Abschied Gesicht und Stimme der Feuerwehr

Düsseldorf · Es war sein definitiv letzter Vormittags-Termin. Nach 39 Jahren bei der Feuerwehr, Nachtschichten, Wochenenddiensten und Alarmbereitschaften, werde er sich nie wieder vor elf verabreden, sagte Dieter Seiter gestern. Ausschlafen steht auf seinem Ruhestandsprogramm nicht als einziger Punkt: Opa sein, mit der Frau auf Reisen gehen und "in Bewegung bleiben", das hat der 60-Jährige vor, der lange Zeit eins der Gesichter der Feuerwehr war.

 Nach 39 Jahren bei der Feuerwehr ist Dieter Seiter gestern in den Ruhestand gegangen.

Nach 39 Jahren bei der Feuerwehr ist Dieter Seiter gestern in den Ruhestand gegangen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es war sein definitiv letzter Vormittags-Termin. Nach 39 Jahren bei der Feuerwehr, Nachtschichten, Wochenenddiensten und Alarmbereitschaften, werde er sich nie wieder vor elf verabreden, sagte Dieter Seiter gestern. Ausschlafen steht auf seinem Ruhestandsprogramm nicht als einziger Punkt: Opa sein, mit der Frau auf Reisen gehen und "in Bewegung bleiben", das hat der 60-Jährige vor, der lange Zeit eins der Gesichter der Feuerwehr war.

Er hat vom Flughafenbrand berichtet und von der dramatischen Suche nach Verschütteten unter den Trümmern an der Krahestraße. Er hat geduldig auch auf die dümmsten Fragen (Ein TV-Reporter am Flughafen: Warum schicken Sie keine Suchhunde in den Rauch?) geantwortet, und sich bemüht, die Feuerwehrtechnik bürgernah zu erklären. Das war 1985 der Anlass dafür, dass die Düsseldorfer Feuerwehr überhaupt eine Pressestelle eingerichtet hat: In der Kellerdisco im Breidenbacher Hof hatte es gebrannt, Stunden später war das Feuer in den Frühstücksraum des Hotels durchgebrochen. Das konnte man der Öffentlichkeit nicht in der Fachsprache des Einsatzleiters erklären, da musste gewissermaßen ein Dolmetscher ran, der die komplexen Mechanismen eines Feuers verständlich macht.

Durch "Handauflegen" wurde Seiter mit Wolfgang Röhr und Jürgen Leineweber für den Job ausgewählt, der damals noch neben der eigentlichen Arbeit lief, und einiges bewirkte. Etwa die Neuausstattung der Rettungswagen. Dass die Öffentlichkeit ein zeitgemäßes, ärztliches Equipment von ihrem Rettungsdienst erwartete, war durch den neuen Dialog mit der Presse klar geworden.

Heute, sagt Dieter Seiter, spielt seine Feuerwehr in der Bundesliga der Feuerwehren auf einem sicheren Champions-League-Platz. Und ja, sie ist noch immer "seine" und wird es bleiben. Feuerwehr ist Familie, sagt der gebürtige Pfälzer, der als gelernter Maler und Lackierer mit 19 Jahren als Bauleiter nach Düsseldorf und über Bande zur Feuerwehr kam: Eine Kollegin seiner Frau war mit einem Handwerker verheiratet, der den Torbogen an der Feuerwache Hüttenstraße sanierte. Das war Seiters bis dahin erster Kontakt zur Feuerwehr, für die er 1977 seinen alten Job aufgab.

Neben den großen Ereignissen sind es vor allem die vielen kleinen, die ihm in Erinnerung geblieben sind, die alte Dame, die so dankbar war, als Seiter mit einem Kollegen eine Ratte aus ihrer Küche holte (Lehre daraus: Ratten überleben einen Sturz vom Balkon im vierten Stock), die Hausgemeinschaft an der Adersstraße, die ein Fest für seine Mannschaft gab, die einen Wohnungsbrand gelöscht hatte. "Wir riskieren unser Leben für die Menschen in dieser Stadt", sagt Seiter. "Es ist schön, wenn dafür auch ein ehrliches Dankeschön zurück kommt."

Das gab es auch von Feuerwehrchef Peter Albers, der lange mit Seiter gearbeitet hat. Und dazu ein beachtliches Lob: Der bundesweit für seine klugen und besonnenen Antworten beim Amoklauf in München hochgelobte Sprecher der dortigen Polizei könnte "ein Schüler von Dieter Seiter gewesen sein". Dem stimmt - an dieser Stelle ausnahmsweise - auch die Autorin aus persönlicher Erfahrung zu. Stefani Geilhausen

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort