Ratinger Strasse Das ist HA Schults Düsseldorf

Düsseldorf · Trash, People, Auto-Kunst, Action Blue: HA Schult gehört zu den schillerndsten Akteuren der Kunstszene. Im Andreas Quartier gibt es das nächste Düsseldorfer Projekt: Nächste Woche werden 15 Fenster des Palais Spinrath an der Ratinger Straße Portraits eingesetzt - von Napoleion und "Angie" bis Campino.

 Diese Portraits werden bald die Fenster des Palais Spinrath an der Ratinger Straße schmücken.

Diese Portraits werden bald die Fenster des Palais Spinrath an der Ratinger Straße schmücken.

Foto: Cadman/ Ha Schult

Er ist ultrakreativ, die Assoziationen strömen seiner Umgebung so offensiv zu wie ein Wasserfall zu Tal stürzt, man hört zu, wie sich der Redefluss ohne Punkt ergießt, gestern beispielsweise auf der Ratinger Straße, wo der Weltkünstler HA Schult in der Sonne sitzt und Altbier trinkt, während er auf die rosa Fassade des Palais Spinrath aus dem 17. Jahrhundert schaut, und nun schauen 15 leere Fenster zurück zum Künstler, der dieses Haus gut kennt, schließlich war er ab 1958 drei Jahre an der Kunstakademie "und mein Professor war die Straße", genau diese Straße mit dem Kreuzherreneck, wo ihn ein Studienkollege von damals zuletzt gleich wieder erkannt hat - Mensch HA, wo warst Du solange, hat er gesagt -, das hat ihn gefreut, und diese Ratinger Straße kann von sich behaupten, dass Napoleon (1) auf ihr geritten ist, was Schult doll findet, weshalb er den Kaiser der Franzosen dabei haben will bei seinem Tableau "Ratinger Freiheit", das er ab Montag in dieser Fensterhöhlen montiert, und das Tableau wird seine ganz persönliche Auswahl von Menschen sein, die für ihn zu Düsseldorf gehören, und da sind für ihn die Frauen wichtig, Gabriele Henkel (15) etwa, "die hat bei der Documenta 1972 für die Wiener Presse über mich geschrieben", die Mitte gebührt aber Mutter Ey (8), der Künstlermutter, eingerahmt von Landes- (7) und Bundesmutter (9), und Schult erzählt, dass er die Kanzlerin als Erster Angie genannt hat und ihr das Bild in Düsseldorf bei Jürgen Rüttgers überreichte, und jetzt hängt es im Kanzleramt, und in Berlin haben die Frauen ohnehin viel mehr zu sagen, die Männer sind promoviert und passen auf den Spielplätzen auf die Kinder auf, der Prenzlauer Berg ist out, da fahren sie sich an den hohen Bordsteinkanten die Schürzen der Porsches kaputt, das passiert in Düsseldorf nicht, wo die Männer noch eine andere Rolle spielen, deswegen kommen sie ins Tableau, nicht nur Napoleon, sondern auch Heine (3) und der Düsseldorfer Philosoph Jürgen Habermas (6) mit seiner "wunderbar schiefen Fresse", der Gustaf Gründgens (2), den er kannte, der drei Jüngelchen hinten in seinem Cabriolet spazierenfuhr, aber Charles Wilp (11) war der Star damals, Werbekünstler, dem es am Schluss dreckig ging, und während Alfred Schmela (13) sie berühmt machte, sind Konrad Klapheck (12) und Günther Uecker (14) für Schult die Klammer der Kunst, und weil der Punk (4) zur Ratinger gehört und seine Zunge zeigt, darf auch Claudia Schiffer (5) Selbiges tun, sie ist ja hier entdeckt worden, und Campino (10) sowieso, der wollte 1983 ein Autogramm von Schult, weiß Schult noch, und ach ja, das Tableau bleibt zwei bis drei Monate, vielleicht länger, und abends wird es von innen erleuchtet, jetzt muss er nach Köln, sagt Schult zu Uwe-Jens Ruhnau.

(RP)
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