Cyborg-Messe Der Mann, der ein Roboter sein will

Düsseldorf · Nichts weniger will Tim Cannon, als die Menschheit durch Technik perfekt zu machen. Da das aber noch ein bisschen dauert, macht er sie erst mal schöner. Heute und morgen verkauft er im NRW-Forum ein Implantat, das man sich unter die Haut einsetzen lassen kann. Wenn man es mit einem Magneten aktiviert, leuchtet es, dient damit zum Beispiel als Hintergrundlicht für ein Tattoo - und ist ganz sicher der Hingucker auf jeder Feier.

Nichts weniger will Tim Cannon, als die Menschheit durch Technik perfekt zu machen. Da das aber noch ein bisschen dauert, macht er sie erst mal schöner. Heute und morgen verkauft er im NRW-Forum ein Implantat, das man sich unter die Haut einsetzen lassen kann. Wenn man es mit einem Magneten aktiviert, leuchtet es, dient damit zum Beispiel als Hintergrundlicht für ein Tattoo - und ist ganz sicher der Hingucker auf jeder Feier.

Der 36 Jahre alte Programmierer aus den USA ist eine Galionsfigur der Bio-Hacker, einer Bewegung, die den menschlichen Körper durch Implantate verbessern will. Er ist heute zur Gast bei der "weltweit ersten Cyborg-Messe", zu der Museumschef Alain Bieber lädt. Am Abend gibt es dann eine "Implantier-Party", bei der man sich Technik einpflanzen lassen kann.

Tim Cannon trägt diverse Implantate im Körper. Heute ist er im NRW-Forum bei der "Cyborg-Messe" zu Gast.

Tim Cannon trägt diverse Implantate im Körper. Heute ist er im NRW-Forum bei der "Cyborg-Messe" zu Gast.

Foto: Andreas Bretz

Tim Cannon wurde vor allem deshalb bekannt, weil er schon eine ganze Reihe von Helferchen im eigenen Körper ausprobiert hat. Für 90 Tage trug er im Unterarm ein Implantat in Größe eines Smartphones, das gleich mehrere Dienste erfüllte. Der "Circadia Chip" versendete zum Beispiel die Körpertemperatur per Bluetooth, so dass sich die Heizung im Haus des Bio-Hackers automatisch richtig regulieren ließ. Sehr praktisch, aber für eine langfristige Nutzung war der Prototyp dann doch zu schwer.

Gerade hat er unter anderem Implantate am Handgelenk und im Ohrläppchen, die auf Magnetfelder reagieren. So kann er Morsezeichen erspüren, ohne dass jemand etwas merkt - toll etwa für Kartentricks. Außerdem steckt in der Hautfalte zwischen Daumen und Zeigefinger ein RFID-Funkchip, mit dem er Türschlösser öffnen kann. Nun will er mit seiner Firma Grindhouse Wetware solche Produkte marktfähig machen. Er möchte bald ein Implantat herausbringen, das Gesten erkennt und mit dem sich Geräte steuern lassen.

Im NRW-Forum gibt es heute (ab 12 Uhr, Eintritt sechs Euro) Vorträge, einen Messebereich und am Sonntag ein Barcamp, bei dem die Besucher die Themen mitbestimmen. So soll ein Gesamtbild der Szene entstehen, die irgendwo zwischen Technikbegeisterung, Kultur, Körperkult und Spinnerei angesiedelt ist - und deren Protagonisten von einer anderen Welt träumen.

Für Tim Cannon jedenfalls hat mit dem Bio-Hacking ein neues Zeitalter begonnen. Der Mensch mit seiner ganzen Biologie habe schwere Mängel, erklärt er, während er an seiner Zigarette zieht - natürlich eine E-Zigarette. Warum zum Beispiel gebe es Schmerz? Praktischer wäre es doch, wenn der Körper eine detaillierte Fehlerbeschreibung schickt, am besten gleich mit Anleitung zur Reparatur. Sein Ziel sei es, sein Gehirn irgendwann durch einen Computer zu ersetzen, sagt er - und kann daran nichts Beängstigendes erkennen. "Das Fleisch setzt uns Grenzen", sagt er. "Die müssen wir überwinden." Arne Lieb

(RP)
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