Rolf Buck Der schrägste Händler der Carlstadt

Düsseldorf · Bei ihm stehen pinkfarbene Giraffen vor der Ladentür an der Wallstraße. Er hübscht alte Sofas mit Bezügen aus Leinen auf oder mit einem Silberstoff des belgischen Designers Martin Margiela. Aus einer alten Geige macht er eine Uhr. Ein Fahrradsattel wird auf ein selbstgeschweißtes stählernes Gestell montiert und verwandelt sich so in ein Steh-Sitzmöbel.

 Rolf Buck in seinem Laden an der Wallstraße: Den 38-Jährigen sieht man fast immer mit Hut, er besitzt 300 Exemplare.

Rolf Buck in seinem Laden an der Wallstraße: Den 38-Jährigen sieht man fast immer mit Hut, er besitzt 300 Exemplare.

Foto: Anne Orthen

Rolf Buck ist ein Mann mit vielen Talenten: Er ist handwerklich geschickt und hat schon als Kind viel gebastelt. Dreimal die Woche steht er um vier Uhr morgens auf und fährt auf Flohmärkte in Belgien oder Frankreich. Aus lauter Leidenschaft sammelt er die skurrilsten Dinge. Er hat ein Händchen für das Styling und Set-Design, ist so auch im Einsatz für Fotografen, Magazine und Modefirmen.

Irgendwie ist der 38-Jährige, der mal im afrikanischen Kaftan aus Mauretanien oder im bedruckten Shirt eines Jung-Designers, aber nie ohne Hut aus dem Haus geht ("ich habe 300 verschiedene Modelle") sympathisch-schräg und so ungewöhnlich wie sein Werdegang. Geboren in einem Fischerdorf im hohen Norwegen, ist er bis zur Einschulung mit seinen Eltern - sein deutscher Vater ist Kapitän - zur See gefahren. Einmal Matrose immer Matrose hat er später selbst angeheuert und war auf einem Containerschiff vor der Elfenbeinküste unterwegs.

Eher zufällig ist er im Rheinland gestrandet. Weil er sein Recycling-Design-Studium in Köln selbst finanzieren musste, hat Rolf Buck die Kasse mit dem Verkauf von Trödel auf dem Flohmarkt in Düsseldorf aufgefüllt. "So bin ich vor 20 Jahren hier gelandet - was für ein Glück. Ich liebe die Stadt und den Rhein", sagt er. Mitten in der Carlstadt wohnt er, und in der Nähe vom Carlsplatz hat er vor 15 Jahren "Vaseline" - sein Kuriositätenkabinett aus Wohnaccessoires, Vintage-Schmuck, Hüten, Brillen, Lampen und Schachteln - eröffnet. Zunächst in einer Garage, die irgendwann wieder zum Parken genutzt wurde, dann ein paar Häuser weiter in den Räumen des früheren Plattenladens "Flipside". Vor vier Wochen hat Buck zusammen mit seiner Schwester Linda und seinem Lebenspartner Raffael Höpfner den Concept Store "Vaseline" wieder aufgemacht, und zwar am angestammten Platz in der Garage an der Wallstraße 33. "Jetzt haben wir eine Boutique mit Schaufenster."

Wer den Laden betritt, fühlt sich gleich wie in einer Wunderkammer und kommt aus dem Staunen nicht heraus. Auf kleinem Raum sind die herrlichsten Dinge aus aller Welt zusammengetragen. Das Angebot reicht vom diesjährigen Sommerhit, einer pinkfarbenen Gießkanne in Flamingoform für neun Euro, über eine auf Leinen gedruckte Stadtkarte von Paris aus den 1940er Jahren bis zum selbstgebauten Tisch mit zwei Stühlen aus Metall und alten Hölzern für 900 Euro. Buck, der am liebsten mit seinem Hund Händi ("ich erfinde gern neue Worte") allein am Rhein unterwegs ist, mag Dinge, die gelebt haben, die er neu erfinden kann. Und wer bei "Vaseline" fündig wird, erfährt garantiert die Geschichte seiner Objekte.

(RP)
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