Schwerpunkt Kreatives Düsseldorf "Stadt muss mehr zum Coworking Space werden"

Michael Becker, Intendant der Tonhalle

Der Spaß am Spiel, am Verkleiden, die Lust am Dialekt, das Interesse am "anderen" und die Vergnügungssucht: Das Leben in sich ist hier kreativ. Das wissen wir spätestens seit der Düsseldorfer Malerschule im 19. Jahrhundert. Neu ist die zunehmende Durchlässigkeit der kreativen Disziplinen auf hohem internationalem Niveau. Die Kreativen anderer, großer Städte stecken Ihre Claims ab. Berührungen, gar Vermischungen von Bildender Kunst, Werbung, Bühne, Architektur wirken ungelenk, überdimensioniert und unspezifisch. Um glaubwürdig zu werden, bedürfen sie lokaler und menschlicher Nähe.

Düsseldorf als Lebensraum ermöglicht die reale Begegnung der handelnden Personen. Die Nerds und Freaks und Stars der Szenen werden nicht über aufwendige Castings künstlich zusammen geführt. Im Idealfall lernen sie sich auf Kindergeburtstagen, beim Kicken auf den Rheinwiesen oder auf der Ratinger Straße kennen. Was passieren muss, um das Kreativ-Potential dieser Stadt voll auf die Straße zu bringen? Die bewusste Entkopplung der Disziplinen von Szenen, Traditionen und Generationen! Wenn es gelingt, Joseph Beuys' "Alles ist Kunst, jeder ist ein Künstler" auf die gesamte kreative Community zu übertragen, wenn die Stadt nicht nur Infrastruktur ist, sondern Coworking Space, dann hat es Düsseldorf geschafft. Ob es das Jahr 2025 oder das Jahr 2026 ist, ist dann egal.

(RP)
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