Die Lieblingsorte von Alexandra Waierstall "Der Fürstenplatz ist ein spannender Mikrokosmos"

Düsseldorf · Sie ist in England geboren, auf Zypern aufgewachsen und hat in den Niederlanden studiert - doch wirklich heimisch fühlt sich Alexandra Waierstall (35) in Düsseldorf. Für die Choreografin, die als "Factory Artist" am Tanzhaus NRW arbeitet, ist die Landeshauptstadt seit 1999 mit kleiner Unterbrechung die Basis für ihre Arbeit.

 Alexandra Waierstall am Industriebrunnen am Fürstenplatz: Die Choreografin mag die Offenheit, die der Ort ausstrahlt.

Alexandra Waierstall am Industriebrunnen am Fürstenplatz: Die Choreografin mag die Offenheit, die der Ort ausstrahlt.

Foto: Andreas Bretz

Sie ist in England geboren, auf Zypern aufgewachsen und hat in den Niederlanden studiert - doch wirklich heimisch fühlt sich Alexandra Waierstall (35) in Düsseldorf. Für die Choreografin, die als "Factory Artist" am Tanzhaus NRW arbeitet, ist die Landeshauptstadt seit 1999 mit kleiner Unterbrechung die Basis für ihre Arbeit.

"In London oder Berlin fühle ich mich am Ende des Tages oft kaputt. Dort habe ich das Gefühl, ständig etwas machen zu müssen", sagt sie. Diesen Druck spüre sie in Düsseldorf nicht. "Hier kann man viel machen, muss es aber nicht. Es ist eine ruhige Stadt, die gleichzeitig aber viele Anregungen bietet." Die Deutsch-Zypriotin, die auch aufgrund der Wurzeln ihrer Eltern eine sehr internationale Biografie hat, schätzt an Düsseldorf die Lebensqualität. Die macht sie zum Beispiel fest an Restaurants wie dem Clube Portugues oder dem Naniwa und Kultureinrichtungen wie der Kunsthalle oder der nahen Insel Hombroich. Auch sei die Stadt ein guter Nährboden für Kreative. So arbeitet sie aktuell mit dem Düsseldorfer Musiker Volker Bertelmann, besser bekannt als Hauschka, an einer Performance, die ab September im Tanzhaus zu sehen sein soll. Der RP hat sie ihre fünf Lieblingsorte verraten, die im Alltag für sie eine besondere Rolle einnehmen.

Flughafen Dass es die heute 35-Jährige nach Düsseldorf verschlagen hat, hat viel mit ihrer Großmutter aus Wuppertal zu tun und ein bisschen mit dem hiesigen Flughafen. Jedes Mal, wenn Alexandra Waierstall früher ihre Oma in Deutschland besuchte, ging die Reise über den Airport Düsseldorf. "Ich kannte von der Stadt nur den Flughafen, sonst nichts. Als ich mit zwölf Jahren alleine über Düsseldorf gereist bin, habe ich mir gedacht: Das wird mal meine Heimat." Den Vorsatz setzte sie nach dem Abitur auf Zypern in die Tat um. Obwohl sie heute beruflich häufig fliegt, verbindet sie mit dem Airport noch immer das Gefühl des Ankommens.

Fürstenplatz Als Alexandra Waierstall 1999 nach Düsseldorf kam, suchte sie ihre erste Wohnung in der Nähe des Fürstenplatzes. Und dass, obwohl sie von dem eher zweifelhaften Ruf wusste, den das Viertel zu dieser Zeit hatte. "Mich hat die Offenheit fasziniert, die der Platz ausstrahlt", sagt sie. Das sei auch heute noch so, trotz gestiegener Mieten und Neubauprojekte. Für sie ist der Platz in Friedrichstadt mit seinem Nebeneinander von jungen Familien, Künstlern, Migranten und älteren Leuten ein spannender Mikrokosmos. Mittlerweile wohnt sie nicht mehr am Fürstenplatz, unterhält dort aber "The Art Space - Kunstraum für bewegte Ideen" (Fürstenplatz 1), in dem seit 2010 Ausstellungen, Lesungen und Performances stattfinden.

Hofgarten Der Park liegt in der Nähe der Wohnung von Alexandra Waierstall und ihrem Mann Alexander und Sohn Fillip (3) in der Stadtmitte. Für sie fungiert die historische Grünanlage bei gutem Wetter als erweitertes Büro. "Hier lese ich, verschicke E-Mails oder verabrede mich", sagt sie. Die Plätze dafür wechselt sie gerne, mal ist sie am "Jröne Jong" anzutreffen, ein anderes Mal am "Ananasberg". Die Zerstörung nach Orkan "Ela" hat nicht nur sie betroffen gemacht. Auch Sohn Fillip musste sie im vergangenen Sommer erstmal beibringen, dass er im Park lange nicht spielen konnte.

Uerige Auch nach mehr als 15 Jahren in der Stadt findet Alexandra Waierstall es noch immer faszinierend, wie sich die Rheinstraße vor der Hausbrauerei ab dem Mittag nach und nach mit Menschen füllt. "Ich mag die Geräusche der Stimmen und das Klirren der Biergläser. Auch das Licht, das im Sommer durch die Platanen fällt, macht die Straße für mich zu einem besonderen Ort."

Rhein So oft sie kann, verbringt sie Zeit am Rheinufer. Mal nur kurz für ein paar Minuten, um durchzuatmen, mal für einen ausgiebigen Spaziergang. "Der Fluss macht die Stadt speziell. Er verleiht ihr Offenheit", sagt die Tänzerin. Besonders mag sie die Umgebung des Rheinturms, dort, wo der Strom das Rheinknie bildet.

Jan Wiefels

(RP)
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