Kinderbetreuung in Düsseldorf Stadt spart wieder bei Gehältern für Erzieher

Düsseldorf · Neue Bewerber für den Erzieher-Beruf werden in niedrigere Entgeltgruppen eingestuft. Die Stadt verteidigt sich damit, dass die Erzieher durch eine Erhöhung der Tarifgehälter schon besser dastehen. Außerdem gebe es kaum noch befristete Verträge. Andere Städte fahren eine andere Politik.

 Diese Erzieher hatten Glück: Im Dezember 2014 unterschrieben sie einen Vertragszusatz, der rund 1500 Erzieher höher einstufte. Neue Bewerber erhalten diesen nicht mehr.

Diese Erzieher hatten Glück: Im Dezember 2014 unterschrieben sie einen Vertragszusatz, der rund 1500 Erzieher höher einstufte. Neue Bewerber erhalten diesen nicht mehr.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als "Zeichen der Wertschätzung" hatte die Stadt Düsseldorf zum 1. Januar 2015 die Erzieherinnen und Erzieher in eine höhere Entgeltstufe eingruppiert - das gilt für Neueinsteiger aber jetzt nicht mehr. Wer sich um eine Stelle bewirbt, wird niedriger als die bereits angestellten Kollegen eingruppiert, sofern keine besonderen Tätigkeitsmerkmale vorliegen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bemängelt diese Praxis. "Mit der Erhöhung hatte Düsseldorf eine Vorbildfunktion", sagt Joyce Abebrese. "Die sollte die Stadt weiter ausüben."

Auch der Personalrat kritisierte das Vorgehen, es gab ein Gespräch mit Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). "Wir haben zumindest erreicht, dass diejenigen, die in die höhere Bewertung gekommen sind oder sich unter diesen Bedingungen beworben haben, so eingestuft bleiben", sagt Personalratschef Robert Wollborn. Bei der Personalversammlung vor einer Woche hatte es insbesondere bei Erzieherinnen massiven Unmut über die Kehrtwende der Stadtspitze gegeben.

Geisel hatte die Erhöhung zunächst damit begründet, dass die Stadt ihre "Attraktivität als Arbeitgeber" erhöhen wolle: "Das erreichen wir nur mit qualifiziertem und motiviertem Personal." Die Stadt stufte Erzieher freiwillig aus der damaligen Entgeltgruppe S6 (je nach Stufe 2367-3289 Euro Brutto-Lohn) in die Gruppe S8 (2478-3732 Euro) hoch, auch Kinderpfleger erhielten mehr Gehalt. Der Schritt sollte helfen, qualifizierte Bewerber aus anderen Städten zu locken.

Die rund 1500 Erzieher, die damals von der Erhöhung profitiert haben, bleiben auch auf der höheren Stufe - und können sich nach den letzten Tarifverhandlungen über ein Gehaltsplus freuen. Sie sind nun in der durch den Tarifvertrag neu geschaffenen Entgeltgruppe S8b (2480-3830 Euro) eingruppiert, dem Nachfolger der Gruppe S8. Die Stadt spricht von "Bestandschutz" für die Mitarbeiter. Der gilt aber eben nicht für neue Bewerber: Denen bietet die Stadt nur Gehalt nach Gruppe S8a (2460-3427 Euro) an, falls es sich nicht um eine höher eingestufte Tätigkeit handelt - das ist der Nachfolger der niedrigeren Entgeltgruppe S6.

Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke begründet den Schritt damit, dass die Tarifverhandlungen für die Erzieher erfolgreich verlaufen seien. "Wir wollten damals vor den Verhandlungen ein Signal setzen", sagt Meyer-Falcke. Er glaubt, die Entscheidung aus Düsseldorf habe diese Verhandlungen sogar beeinflusst. Nun stünden Erzieher insgesamt deutlich besser da. "Was damals als Wertschätzung gemeint war, ist nun im Tarif vollzogen."

Wochenlang hatte der Streik der Erzieher im vergangenen Jahr Eltern vor enorme Herausforderungen gestellt. Zu den zentralen Forderungen des Ausstandes ("Aufwerten") hatte jene in Düsseldorf bereits auf den Weg gebrachte bessere Einstufung gehört. Darüber hinaus setzt die Stadt deutlich weniger auf befristete Verträge. Nun gibt es bei Erziehern nur 37 statt in Höchstzeiten bis zu 600 Befristungen. Auch in anderen Teilen des Rathauses mit rund 10.000 Mitarbeitern sind Befristungen inzwischen eine Ausnahme: Nur 250 Verträge auf Zeit gibt es laut Dezernent Meyer-Falcke noch.

Dass pädagogische Fachkräfte offensiv umworben werden, zeigt das Beispiel Bayern: Dort warb München mit einer City-Zulage zum Gehalt sowie mit Hilfestellungen bei der schwierigen Wohnungssuche.

(RP)
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