Lokalsport Vikings feiern Überraschungscoup

Düsseldorf · Die stark ersatzgeschwächten Zweitliga-Handballer gewinnen völlig unerwartet beim Spitzenteam ASV Hamm mit 27:23. An seinem 35. Geburtstag zeigt Torhüter Vladimir Bozic eine herausragende Leistung.

Am Samstag wurde Torhüter Vladimir Bozic 35 Jahre alt, gestern dann Kreisläufer Teo Coric 26. Was lag da näher für die beiden Stützen des Handball-Zweitligisten HC Rhein Vikings, als gemeinsam mit den Teamkollegen ein Gläschen zu trinken? Es sollte ein ausgesprochen schmackhaftes werden, denn es gab schon schlechtere Zeitpunkte für Geburtstagsfeiern. Völlig überraschend gewann das letzte Aufgebot der Neuss-Düsseldorfer Spielgemeinschaft beim haushohen Favoriten ASV Hamm-Westfalen mit 27:23 (14:13) und machte damit einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt.

"Ich gehe sparsam mit diesem Begriff um, aber das ist eine Riesensensation", kommentierte René Witte, der sportliche Geschäftsführer der Vikings. "Ich bin sehr zufrieden und stolz auf die Jungs. Wir waren personell arg dezimiert, aber wenn man taktisch so diszipliniert und dennoch mit größter Leidenschaft spielt, dann kann man auch ein solches Spiel gewinnen."

Nichts hatte auf diesen Erfolg hingedeutet. Neben dem Langzeitverletzten Brian Gipperich (Kreuzbandriss) musste Trainer Ceven Klatt auch auf Christopher Klasmann, Christian Hoße und Daniel Pankofer verzichten und sah sich obendrein der gefürchteten Stimmgewalt der 1966 Hammer Fans gegenüber. Doch all diese Widrigkeiten schienen die Wikinger nur weiter anzuspornen. Von Beginn an hielten sie voll dagegen, gingen früh in Führung und gerieten in der Folge nicht ein einziges Mal in Rückstand.

"Vorab hatten wir uns ehrlich nicht viel ausgerechnet", gab Witte zu. "Ceven hatte die Jungs allerdings darauf eingeschworen, uns für die kommenden wichtigen Spiele gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf positiv einzustimmen. Doch als wir dann mit einer 14:13-Führung in die Pause gingen, haben wir uns gesagt: Hier ist heute was drin."

Und so fällten Klatt und Witte eine Entscheidung. Sie warfen Abwehrchef Miladin Kozlina ins Rennen, obwohl die Ärzte empfohlen hatten, ihm wegen seiner Wadenverletzung noch eine Pause zu gönnen. "Uns war aber klar, dass uns mit unserer dünnen Personaldecke ohne Miladin irgendwann die Puste ausgehen würde", erklärte der Geschäftsführer. "So haben wir dann mit ihm gemeinsam entschieden, es zu versuchen." Das Risiko wurde belohnt. Kozlina fügte sich ein, als wäre er nie weg gewesen, und gab der Defensive noch mehr Sicherheit. Ganze zehn Treffer brachte der sonst so starke Angriff des Tabellenvierten nach dem Seitenwechsel noch zuwege - so wenige gelangen den Hammern zuvor nur gegen den souveränen Spitzenreiter Bergischer HC.

"Wir wurden von Minute zu Minute sicherer", sagte Witte, "was natürlich auch daran lag, dass Vladi sich an seinem Geburtstag mit einer unfassbaren Torwartleistung selbst das größte Geschenk machte." Bozics Sahnetag riss die Kollegen mit, wobei vor allem der unermüdliche Kämpfer Thomas Bahn und Spielgestalter Felix Handschke über sich hinauswuchsen. "Wir hatten einen Plan", analysierte Trainer Klatt trocken. "Den hat die Mannschaft einfach super umgesetzt."

Die Bonuspunkte waren umso hilfreicher, als Konkurrent Konstanz ebenfalls unerwartet gegen Emsdetten gewann. "Das zeigt, dass wir dringend weiter punkten müssen", mahnte Witte. "Dabei können uns die Düsseldorfer Sportfans helfen. Die DEG ist ja schon im Urlaub, und Fortuna spielt erst am Ostermontag in Darmstadt. Wir würden uns riesig freuen, wenn ihre Fans am Karsamstag um 19 Uhr zu uns ins Castello kommen. Dann können wir hoffentlich alle gemeinsam einen wichtigen Erfolg gegen Eintracht Hildesheim feiern." Es wäre ein Meilenstein zum Klassenerhalt - und verdient hätten die Vikings die Unterstützung aus der Nachbarschaft allemal.

(jol)
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