Traditionsgeschäft Ein halbes Jahrhundert voller Blumen

Düsseldorf · Der Chachacha-Bär singt und tanzt im Regal, dassman Angst hat, er könnte herunterfallen. "Aber nein", beruhigt Alex Eberhardt. "Der fällt nicht runter." Er muss das wissen, denn er hat den Chachacha-Bären oft tanzen sehen in den letzten 50 Jahren. Für die Kinder steht der Spielzeugbär im Regal.

 Elli und Alex Eberhardt in ihrem Blumenladen.

Elli und Alex Eberhardt in ihrem Blumenladen.

Foto: Bauer

Der Chachacha-Bär singt und tanzt im Regal, dassman Angst hat, er könnte herunterfallen. "Aber nein", beruhigt Alex Eberhardt. "Der fällt nicht runter." Er muss das wissen, denn er hat den Chachacha-Bären oft tanzen sehen in den letzten 50 Jahren. Für die Kinder steht der Spielzeugbär im Regal.

Daneben reihen sich Puppen aus den 50er-Jahren ein. Das Körbchen für den Wachhund, ein kleiner putziger Malteser mit Haarband, steht unter dem Tisch. Zeitungsausschnitte und Fotos von Alex Eberhardt und seiner Frau Elli mit Düsseldorfer Prominenz hängen an der Wand. Blumen lagern in großen Eimern, Blumen stehen im Fenster, auf dem Boden, auf dem Glasregal. Das ist Eberhardts Blumenladen, Gladbacher Straße 39, Unterbilk, Traditionsgeschäft seit über 50 Jahren.

Vor 61 Jahren haben Alex und Elli Eberhardt geheiratet, seither sind sie jeden Tag zusammen. "Das ist Liebe, aber andere Liebe, nicht rosarot", erzählt er. "Sie ist wie mein zweites Ich", sagt er. Da ist seine Frau gerade vor der Tür und kürzt ein paar Schnittblumen. Zwischen die beiden passt nichts, nicht einmal eine ihrer Rosen. Alex Eberhardt ist manchmal überrascht, wenn er nach Hause kommt und seine Hausschuhe anders stehen als vorher.

Wieso machen die beiden das überhaupt noch? Er wird bald 83, sie ist 78. Sie könnten aufhören, sich ein bisschen um sich selbst und ihre Tochter kümmern. Ihnen gehört das Geschäft, sie sind keine Mieter und hätten alle Möglichkeiten. "Neeee", sagt Alex Eberhardt. "Da werd' ich bekloppt." Zuhause bleiben, dann wäre da nicht mehr viel, außer dreimal am Tag mit dem Hund zu gehen. Das kommt nicht in Frage. Der Kontakt mit Menschen sei so schön. Beim Zeitungsverkäufer holt er morgens seine Zeitungen, der wiederum kauft später seine Blumen. Viele Kunden, die er hat aufwachsen sehen, kommen heute mit ihren eigenen Kindern. Für manche hat er auch schon Kränze für die Beerdigung gebunden.

Mit einem dunklen Jaguar liefert er die Blumen aus, die etwa die Schützen der Reserve bei ihm ordern. Kein Werbeschriftzug, nichts deutet auf das Geschäft hin. Alex Eberhardt am Steuer genügt, fast jeder seiner Kunden kennt ihn persönlich. Seine Frau sagt: "Ich bin ein Altstädter Mädchen, wurde im Füchschen geboren." Bis 1420 haben Eberhardts Vorfahren ihre Wurzeln in der Stadt.

War denn nun früher alles besser? "Nein, das stimmt nicht", sagt er. "Aber es war gemütlicher, nicht so schnell." Wenn Alex Eberhardt früher durch die Altstadt ging, musste er alle zehn Minuten zum Grüßen stehen bleiben. Heute nur noch alle zwei Tage. Es war persönlicher, im Viertel kannte er alle mit Namen. Auch das sei anders. "Hach", atmet er durch, " die Globalisierung."

(her)
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