Geldautomatensprengungen Sparkasse baut zum Schutz Automaten ab

Düsseldorf · Nach der dritten Sprengung eines Geldautomaten innerhalb einer Woche will das Institut die Geldausgabe an Automaten stark einschränken. Betroffen sind vor allem die Außenbezirke.

 Die Sparkassenfiliale in Lichtenbroich wurde bei der Explosion in der Nacht zu gestern erheblich beschädigt.

Die Sparkassenfiliale in Lichtenbroich wurde bei der Explosion in der Nacht zu gestern erheblich beschädigt.

Foto: Gerhard Berger

Kurz nach halb vier zerriss in der Nacht zu gestern eine Detonation die Stille in Lichtenbroich. Zwei Maskierte stürmten aus der Sparkassenfiliale am Matthiaskirchweg, sprangen in einen dunklen Audi, der mit hohem Tempo in Richtung Lichtenbroicher Weg davonraste.

Zum dritten Mal seit Karfreitag haben Unbekannte einen Automaten der Stadtsparkasse gesprengt. Immer kamen sie zu dritt, flüchteten in dunklen Audis. Zurück bleiben zerstörte Automaten, verwüstete Filialen. Jetzt zieht die Sparkasse Konsequenzen.

"Wir werden die Geldautomatennutzung in zahlreichen Geschäftsstellen und SB-Zentren komplett einstellen bzw. stark einschränken", sagt Sparkassensprecher Gerd Meyer. Betroffen sei ein gutes Dutzend Standorte, vor allem in den Außenbezirken. Denn die haben auch die Kriminellen im Visier. "Wir können und wollen nicht riskieren, dass Menschenleben gefährdet werden", sagt Meyer.

Die Räuber haben keine Skrupel, wenn sie das explosive Gasgemisch in die Automaten einleiten. Ob ein Stockwerk höher arglose Menschen schlafen, ein Spätheimkehrer oder Frühaufsteher zufällig vorbeikommt, "ist diesen Tätern völlig gleichgültig. Sie setzen ohne Rücksicht enorme Gewalt ein", sagt Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamts.

Dort ermittelt seit rund drei Jahren die "EK Heat" in Sachen Automatensprengung. Mitte 2015 waren die Fallzahlen erstmals drastisch gestiegen. Als hauptverantwortlich gilt eine lose organisierte Gruppe. Zu ihr gehören rund 250 Personen, die in den Niederlanden leben und mit PS-starken Autos vor allem in NRW-Städte rasen, blitzschnell Automaten sprengen und ebenso schnell wieder verschwinden. Mehrere Täter wurden bereits zu hohen Haftstrafen verurteilt.

Nicht alle 92 Taten im vorigen Jahr gingen aufs Konto dieser Gruppe. Auch Nachahmer hoffen aufs große Geld aus den Automaten. Oft richten sie dabei aber nur immense Schäden an. 26 Fälle hat es 2018 bereits in NRW gegeben, mehr als die Hälfte allein in den letzten vier Wochen. Mindestens in zehn Fällen gingen die Täter leer aus.

Ob und wie viel sie in Düsseldorf erbeuteten, ist noch unklar. In Benrath hatte einer der Täter am frühen Karfreitagmorgen zumindest Banknoten in der Hand, als er zum Fluchtwagen rannte - aus unklaren Gründen warf er sie weg. Die "EK Pauls" (nach dem Benrather Tatort an der Paulsmühlenstraße benannt) hat bei der Düsseldorfer Kripo die Ermittlungen übernommen.

Zumindest zur Tat in Urdenbach in der Nacht zum Sonntag hat sie erste Hinweise. Die Ermittler stehen in engem Kontakt zu den LKA-Kollegen, die landesweit die Fälle auf Verbindungen überprüft. Ihre Erkenntnisse dienen nicht nur der Aufklärung. "Wir bemühen uns in Zusammenarbeit mit den Geldinstituten auch um Verhütung solcher Taten," sagt Scheulen.

Die Volksbank Düsseldorf-Neuss hält ihre Sicherheitstechnik auch für Geldausgabeautomaten "jederzeit auf dem neuesten Stand", sagt Sprecher Christian Feldbinder. Eine Reduzierung der Automaten sei daher nicht geplant. Für die Stadtsparkasse ist der Abbau dagegen derzeit die einzige Möglichkeit. Die Vorstandsvorsitzende Karin-Brigitte Göbel bittet dafür um Verständnis: "Aus Sorge um Menschenleben bleibt uns keine Alternative."

(RP)
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