Gesine Jost Bio-Mode aus Unkraut

Düsseldorf · Brennesselsud soll ja gut gegen Blattläuse sein, und als Tee wird der Pflanze eine reinigende Wirkung nachgesagt. Seit jeher sind Brennesseln jedoch wegen der schmerzhaften Quaddeln, die auf der Haut nach Berührung der Brennhaare entstehen, mindestens so unbeliebt wie sie als köstliches Heilkraut beliebt ist.

 Modemacherin Gesine Jost in ihrem Atelier an der Adersstraße. Sie feiert am 30. Januar auf dem Areal Böhler ihr Debüt auf dem Laufsteg.

Modemacherin Gesine Jost in ihrem Atelier an der Adersstraße. Sie feiert am 30. Januar auf dem Areal Böhler ihr Debüt auf dem Laufsteg.

Foto: Andreas Bretz

Dass sich aus den juckenden Blättern auch ein unkonventioneller Stoff für zarte Gewebe gewinnen lässt, beweist Gesine Jost. Die 33-Jährige stellt Mode aus Brennnesselfasern her.

Denn Bio-Produkte sind längst nicht mehr nur beim Essen Trend, und Designer wie Gesine Jost experimentieren mit der Natur als Rohstoff. Für ihre Masterarbeit an der Hochschule Niederrhein hat sie aus der weißen Faser erste Mode entworfen. Inzwischen hängen in ihrem Atelier an der Adersstraße Pullover, Strickjacken, T-Shirts, Röcke und Mäntel aus dem Garn, das sie zusammen mit einem schwäbischen Unternehmen herstellt.

"Brennessel ist eine naturschonendere Alternative zu Baumwolle", erklärt die Kreative und Mutter von zwei Kindern. Aber auch aus Kabel, Autoreifen und Airbags fertigt sie Anoraks, Gürtel oder Armbänder und wurde dafür bereits mit dem German Lifestyle Award ausgezeichnet. "Ich mag Materialien mit Geschichte. So tragen die Blousons aus Airbags immer den Charakter von Handwerk und Unikat in einem industriellen Konzept verpackt", erzählt sie und ist gespannt darauf, wie die Kollektion bei ihrer ersten Modenschau ankommen wird.

Schließlich feiert Gesine Jost am 30. Januar in der Halle auf dem Böhler Gelände an der Hansaallee ihr Debüt auf dem Laufsteg. Denn während der CPD Ordertage vom Freitag, 29. Januar, bis Montag, 1. Februar, reist die Branche nicht nur nach Düsseldorf, um hier die Mode für den nächsten Winter zu ordern, sondern auch, um zahlreiche Modenschauen live zu sehen. Erneut wird Düsseldorf zum Drehkreuz für die internationale Modeszene, wenn die Scheinwerfer sich auf die Laufstege der Platform Fashion in den ehemaligen Industriehallen richten.

So kooperieren im Rahmen der vom Verein Fashion Net initiierten Multibrand-Modenschau "Düsseldorf Designers" in diesem Jahr gleich fünf Designerinnen der Landeshauptstadt miteinander. Neben Gesine Jost wagt sich Ulla Meiners mit ihrem Label Ursbob auf den Catwalk. Seit 15 Jahren fertigt sie vom Design über den Schnitt bis zum fertigen Modell ihre Teile im Atelier beziehungsweise Laden an der Hermannstraße in Flingern. Ihr Markenzeichen sind ausgefallene Schnitte und frohe Farben. Ulla Meiners ist begeistert von der Chance, während der Modetage einem größeren Publikum ihre Lieblingsstücke zu präsentieren und so womöglich neue Kunden zu gewinnen.

Als eines der erfolgreichsten Start-ups 2015 hat sich Stella Achenbach mit ihrem Label Identity Goods einen Namen gemacht. Sie ist auf Handtaschen und Accessoires spezialisiert, die je nach Saison individuell handbemalt sind. Auf Accessoires für den Kopf hat sich Laurence Leleux kapriziert: Die Hutdesignerin aus Flingern ist bekannt für ihre markanten Kopfbedeckungen. "Ein Hut ist ein fantasievolles Objekt, das den Alltag verschönert", sagt die Hutmacherin und mixt Materialien und Stile auf eigenwillige Art.

Bei der Fünften im Bunde der vielversprechenden Designerinnen - Tina Miyake - treffen im Showroom an der Ackerstraße japanische Kimonostoffe auf feinsten deutschen Strick. Die verwendeten Fasern reichen von Seide und Leinen bis zu Merino und Baumwolle. Die Kunstwerke der Deutsch-Japanerin aus Maschen mit edlen Vintage-Kimonos sind stets Unikate.

Dagmar Haas-Pilwat

(RP)
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