Mohammad Vahabzadeh Krawattenmann wollte Supertalent sein

Düsseldorf · Der Pennerpalast schließt. Oder vielleicht auch nicht. So genau lässt sich die Frage nicht beantworten. Und Mohammad Vahabzadeh, der das eigentlich wissen müsste, kann oder will es nicht sagen.

 Sein Krawattengeschäft „Pennerpalast“ ist gleichzeitig auch Düsseldorfs einziges Krawattenmuseum: Mohammad Vahabzadeh zeigt eine Auswahl seiner mehr als 7000 Exemplare.

Sein Krawattengeschäft „Pennerpalast“ ist gleichzeitig auch Düsseldorfs einziges Krawattenmuseum: Mohammad Vahabzadeh zeigt eine Auswahl seiner mehr als 7000 Exemplare.

Foto: Bretz, Andreas

Der Pennerpalast schließt. Oder vielleicht auch nicht. So genau lässt sich die Frage nicht beantworten. Und Mohammad Vahabzadeh, der das eigentlich wissen müsste, kann oder will es nicht sagen.

In den Schaufenstern des Pennerpalastes jedenfalls hängen Zettel, die einen Umzug, eine Geschäftsaufgabe, eine Schließung ankündigen. Kräftige Prozente verspricht Vahabzadeh demjenigen, der jetzt eine Krawatte kauft. Gute Zeiten für Krawattenfreunde also.

Der inoffizielle Düsseldorfer Krawattenträger des Jahres und gewiss auch des Jahrzehnts ist Mohammad Vahabzadeh, 70 Jahre alt, Perser, 1974 Deutscher Tischtennismeister mit Borussia Düsseldorf, seit 43 Jahren in der Stadt. Der Pennerpalast ist sein Palast - Krawattenmuseum und Krawattengeschäft an der Graf-Adolf-Straße. Krawatten jeder Farbe, jedes Stoffes, jeder Musterung bietet Vahabzadeh an. Mehr als 7000 hat er in seiner Sammlung.

Vor Kurzem war Vahabzadeh beim Casting für die RTL-Sendung "Das Supertalent" in Oberkassel. Eigentlich habe er nur zugucken wollen, erzählt er. Aber dann ist ihm das zu langweilig geworden. Der Iraner entschied, sein Talent der Jury des Privatsenders vorzuführen. Seine Stimme sei nicht so ausgefeilt, erzählt er von seinem Abenteuer. Deswegen habe "Mister Mo", wie er sich nennt, die Jury gebeten, bei seinem Auftritt vorrangig auf den Text zu achten. "Wenn ich gut singen könnte, wäre ich zu ,Deutschland sucht den Superstar' gegangen", erzählt er. "Sehr lustig und bedeutungsvoll", findet Vahabzadeh das Lied, das er für seinen Besucher kurzerhand noch einmal anstimmt. Es geht vor allem um George Clooney, um Hollywood, um Rainer Calmund. Wie RTL das Lied fand, weiß er nicht. Erst habe man ihm signalisiert, dass es weitergehe für ihn, womit er tatsächlich im Fernsehen gewesen wäre. Aber später, so erzählt Mister Mo, habe sich nach einem konfusen Interview, bei dem er Tischtennis spielen sollte und dann aus der Puste war, niemand bei ihm gemeldet. Vahabzadeh war offenbar nicht die Art Supertalent, die RTL sucht. Der Mann, der von und mit Krawatten lebt, vermutet, dass RTL von seiner Gläubigkeit, die er in einem Fragebogen offenbarte, abgeschreckt war. Für ihn steht fest: "Ich bin von der RTL-Jury enttäuscht." Der Sender bestätigte auf RP-Anfrage, dass Mohammad beim Casting war. Mehr allerdings auch nicht.

Vielleicht ist es für Mohammad Vahabzadeh gut, dass er den RTL-Fängen wieder entkommen ist. Jetzt kann er sich auf sein Krawattengeschäft konzentrieren. Das zieht auch tatsächlich um. Die Frage ist bloß: Wann? Am Wehrhahn hat er Räume gefunden, die günstiger und größer sind als die aktuellen. Aber es gibt noch Unstimmigkeiten mit den Vermietern. So gerne will Vahabzadeh auch gar nicht darüber reden. Lieber über sein Abenteuer bei RTL.

Mohammad Vahabzadeh ist eine ziemliche Wundertüte. Ein freundlicher Mann, der Tee anbietet und auch eine Krawatte in der Lieblingsfarbe. Dass er mal Tischtennisprofi war und für Iran an drei Weltmeisterschaften teilgenommen hat, das kann man sogar schon bei Wikipedia erfahren. Henning Rasche

(RP)
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