Lokalsport Borussia darf schon wieder feiern

Düsseldorf · Die Erfolgsgeschichte des Tischtennis-Rekordmeisters ist um ein Kapitel reicher. Beim Finalturnier in Ulm werden die Düsseldorfer zum 26. Mal deutscher Pokalsieger. Saarbrücken ist beim 3:0 im Endspiel chancenlos.

Es hat etwas von Silvester, vom Fernsehklassiker "Dinner for one" mit dem typischen Satz "The same procedure as every year" (derselbe Ablauf wie jedes Jahr). So wie Miss Sophie alljährlich ihr Geburtstags-Dinner abhält, so gewinnen die Tischtennisspieler der Borussia stets den deutschen Pokal. In Ulm setzten sich die Männer vom Staufenplatz jetzt zum 26. Mal durch. "Nein, es war nicht wie jedes Jahr. Jedes Pokalspiel ist anders und muss erst gewonnen werden. Im Tischtennis ist nichts selbstverständlich", kommentierte Borussias Profi Anton Källberg. Doch das Prozedere bei der Siegerehrung war genauso wie die Jahre zuvor: Die glückstrahlenden Düsseldorfer bekamen im Konfettiregen den "Pott" und genossen die Sektdusche. Auch Kristian Karlsson, der sich am Kribbelwasser verschluckte und es in die Augen bekam.

Die Siegesfeier ging direkt nach dem letzten Ballwechsel des mit 3:0 gewonnenen Endspiels gegen den 1. FC Saarbrücken TT los. Das Jubeltänzchen hatte längst begonnen, als Manager Andreas Preuß Einlass in den Feierzirkel begehrte - der wurde dem Organisator des 26. Pokaltriumphs von Timo Boll (Weltrangliste/WR 3), Kristian Karlsson (WR 22), Stefan Fegerl (53), Anton Källberg (73) und Erfolgstrainer Danny Heister gewährt - wenn auch nur kurz. "Es ist mitten in der Saison, da können wir nicht die ganze Woche feiern", sagte der für seine 20 Lenze erstaunlich vernünftige Källberg.

Vor dem Jubel stand die Arbeit - aber ebenfalls recht kurz. Einen Timo Boll kann man eben nur maximal einen Satz lang überraschen, wie sein Gegner Tiago Apolonia (WR 40) erfahren musste. Danach hatte Boll Apolonias Spiel entschlüsselt, der gut gestartete portugiesische Mannschafts-Europameister von 2014 war chancenlos. "Es hätte auch 0:2 stehen können. Ich bin heilfroh, die Automatismen wiedergefunden zu haben", analysierte Boll bescheiden.

Sein Sieg ebnete den Weg zum Pokaltriumph, denn er stellte das Zwischenergebnis auf 2:0. Zuvor hatte Kristian Karlsson den Ex-Borussen Patrick Franziska (WR 43) in einem ganz engen Match bezwungen. Im "Schwager-Duell" - Franziska ist mit Karlssons Schwester liiert - ähnelten sich die Bilder. Die Spielanlage der Endspielgegner ist nahezu identisch. Beide spielen mit viel Aggressivität und wollen den Punkt so schnell wie möglich machen. So entwickelte sich eine schnelle Begegnung mit nur wenigen langen Ballwechseln, bei der Karlsson in der Defensive leichte Vorteile hatte. "Es war ein unglaublich enges Spiel, in dem es auf die Kleinigkeiten ankam", erklärte Karlsson.

Den "Pott" holte dann Källberg mit seinem souveränen 3:0 über den zweimaligen Einzel-Vize-Europameister Patrick Baum (WR 222) an den Rhein. "Mit der 2:0-Führung im rücken konnte ich frei aufspielen", berichtete der Schwede.

Den Weg ins Endspiel hatte sich Borussia durch den 3:0-Halbinalerfolg über Werder Bremen bereitet. Aber so klar, wie das Endergebnis vermuten lässt, war die Partie nicht. Dass Boll gegen Hunor Szöcz (WR 66) gewinnt, schien klar. Dass jedoch Källberg Bastian Steger (31) und anschließend Karlsson Omar Assar (16) bezwingen würden, war nicht so selbstverständlich. Beide Borussen sind in der Weltrangliste hinter den Hanseaten platziert, setzten sich aber dennoch in zwei ganz engen Matches durch.

Dabei machte es sich Karlsson selbst schwer. Nach 2:0-Satzführung nutzte der Schwede in den Sätzen drei und vier insgesamt drei Matchbälle nicht und musste in den Entscheidungsdurchgang. Matchball fünf aber saß, und die Düsseldorfer standen im Finale. Dort machten sie den 26. Pokalerfolg in der Vereinsgeschichte sowie in Summe den 69. Titel auf nationaler und internationaler Ebene perfekt.

(RP)
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