe, bis alle an der richtigen Stelle stehen. Er ist ein Fan des technischen Fortschritts, denn während er vor einigen Jahren noch mit großer Kamera durch die Lande zog, hantiert er nun mit dem Smartphone.

Nach 25 Minuten ist der Job getan, und Matt ist bereit, eine Stunde für Selfies zu posieren und Autogramme zu schreiben. Immer lächelnd, und immer muss er in der infantilen Tanzpose aufs Bild. Er dankt Julia Yu, die Sprachlehrerin hat ihm das Zeitfeld per E-Mail empfohlen, Matt findet das Kunstwerk "einmalig, es hat einen hohen Wiedererkennungswert". Die Leute spenden fünf bis zehn Euro und bekommen dafür Sticker, so viel sie wollen.

Der Berg Scheine auf dem Rasen verrät, dass er aufs Sponsoring durch eine Kaugummi-Firma nicht mehr unbedingt angewiesen ist. Und warum das alles? "Es ist toll zu sehen, wo er schon überall war", sagt Michael Krill. Seine Partnerin Simone Hustemeier spricht von "einem tieferen Vergnügen". Matt zeige, dass die Menschen überall positiv sein wollten. Die Fröhlichkeit verbinde. Wohl deswegen hat die Nasa die Filme schon zwei Mal auf ihre Homepage genommen.

Uwe-Jens Ruhnau

(RP)
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