Reinhard Nembach Der Karl-May-Liebhaber vom Landgericht

Düsseldorf · Karl May ist nicht nur Abenteuer-Autor, sondern manchmal auch Lebensretter. Zumindest sein Werk kann noch 103 Jahre nach seinem Tod (1912) über Lebenskrisen unserer Zeit hinweghelfen. "Karl May hat mir oft geholfen, wenn es im Leben mal holprig wurde", berichtet der jetzt pensionierte Justizangestellte Reinhard Nembach. Als langjähriger Justizmitarbeiter am Landgericht wechselte er zu Monatsanfang mit 63 Jahren in den Ruhestand, kann sich nach 46 Jahren in Justizdiensten nun ganz seinem Lieblingsautor widmen.

Karl May ist nicht nur Abenteuer-Autor, sondern manchmal auch Lebensretter. Zumindest sein Werk kann noch 103 Jahre nach seinem Tod (1912) über Lebenskrisen unserer Zeit hinweghelfen. "Karl May hat mir oft geholfen, wenn es im Leben mal holprig wurde", berichtet der jetzt pensionierte Justizangestellte Reinhard Nembach. Als langjähriger Justizmitarbeiter am Landgericht wechselte er zu Monatsanfang mit 63 Jahren in den Ruhestand, kann sich nach 46 Jahren in Justizdiensten nun ganz seinem Lieblingsautor widmen.

Dabei sind es nicht Winnetou, Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi, die es ihm angetan haben. Auch die Vornamen von Hadschi Halef Omar kennt er nicht alle auswendig. Aber der Mann, der jahrzehntelang Kanzleiakten einer Zivilkammer betreute und bei vielen Strafprozessen als Protokollführer eingesetzt war, gilt als versierter May-Experte. Seit 1989 ist er Mitglied der Karl-May-Gesellschaft, doch begonnen hat seine Leidenschaft viel früher: "An meinem achten Geburtstag habe ich das erste Karl-May-Buch bekommen. Es war 'Durch die Wüste'" - und seither kam Nembach von den Romanwelten nie wieder los. Er ist damit sogar zum Weltenbummler geworden: "Wenn ich lese, dann reise ich ja mit!"

Doch wie sein Idol, ist auch der Bilker nur in der Fantasie durchs wilde Kurdistan gereist, die Schluchten des Balkan, den "Wilden Westen" bis zu Käpten Kaiman. Um Abstand zu schaffen zum Berufsleben voller trockener Justiz-Akten und schicksalhafter Strafprozesse, flüchtete er aber nicht etwa in erdachte Welten von Karl May. Er sah darin auch eine moralisch-religiöse Instanz. So sei er durch May an alle Weltreligionen herangeführt worden, fand in dessen Werk Spuren "von Kirchenvätern wie Augustinus", gar Spuren von Hegel bis Kant.

Spirituelle Facetten, die religiöse Basis und philosophische Betrachtung haben es Nembach angetan - und "die schrulligen, spleenigen Lords", die May in etlichen Büchern auftreten ließ. Und was, wenn der Ex-Protokollführer eine Frage direkt an Karl May stellen könnte? Lachend lehnt der 63-Jährige ab: "Ich bin wunschlos glücklich, wie es ist" - und greift nach einem Karl-May-Band aus dessen Spätwerk. Wulf Kannegießer

(RP)
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