Horst-Ausstellung Familientreffen der gerahmten Art

Düsseldorf · Andreas Endermann hat seinen Onkel immer in der Hosentasche. Wenn er sein Handy herausholt und einschaltet, sieht er als erstes das berühmte Foto "Corset by Detolle for Mainbocher", das sein Onkel Horst P. Horst 1939 gemacht hat.

 Andreas Endermann, Neffe von Horst P. Horst, Kuratorin Susanna Brown und Alain Bieber (NRW-Forum) in der Ausstellung "Photographer of style".

Andreas Endermann, Neffe von Horst P. Horst, Kuratorin Susanna Brown und Alain Bieber (NRW-Forum) in der Ausstellung "Photographer of style".

Foto: HJBA

Andreas Endermann hat seinen Onkel immer in der Hosentasche. Wenn er sein Handy herausholt und einschaltet, sieht er als erstes das berühmte Foto "Corset by Detolle for Mainbocher", das sein Onkel Horst P. Horst 1939 gemacht hat.

Es ist nun als eines der Hauptwerke in der Ausstellung "Horst: Photographer of style" im NRW-Forum zu sehen, die am Freitag zum Auftakt des Düsseldorfer Photo-Weekends eröffnet wurde. Endermann, der als Fotograf für die Rheinische Post arbeitet, erzählte dort auf sehr persönliche Weise über den Künstler.

Das erwähnte Foto kennt der Düsseldorfer länger als seinen Urheber. Seine Großmutter und seine Großtante sprachen zwar immer mal wieder von einem Verwandten in Amerika, aber nicht, wer der Mann war. Endermann absolvierte eine Ausbildung zum Fotografen, stieß dabei auf Bilder von Horst P. Horst und wurde unter anderem wegen des einmaligen Einsatzes von Licht ein großer Fan. Erst später erfuhr er, dass eben genau dieser der Onkel in Amerika ist.

Wobei Onkel die sehr vereinfachte Version des Verwandtschaftsverhältnisses ist. Endermann ist der Enkel der Cousine des Künstlers, der der Einfachheit halber sagte "Sag einfach Onkel." Das war beim Besuch des Neffen Ende der 80er Jahre in den USA. "Man betritt das Haus eines großen Künstlers und auf einmal ist man bei der Familie." Die beiden hielten Kontakt - bis zum Tod Horsts Ende 1999.

Dass es nun zum Familientreffen der gerahmten Art kommt, ist eher ein Zufall. Kuratorin Susanna Brown hat sechs Jahre nach Werken und Spuren von Horst P. Horst gesucht und für die Ausstellung im Victoria-and-Albert-Museum zusammengestellt. "Wir erzählen die Geschichte einer außergewöhnlichen, 60-jährigen Karriere - mit den großen Ikonen und den weniger bekannten Schätzen", sagte Brown gestern im NRW-Forum. Anlässlich der Ausstellung in London lernte sie auch Horsts Familie aus Deutschland kennen. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch einige Kandidaten für das einzige Gastspiel der Schau in Deutschland. Düsseldorf erhielt schließlich den Zuschlag - und ermöglicht ein Wiedersehen und ein Weiterlernen. "Durch Susanna habe ich noch einmal viel über meinen Onkel gelernt", sagt der Neffe.

Welchen Rang die Ausstellung hat, zeigte der große Andrang bei der Eröffnung (unter den Gästen waren Wagenbauer Jacques Tilly, die kommissarische Leiterin des Hetjens-Museums Daniela Antonin und Düsseldorf-Festival-Chefin Christiane Oxenfort) und die Hommage eines früheren Auftraggebers. Die Zeitschrift Vogue, für die Horst viele seiner bekannten Bilder gemacht hat, widmet dem Künstler in ihrer aktuellen Ausgabe ein Special und nennt die Ausstellung in Düsseldorf einen Pflichttermin.

(hdf)
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