Lokalsport Basketball nur für Frauen

Düsseldorf · Die Capitol Bascats versuchen, in Düsseldorf Fuß zu fassen und träumen davon, irgendwann auf den Spuren des großen Teams von Agon 08 zu wandeln. Die Macher sind Roger Nagel und Sean Lowe, die sich vom ART getrennt haben.

Wer an Frauenbasketball in Düsseldorf denkt, meint Agon 08. Zwölf Meistertitel und sechs Pokalsiege sprangen in der großen Zeit des Vereins in den 1980er Jahren heraus. Doch nach dem Aus des Profiteams kam lange nichts mehr. ART 77/90, TV Grafenberg oder der SFD 75 waren und sind seither mit wechselhaftem Erfolg in mehr oder weniger hohen Ligen vertreten.

Sean Lowe und seine Mitstreiter wollen nun ein neues Kapitel im Frauenbasketball schreiben und haben dafür den Verein Capitol Bascats Düsseldorf gegründet. Nur Mädchen und Frauen sollen dort auf Korbjagd gehen. Eine bewusste Spezialisierung, sagt Lowe als 2. Vorsitzender: "Sich auf eine Sache zu konzentrieren, hat einfach Vorteile."

Angesprochen fühlen sollen sich "ambitionierte und ehrgeizige Basketballerinnen" ab 13 Jahren. "Unser Fokus liegt auf Leistungssport, es wird mehr als zweimal die Woche trainiert, Basketball sollte höchste Priorität haben", sagt Lowe, der wie sein 1. Vorsitzender Roger Nagel im Düsseldorfer Basketball seit Jahren als Trainer bekannt ist. Beide waren zuletzt Seite an Seite für weibliche ART-Teams tätig, die jüngste Trennung erfolgte wegen offenbar unüberbrückbarer Differenzen.

Im jüngsten Vereinsheft des ART ist offen die Rede von "erheblichen Umwälzungen", "unangenehmen Entscheidungen" und dass sich das Klima innerhalb der Basketball-Abteilung wieder verbessern möge. Der Vorsitzende und langjährige Basketball-Macher Klaus Wischnitzki bestätigt diese Formulierungen und verweist auf sportliche Gründe: Roger Nagel habe vor knapp 14 Jahren beim ART angefangen mit dem Vorhaben, das damals in der Oberliga spielende Frauenteam in die 2. Bundesliga zu führen. "Was folgte, waren nach und nach Abstiege in untere bis unterste Ligen." Vorstand und Abteilungsleitung hätten trotz diverser Differenzen in den vergangenen Jahren stets "hinter ihm gestanden". Jetzt sei aber der Punkt erreicht, an dem man sich hätte trennen müssen.

Roger Nagel widerspricht: "Ich habe auf Wunsch der Abteilung 2005 das Damenteam übernommen. Nachdem es mir in mehr als zwei Jahren nicht gelungen ist, eine leistungswillige und ehrgeizige Trainingsgruppe aufzubauen, haben wir uns gemeinsam zu einem Neuaufbau aus der eigenen Jugend entschlossen."

Nach RP-Informationen soll aber auch zwischenmenschlich einiges im Argen liegen, von zerrüttetem Verhältnis ist die Rede, Behauptungen, Ränkespielen auf Funktionärsebene, verunsicherten Eltern und zahlreichen Vereinsaustritten. ART-Vorstand Wischnitzki mag das nicht bestätigen, verweist auf die sportliche Bilanz: "Bis heute liegt dem Vorstand oder der Abteilungsleitung keines der seit Jahren versprochenen Konzepte vor." Das habe er damals angeboten, sagt Nagel, aber der Verein habe ihm das dafür geforderte Honorar nicht geben wollen: "Insofern gab es also keine papierne Vorlage, auf deren Basis alle Trainer hätten arbeiten können."

Seitens des ART will man sich jetzt in jedem Fall ohne Nagel und Lowe neu aufstellen, sagt Wischnitzki, es werde in allen Altersklassen weiterhin ein Spielbetrieb angeboten "mit sehr guten Trainern, und es stehen ausreichend Trainingshallen zur Verfügung". Möglich, dass sich die einstigen Weggefährten demnächst auf sportlicher Ebene zwischen den Körben wiedersehen.

Denn das Konzept der neu gegründeten Capitol Bascats hat in der Tat schon neugierig gemacht. Bisher haben sich mehr als 50 Mitglieder angeschlossen, "wir erwarten in den nächsten Wochen die 100er-Marke zu knacken", sagt der 2. Bascats-Vorsitzende Sean Lowe. Zumal er sich in Roger Nagel prominente Unterstützung gesichert hat. So schaltet sich unter anderem der Düsseldorfer Top-Leichtathlet André Pollmächer in das ganzheitliche Trainingsprogramm ein, wie er auf der Internetseite per Video verkündet: "Wir wollen die koordinativen Fähigkeiten der Spielerinnen verbessern und optimale Rahmenbedingungen für Jugend- und Erwachsenenteams schaffen."

Der Plan ist, in der kommenden Saison mit drei Damenteams in der Bezirksliga sowie je einer W13-, W15- und W17-Jugend auf Regionalliga-Ebene zu starten. Also ganz unten. Bis eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie Agon 08 geschrieben wird, müssen also noch ein paar Jahre ins Land gehen.

(RP)
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