Serie So Wohnt In Düsseldorf Solarsiedlung ersetzt Plattenbau

Düsseldorf · Die Rheinwohnungsbau GmbH ließ in Garath einen alten Komplex abreißen und baute eine Vorzeigesiedlung mit dem Siegel des Umweltministeriums.

 Baute eine Siedlung mit Vorbildcharakter: Thomas Hummelsbeck, Geschäftsführer der Rheinwohnungsbau GmbH.

Baute eine Siedlung mit Vorbildcharakter: Thomas Hummelsbeck, Geschäftsführer der Rheinwohnungsbau GmbH.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die Sonne scheint in Düsseldorf an 1500 Stunden im Jahr. Durchschnittlich. Damit wärmt sie alle Bewohner dieser Stadt, aber manche eben ein bisschen mehr. So profitiert die Solarsiedlung im Stadtteil Garath von jeder Sonnenstunde ganz besonders, immerhin wird durch die Kollektoren auf ihren Flachdächern - alle sind gen Süden ausgerichtet - 50 Prozent des gesamten Warmwasser-Bedarfs erhitzt. Nicht nur deshalb darf sich das Projekt mit dem Siegel des Umweltministeriums "Klimaschutzsiedlung NRW" schmücken und gilt als Vorbild in Sachen Umweltschutz und Energieverbrauch.

Früher ist dieser Teil von Garath von Plattenbauten aus den 1950er Jahren und von Hochhäusern mit Laubengängen geprägt gewesen. Dann entschloss sich die Rheinwohnungsbau GmbH zu einem radikalen Neubeginn: Komplettabriss der Gebäude mit knapp 160 Wohnungen und Neubau einer Vorzeigesiedlung nach neuestem technischem Standard. Eine "irre Herausforderung" sei das gewesen, meint der Geschäftsführer der Rheinwohnungsbau GmbH, Thomas Hummelsbeck. "Denn wir haben ja nicht auf einer freien Fläche gebaut, sondern mussten erst den Altbestand abreißen, um Platz zu schaffen."

 Mieter seit über 40 Jahren: Hans und Angela Klein im Gärtchen ihrer neuen Wohnung.

Mieter seit über 40 Jahren: Hans und Angela Klein im Gärtchen ihrer neuen Wohnung.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Zumal alle Wohnungen damals belegt waren. Aber da die Gesellschaft in dem Quartier insgesamt 500 Wohnungen besitzt und da es da eine "natürliche Fluktuation" gibt, wie Hummelsbeck sagt, wurden Mieter für die Bauzeit kurzfristig eben da einquartiert, wo gerade etwas frei wurde. Ein logistischer Kraftakt. Fast zehn Jahre vergingen zwischen dem Architektenwettbewerb 2005 und dem Moment, wo die Umzugswagen vor dem fertigen dritten Bauabschnitt vorfuhren.

Hans und Angela Klein haben alle Phasen hautnah miterlebt: Das Ehepaar lebt seit 40 Jahren in der Garather Siedlung, heute in einer Parterre-Wohnung an der Josef-Maria-Olbrich-Straße, früher genau gegenüber. In ihrem neuen Domizil haben sich die beiden auf 66 Quadratmetern eingerichtet - "ohne Stolperkanten", sagt Hans Klein, der demnächst seinen 84. Geburtstag feiern wird. Und ein eigenes Gärtchen haben sie auch, dessen dichte Hecke im Sommer vor neugierigen Blicken schützt und in dem gerade sogar Osterglocken blühen.

An die technischen Neuerungen aber hätten sie sich erst gewöhnen müssen, an die Fußbodenheizung und die Lüftungsanlage, "durch die ist während der Bauzeit viel Staub in die Wohnung gekommen", meint Angela Klein. Kleinigkeiten, gemessen an ihrem Urteil über den gesamten Komplex in ihrer Siedlung: "Sehr gelungen!", sind sich die Beiden einig. Diese Einschätzung teilen sie mit Oberbürgermeister Thomas Geisel, der vom Vorbildcharakter der Solarsiedlung spricht, die die städtebauliche Erneuerung von Garath beflügeln soll.

Der erste Eindruck: Fassaden in sanften Pastelltönen, Raum hohe Fenster, viel Grün. Jeweils acht Häuser mit insgesamt 188 Wohnungen gruppieren sich in drei Komplexen um üppig bepflanzte Innenhöfe. Viel Platz zum Spielen und auch zum Plausch mit Nachbarn. "Wir wollten preiswerten, familiengerechten Wohnraum schaffen", sagt Hummelsbeck. So sind 40 Prozent öffentlich gefördert, die übrigen werden zu einer Kaltmiete von 8,90 Euro angeboten. Plus Nebenkosten, die ein spezielles Kapitel sind. Denn neben den Solardächern ist Kernpunkt des Energiekonzeptes eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Heißt: frische Luft wird von außen angesaugt, verbrauchte Luft abgesaugt, deren Restwärme wird wieder genutzt: "Berücksichtigt man, dass diese Anlage Strom verbraucht, bleibt bei den Heizkosten immer noch eine Ersparnis von knapp 30 Prozent."

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Foto: slapa oberholz pszczulny | architekten

Als größte Herausforderung aber sah Hummelsbeck "das negative Image dieses Quartiers zu verbessern", das an das bürgerlich geprägte Urdenbach mit seinen Einfamilienhäusern grenzt. Heute sei aber diese Grenze aufgebrochen, würden Menschen in der Solarsiedlung leben, die sich früher nie hätten vorstellen können, nach Garath zu ziehen. Hans und Angela Klein musste man nicht erst überzeugen: "Wir wollen nirgendwo anders leben."

(RP)
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