Bestseller-Autor Kaminer würzt Wein mit Anekdoten

Düsseldorf · Über Weißwein lässt sich schlecht streiten, aber über Rotwein kann man Kriege führen." So erklärt Autor Wladimir Kaminer seine Liebe zum Rotwein. Diese teilte er mit den Düsseldorfern in der Vindega im Medienhafen.

 Der Leiter der Vindega, Björn Schwethelm (l.), hat den Autor Wladimir Kaminer zu einer Signier- und Erzählstunde eingeladen.

Der Leiter der Vindega, Björn Schwethelm (l.), hat den Autor Wladimir Kaminer zu einer Signier- und Erzählstunde eingeladen.

Foto: Andreas Endermann

Über Weißwein lässt sich schlecht streiten, aber über Rotwein kann man Kriege führen." So erklärt Autor Wladimir Kaminer seine Liebe zum Rotwein. Diese teilte er mit den Düsseldorfern in der Vindega im Medienhafen.

Die konnten sich dort von ihm die Weine des Weinguts "Jardi la Vica" empfehlen und sich die schönsten Flaschen signieren lassen. Kaminer - der vor allem für seinen Roman "Russendisko" bekannt ist - blieb jedoch selber hauptsächlich bei Wasser und Kaffee. Er hatte am Abend zuvor schon die verschiedenen Weine durchprobiert und für sehr gut befunden. "Aber heute kann ich erstmal keinen Wein mehr riechen, " erklärt der 48-Jährige mit schelmischem Grinsen.

Stattdessen unterhielt er die Gäste mit Anekdoten. Über die Dortmunder und ihren Weihnachtsbaum, zum Beispiel. "Das ist nämlich der größte der Welt. Der wird aus ganz vielen kleinen Bäumen zusammengesteckt: Davon kann Düsseldorf nur träumen!", so Kaminer. Oder über Steinschafe. Die hat der Autor im Allgäu kennengelernt, wo er letzte Woche für einen Dreh unterwegs war. Nach Düsseldorf zu kommen, wäre im Vergleich dazu schon ein Kulturschock gewesen, scherzt er. Die Stadt bestehe eben nicht nur aus Kühen wie das Allgäu, sondern hauptsächlich aus "großen Autos und verrückten Pärchen". Trotzdem mag Kaminer Düsseldorf und ist schon häufiger hier gewesen.

Auch im Zakk, wo er am späteren Abend mit seinem Programm "Das Leben ist keine Kunst" auftrat. Angekündigt als Lesung, ist es eigentlich mehr eine Stand-Up-Comedy Show. Gekonnt verknüpft er Anekdoten aus seinem Leben in Brandenburg mit Geschichten von seinen Reisen. Erzählt von Problemen mit seinen Kindern und berichtet vom Kampf seiner 84-jährigen Mutter mit ihren Pfunden und mit der neuen Technik. Eigentlich alles relativ alltäglich. Das Besondere ist die Art und Weise, wie er es schafft, mit seinen Worten Bilder zu malen. Man sieht seine Mutter förmlich vor sich, wie sie mit ihrer sprechenden Fitness-Uhr streitet und diese dann aus purer Verzweiflung im Klo hinunterspült. Spätestens nach dieser Geschichte hat Kaminer das Publikum vollkommen auf seiner Seite - die Chemie stimmt. Und auch bei der anschließenden "Russendisko" nimmt die Stimmung nicht ab. Dafür hat sich Kaminer umgezogen - sein vormals komplett schwarzes Outfit wird von einem T-Shirt mit rot silbernem Glitzer-Print abgelöst. Jetzt ist er der DJ, nicht mehr der Autor. Auf seinen Plattendecks spielt er russischen Pop und Folklore. Er selbst hüpft und springt dabei über die Bühne. Singt lauthals mit und hat sichtlich Spaß daran, gemeinsam mit den Düsseldorfern zu feiern. Die danken es ihm, indem sie genauso frenetisch mittanzen, klatschen und singen. Nur eins können sie nicht: sich entscheiden, als was er denn jetzt besser sei - als DJ oder Autor? "Der ist einfach durch und durch genial!", bringt es ein Zuschauer auf den Punkt, bevor er sich wieder umdreht und weiter mit breitem Grinsen über die Tanzfläche wirbelt. Meike Glass

(RP)
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