Kontroverse um Karnevalsprinz O weh statt Helau! Ob dieser Prinz kütt?

Düsseldorf · Der neue Karnevalsprinz Christian ist noch nicht ganz offiziell gekürt, da gibt es schon Ärger: Zu viel Selbstbewusstsein soll er vor sich hertragen, findet das CC, zu wenig Bühnenpräsenz mitbringen.

 Der designierte Karnevalsprinz Christian Erdmann (l.) beim Fassanstich Mitte Oktober im Schlösser Quartier Bohème, bei dem er Gesellschafter ist.

Der designierte Karnevalsprinz Christian Erdmann (l.) beim Fassanstich Mitte Oktober im Schlösser Quartier Bohème, bei dem er Gesellschafter ist.

Foto: Anne Orthen

Die Karnevalisten und ihr Prinzenpaar - das sieht nach außen meist fröhlich aus, aber hinter den Kulissen gab es häufig Ärger. Mal flippte die Venetia aus und verlor auf der Bühne nicht nur die Fassung, sondern auch ihre Orientierung. Mal nahmen Prinz und Venetia den Job sehr persönlich und sparten sich das zweite Hotelzimmer, mal war - lange her! - die sexuelle Orientierung des Pritschenträgers nicht genehm, mal passte seine Auffassung von "ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren" rein mengenmäßig nicht ins Konzept. Da war oft Schluss mit lustig.

Aber der aktuellste Knatsch der Pappnasen ist von einer gänzlich neuen Dimension: Es geht um die Außendarstellung von Prinz Christian, der das übrigens offiziell ja erst am 18. November bei der Proklamation wird, falls nichts schief geht.

Denn dieser Christian (bürgerlich: Erdmann) ist nach Einschätzung einiger Leute des Carnevals Comitee (CC) allzu reichlich mit einer raumgreifenden Eigenheit ausgestattet, die er für Selbstbewusstsein hält.

Zu wenig Bühnepräsenz, zu viel Eigenwerbung, findet das CC

Die Herren mit den ganz großen Bommeln an den Mützen und prächtigen Uniformen, alle seit Jahren aktiv in der Helau-Branche, sind verstimmt, weil ihr Prinz sich schlicht nichts sagen lässt und der festen Überzeugung ist, sein Job als Wirt des Quartier Bohème an der Ratinger Straße und einige frühere Engagements als Moderator seien ausreichende Vorbereitung für etliche hundert prinzliche Auftritte bis Aschermittwoch. Selbst ein professionelles Coaching brachte nicht den erwünschten Durchbruch, wie die entnervte Fachkraft am Ende resümierte.

Da die Verantwortlichen ihn mehrmals live erlebten, sind sie - übereinstimmend - zu der höflich formulierten Einschätzung gekommen, die Bühnenpräsenz der vermeintlichen Rampensau sei qualitativ ausbaufähig. Leider sieht der Betreffende das ganz anders und ist das, was in Vorstandsetagen über manche Bosse geraunt wird: beratungsresistent. Dass es klare Absprachen, auch schriftlich, mit dem CC gibt, ficht den wackeren Wirt nicht an, er will sein eigenes Ding verzapfen und zieht das bislang auch durch.

"Bohemien Karneval" statt "Uns kritt nix klein"

Dass er dafür auch einen eigenen Slogan ersann, ließ die Stimmung - um im berufsbedingten Bild zu bleiben - nun überschäumen wie ein schlecht gezapftes Pils. Prinz Christian will nämlich unter dem Motto "Bohemien Karneval" durch die Säle ziehen. Dass das an sein Quartier erinnert, hält nur der für bloßen Zufall, der von solchen Sachen keine Ahnung hat und glaubt, Karneval habe was mit Humor zu tun. Es wäre ungefähr so, also ob Ex-Prinz Josef Hinkel (Bäcker) damals als Motiv "Ich backe keine kleinen Brötchen" gehabt oder Thomas Merz (Zirkus-Chef) seinerzeit "Manege frei, dä Prinz kütt" erwählt hätte.

Kurz: das geht nicht, plumpe Werbung, befanden die Oberen des CC, und verboten den Spruch. Bei einem Krisengespräch vor wenigen Tagen, unter anderem mit CC-Vize Stefan Kleinehr und seinem Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann nahm man den renitenten närrischen Regenten in spe erneut ins Gebet, aber vergebens - er bleibt dabei: Sein Slogan sei kurz und prickelnd, während der offizielle des CC ("Uns kritt nix klein - Narrenfreiheit, die muss sein") viel zu umständlich und lang sei.

Karnevalisten sind ratlos

Nun kratzt man sich am Haar unter der prächtigen Narrenkappe und weiß nicht weiter. Den Rausschmiss des Aufmüpfigen (das wurde ernsthaft erwogen!) wagt man wenige Tage vor dem Sessionsstart am 11.11. (bislang) nicht, wohl wissend, dass auch Christian das weiß und sich daher stark genug fühlt, weiterzumachen. Augen zu und durch oder ein Ende mit Schrecken? Der Ausgang des Streits ist offen. Ein Insider, der dem Führungskreis des CC nahe steht, brachte es auf den Punkt: "Die haben schon den Rosenmontagszug wegen Sturms abgesagt. Wenn die jetzt auch noch den Prinz feuern, wäre das schon ziemlich einmalig."

(ho)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort