Mantaclub Düsseldorf Manta trotz Abi

Düsseldorf · Volkswagen, der Deutschen eigentlich liebster Autobauer, steht knietief im Dreck. Gepfuscht wurde massiv bei den Abgaswerten, und schon ist der grundsolide VW Gegenstand plumper Stammtisch-Witze.

 (V.l.) Frank Trenke neben seinem voll-getunten Manta Baujahr 1987, Marianus Machtemes mit dem Original von 1977 und Vereinschef Thomas Hassel, der gleich drei Mantas hat.

(V.l.) Frank Trenke neben seinem voll-getunten Manta Baujahr 1987, Marianus Machtemes mit dem Original von 1977 und Vereinschef Thomas Hassel, der gleich drei Mantas hat.

Foto: Anne Orthen

(Beispiel gefällig: "Schatz, sag was Schmutziges!" - "Passat Variant 2.0 TDI"). Das haben die Anhänger einer anderen ur-deutschen Automarke schon lange hinter sich: die Opelfreunde. Genauer gesagt: die Mantafahrer. Dabei wurde bei Opel am Manta nicht gepfuscht. Im Gegenteil. Der Manta war grundsolide Serientechnik aus dem Opel Ascona.

Grund für den Spott bei den Mantawitzen der 90er Jahre waren nicht die Mantas, sondern deren Fahrer. Doch die Zeiten sind lange vorbei. Laut Kraftfahrbundesamt gab es im Jahr 2013 nur noch 3787 in Deutschland zugelassene Mantas. Ein gutes Dutzend davon fährt in der Landeshauptstadt. Der Manta-Club Düsseldorf hat es sich auf die Fahnen geschrieben, den Kult-Opel zu retten.

"Steht ein Manta vor der Uni." Das ist der Lieblingswitz von Thomas Hassel. Er ist Vorsitzender des Mantaclub Düsseldorf. Und er hat den Witz Wirklichkeit werden lassen. "Ich bin damals zur Hochschule mit dem Manta gefahren, Ende der 1980er Jahre, da hatten solche Witze gerade Hochkonjunktur", sagt der Mann, der von Beruf Regierungsamtsrat ist. Ganz so mutig war sein Vereinskollege Frank Trenke nicht.

"Ich hab mir für die Fahrt zur Meisterprüfung extra nen anderen Wagen ausgeliehen", sagt der Dachdeckermeister. Haben die Witze genervt? "Mich niemals", sagt Hassel, der einen Manta fährt, seit er seinen Führerschein 1985 gemacht hat. "Mir ist noch nie einer erzählt worden", sagt der 35-jährige Marianus Machtemes. Das Klischee vom Mantafahrer verstehe knapp 25 Jahre nach dem Film "Manta Manta" mit Til Schweiger und Tina Ruland sowieso keiner mehr, da sind sich die Mantaclub-Mitglieder einig. Denn aus dem Ruhrpott-Prollauto der 1980er Jahre, eine Million Stück wurden zwischen 1970 und 1988 gebaut, ist heute ein begehrter Youngtimer geworden.

Knapp zehn Mitglieder hat der Mantaclub Düsseldorf. Und als müsste das Klischee erfüllt werden, bestellten wir uns beim Vereinstreff im Sportheim Niederheid in Reisholz Pommes mit Schaschlik. Die Mantafahrer aßen aber der Vorsicht vor Vorurteilen halber nichts - auch nicht Currywurst-Pommes.

Doch warum ausgerechnet Manta? "Vom Ferrari konnte man doch nur träumen. Der Manta war der realisierbare Traum", sagt Trenke. Für seine Tochter Nadine macht er gerade einen eigenen Manta zurecht. "In meiner Generation gibt es gegen den Wagen gar keine Vorurteile", sagt die 19-Jährige.

Und wie heizt es sich über Düsseldorfs Straßen mit einem Manta? Die Manta-Fahrer reagieren entrüstet. "Wir heizen nicht", sagt Machtenes, der einen Manta Baujahr 1977 fährt. "Wir fahren materialschonend", sagt Machtenes und erhält breite Zustimmung aus dem Club. Der Manta ist heute kein Raser-Auto, sondern ein echtes Liebhaber-Stück, das gehätschelt und gepflegt wird. Nach dem Fototermin etwa fahren die Manta-Fans ihre Opel erst einmal auf die andere Seite des Parkplatzes. Unter den Bäumen, in denen möglicherweise Vögel sitzen und Dreck machen, können die Mantas unmöglich längere Zeit stehenbleiben.

Mit dem Club treffen sie sich einmal im Monat. Bei den Treffs geht es viel um Technik. In den Sommermonaten geht es zu zahlreichen Mantatreffen, viele davon in Holland, wo es die zweitgrößte Manta-Flotte gibt. Dort gab es übrigens auch vor 25 Jahren keine Witze über Mantafahrer. Aber neuerdings schaffte es ein Manta dort wieder in TV und Kinos. In der Serie "New Kids", die sich um eine Horde arbeitsloser und stehlender Mittzwanziger dreht, spielt ein grüner Manta die zentrale Rolle. Thorsten Breitkopf

(RP)
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