Lokalsport Linnenbaum beendet Dreisprung-Karriere

Düsseldorf · Eva Linnenbaum strahlte in Lokeren über das ganze Gesicht. Das losgelöste Lächeln erinnerte an die schönen Zeiten, als die Dreispringerin bei der Deutschen Meisterschaft stolze 13,72 Meter in die Grube zauberte und damit ihre Position im Kreis der nationalen Elite bestätigte. Im Vergleich zu 2014 kamen die in Belgien gesprungenen 13,08 Meter nicht ganz an diese Weite heran, doch das Ergebnis hatte auch emotionalen Wert. Schließlich hat Linnenbaum einen langen Leidensweg hinter sich gebracht und wieder einmal zurückgekämpft. Dennoch zieht die 27-Jährige morgen in Mönchengladbach einen Schlussstrich.

Es war 2014, als sich Linnenbaum in den wohlverdienten Kroatien-Urlaub begeben hatte. Nachdem sie sich von einem komplexen Knochenbruch im Fuß zurückgekämpft hatte, schnitt sie bei der DM in Ulm sogar als Fünfte ab. Auch beruflich lief es gut für die Pressereferentin. Doch der Urlaub sollte mit einem schweren Verkehrsunfall mit Kopfverletzung enden.

Über den Vorfall gab es beim ART lange Stillschweigen, um die Athletin zu schützen. Wie sich herausstellte, war Linnenbaums Kurzzeitgedächtnis sowie die Kontrolle über die eigene Motorik beeinträchtigt. Doch die Schülerin von Erfolgscoach Ralf Jaros gab nicht auf. Nach drei Monaten kämpfte sich Linnenbaum allmählich in den Alltag zurück und nahm auch wieder das Training auf, um eben dahin zurückzukehren, wo manche für sie schon die Hoffnung schwinden gesehen hatten, auf den Sportplatz. "Ich glaube, der Leistungssport hat mir in vielerlei Hinsicht geholfen. Wer Leistungssport macht, lernt zu kämpfen", sagte die Athletin nach ihrem Vorjahres-Comeback.

Im Mai 2015 war es soweit, und mit 12,70 Metern errang Linnenbaum sogar den Westdeutschen Meistertitel und anschließend Platz vier bei der DM (13,24 Meter) - ein Riesenerfolg. Doch nach der Jahreswende folgte der nächste Schock: Aus dem Nichts erlitt Linnenbaum ein Muskelbündelriss mit Sehnenbeteiligung. Alle vier Wochen fliegt die Athletin zu ihren Ärzten nach München und lässt sich mehrmals die Woche physiotherapeutisch behandeln. In Belgien purzelten nun erneut die 13-Meter-Marke. Den steilen Berggipfel hat Linnenbaum ein weiteres Mal erklommen und die eigene Fahne an der Spitze der deutschen Top-Ten gehisst. Doch nachdem sie zuletzt kein Jahr verletzungsfrei überstehen konnte, will sie nun auf ihren Körper hören. Die Geschichte zeigt, dass Linnenbaum eine Kämpferin ist. Den größten Sieg hat sie laut Trainer Ralf Jaros ohnehin schon errungen: "Der größte Erfolg ist, dass Eva wieder ein ganz normales Leben führen kann."

Morgen erfolgt bei den Westdeutschen Meisterschaften die Abschiedsvorstellung, und einmal mehr will Linnenbaum noch mal die 13-Meter-Marke knacken. Wie immer soll sie dabei auch der Jaros'schen Devise folgen: "Spaß haben und den Wettkampf genießen."

(RP)
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