Musik Der Pop-Versammler

Düsseldorf · Die Geschichte von Boris Schimansky, Uwe Freyer und ihrer Konzertagentur ähnelt der der Band Silbermond. Im Jahr 2004 spielt die noch junge Gruppe in einem Club in Köln. 36 Zuschauer stehen vor der Bühne, Sängerin Stefanie Kloß hindert das nicht, alle vor der Bühne zu versammeln und sich auf Händen tragen zu lassen, als sei dies ein Stadionkonzert. Im Juni dieses Jahres gastiert Silbermond wieder in Köln. 10.000 Fans wollen den Auftritt im Tanzbrunnen sehen. Die Bühne der Band ragt extra nah an die Zuschauer, zudem kann Sängerin Stefanie über einen Steg ins Publikum laufen.

 Boris Schimansky hat mit "Fuchs & Hase" ein Open-Air-Festival auf dem Stadtstrand Treibgut entwickelt. Nächstes Konzert: heute Abend.

Boris Schimansky hat mit "Fuchs & Hase" ein Open-Air-Festival auf dem Stadtstrand Treibgut entwickelt. Nächstes Konzert: heute Abend.

Foto: Andreas Bretz

Die Geschichte von Boris Schimansky, Uwe Freyer und ihrer Konzertagentur ähnelt der der Band Silbermond. Im Jahr 2004 spielt die noch junge Gruppe in einem Club in Köln. 36 Zuschauer stehen vor der Bühne, Sängerin Stefanie Kloß hindert das nicht, alle vor der Bühne zu versammeln und sich auf Händen tragen zu lassen, als sei dies ein Stadionkonzert. Im Juni dieses Jahres gastiert Silbermond wieder in Köln. 10.000 Fans wollen den Auftritt im Tanzbrunnen sehen. Die Bühne der Band ragt extra nah an die Zuschauer, zudem kann Sängerin Stefanie über einen Steg ins Publikum laufen.

Beide Konzerte, das sehr kleine und das sehr große und trotzdem persönliche, hat Schimansky auf die Bühne gebracht. Damals waren sein Kölner Partner und er noch recht frisch im Geschäft. Sie hatten gemeinsam in einer Schülerband in Jülich gespielt, sich das Studium mit Jobs rund um Konzerte verdient, in einer großen Agentur sowie als Tournee-Leiter gearbeitet und dann das eigene Unternehmen namens Popversammlung in Düsseldorf gegründet. Heute stehen im Jahresprogramm der Agentur aus Unterbilk rund 80 Shows - und "Fuchs & Hase". Mit Letzterem haben sie das zweitgrößte Open-Air-Festival Düsseldorfs entwickelt. Bei "Fuchs & Hase" spielen Bands und Solokünstler an fünf Abenden auf dem Stadtstrand Treibgut vor dem Stahlwerk und bescheren sich und ihren Fans besondere Momente: Die Bühne ist nur wenige Zentimeter hoch und nicht von den Zuhörern getrennt, die Stimmung im Sand ist gediegen, und Zugaben werden schon mal mit Gitarre im Pool gespielt.

Pop-Versammler Schimansky ist immer dabei. Er überrascht die Musiker mit Kleinigkeiten und bleibt den ganzen Abend vor Ort. "Ich kann schlecht hoffen, dass Musiker und Publikum bei unseren Shows eine besondere Nähe aufbauen, und dann selber nicht da sein." Und so ist das eher zwangsläufige Prinzip der ersten Tage inzwischen zur Firmenphilosophie geworden. Schimansky und Freyer suchen junge Musiker, veranstalten die ersten Konzerte mit ihnen und im Idealfall auch die großen, die dann irgendwie folgen. Auch bei Philipp Poisel fing es mit knapp über 100 Fans an, bei den ersten Auftritten von Andreas Bourani waren es noch keine 200 Zuhörer. "Es ist gewollt, dass wir ein Teil des Weges sind", sagt der 48-Jährige, der mit seiner Familie in Himmelgeist lebt.

Im Gesamtprogramm sind heute junge und etablierte Künstler gemischt. Viele der Bands mit großem Namen setzen weiter auf die Düsseldorfer Agentur. "Gute Arbeit wird mit Treue belohnt. Es geht vielen nicht um den maximalen Profit, sondern darum sich wohlzufühlen." Auch dazu passt eine Geschichte mit Silbermond. Als die Band schon bekannter war, spielte sie drei Konzerte an drei Abenden hintereinander. Schimansky tauchte anschließend hinter der Bühne mit seiner Playstation und dem Spiel "Singstar" auf. Bis 5 Uhr morgens traten Musiker und die Jungs von der Agentur zum Sangeswettkampf an.

Die gute Entwicklung der Popversammlung könnte auch der Heimatstadt der Agentur helfen. Die Kölner Szene ist größer und bekannter, aber in Düsseldorf tut sich etwas. Der Pitcher, das Stahlwerk, das Tube sind drei Beispiele für Clubs, in denen die Zahl der Konzerte wächst und deren guter Name sich rumspricht. Die Zusagen für "Fuchs & Hase" sind ein Beleg dafür, ein ungewöhnliches Weihnachtskonzert ein zweiter. Die Band Erdmöbel spielt in der Kölner Kulturkirche in der Vorweihnachtszeit gerne einen akustisch-besinnlichen Auftritt, in diesem Jahr werden sie erstmals auch im Düsseldorfer Savoy gastieren. "Wir gehen inzwischen verstärkt auf die Leute zu und fragen ,Warum immer nur Köln?", sagt Schimansky. "Man muss Überzeugungsarbeit leisten und kann dann nur hoffen, dass es sich verselbstständigt." So ist der Popversammlung geglückt, so läuft es in doppelter Hinsicht mit "Fuchs & Hase". Das Festival wird inzwischen als Ganzes wahrgenommen - und der erste Sänger war dieses Jahr auch schon im Pool.

Heute Abend spielt Jesper Munk ab 20 Uhr bei "Fuchs & Hase" im Treibgut an der Ronsdorfer Straße 134.

Christian Herrendorf

(RP)
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