Serie "So wohnt Düsseldorf" Dieses Haus ist eine Lebensaufgabe

Düsseldorf · Der Künstler CL-An Barthelmess lebt mit seiner Frau im 300 Jahre alten "Potze-Hof" in Urdenbach. Der Ort ist angefüllt mit Geschichte. Und Geschichten.

Der "Potze-Hof" in Urdenbach
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Der "Potze-Hof" in Urdenbach

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Urdenbach im Jahr 1713. Peter-Wilhelm Potz ist der reichste Mann im Dorf, er lässt ein Handelskontor mit Wohnhaus bauen: den Potze-Hof. Vorn das Herrenhaus, dahinter gruppieren sich um einen Hof Stall, Gesindehaus und Scheune. Die Lage ist ideal, die Schiffe, die Waren bis nach Frankreich transportieren, können direkt vor dem Haus beladen werden.

1939 erwirbt der Künstler und Keramiker Klaus Rudolf Barthelmess, Vater des heutigen Besitzers, den alten Handelshof von der 84-jährigen Dorflehrerin "Fräulein Cuny", einer Nachfahrin des Erbauers. In einem Brief an seine Mutter schreibt Barthelmess. "Ich erwarb das Haus mit Mann und Maus und allem Inventarstaub." Und über seine Vorbesitzer: "Einer der Handelsherren muss wegen seines Reichtums sehr unbeliebt gewesen sein und soll bei einer Revolte einen Teil seiner Barschaft aus dem Fenster geworfen haben, um den Zorn der Weber zu besänftigen."

Barthelmess, der Vater, dessen Werk von den Nazis als "entartete Kunst" diffamiert wurde, war 1926 vom Bauhaus nach Urdenbach geholt worden, um die Tradition des Töpferhandwerks wieder zu beleben. Zunächst wohnte er mit seiner Familie in einem der Torhäuser der Benrather Orangerie, bevor er schließlich den Potze-Hof kaufte. Claus-Andreas Barthelmess war zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Frühe Kindheitserinnerung: "Meine Mutter und ich gruben während des Krieges die Katzenköpfe im Hof aus, so nannte man die großformatigen Kieselsteine, um dort Gemüse anzupflanzen."

Heute laufen Besucher wieder über die alten Steine, bestaunen die großformatigen Stahl-Skulpturen des Künstlers und die perfekt restaurierten Gebäude, von denen das frühere Herrenhaus vermietet ist. In der ehemaligen Remise, an deren Fassade alte Gerätschaften an die Vergangenheit erinnern, betrieb Barthelmess bis vor kurzem noch eine Galerie. In diesen Innenhof luden er und seine Frau Anita, der früher die Apotheke im Dorf gehörte, 30 Jahre lang zum Erntedankfest ein, bewirteten ein paar Hundert Menschen und buchstabierten das Wort "Geselligkeit" auf ihre Weise.

In der ehemaligen Scheune lebt das Paar heute, hinter ihrem mächtigen Tor hat sich Barthelmess ein Arbeitszimmer eingerichtet, an den Wänden Entwürfe seiner Skulpturen und übermalte Fotos. Im Erdgeschoss ist die Vergangenheit dieses Hauses überall spürbar: kleine Räume, verwinkelte Gänge, Fund- und Kunststücke von Reisen, ein wunderbarer dunkelgrauer Granitboden aus Belgien. Eine Glasmalerei des Hausherrn rund um eine rückwärtige Tür wird just in diesem Moment von Sonnenlicht illuminiert - leuchtendes Entree.

Im ersten Stock wechselt das Haus seinen Charakter, wirkt hell und modern, hier setzt ein Teppichboden, exakt in der Farbe des Granits, die Wirkung des Steins in Textil fort. Im Zentrum des Hauses: der große Wohnraum unterm spitzen Dach - eine Herausforderung. Denn ein solcher Raum ist schwer einzurichten, kein Schrank passt unter die extremen Schrägen. Das Paar fand kreative Lösungen, sammelte alte Truhen für die Dinge, die nun mal untergebracht werden müssen (die Älteste stammt aus der Gotik) und hat die Kunst des Hausherrn, seiner Schüler und seiner Vorfahren, die Kupferstecher waren, eben schräg aufgehängt mit doppelter Befestigung. Zusätzliches Tageslicht bekommt der Raum durch einen kleinen Innenhof und eine Öffnung im Dach, in diesem Patio schwimmen Goldfische in einem Mini-Teich, darüber steigen kleine Stahlskulpturen von Barthelmess in unermüdlicher Bewegung eine Treppe hinauf.

Er hat diesen Raum durch seine unterschiedlichen Talente geprägt: "Den Stoff der Polster hab' ich selbst entworfen", das Muster des Kachelbodens und der Kaminumrandung auch, ebenso wie die Arbeitsflächen in der Küche; denn Barthelmess ist auch Keramiker - wie sein Vater. Der hatte einst in einem Geheimfach in einer Speichertreppe eine Sammlung alter Waffen gefunden. Einige hängen nun an der Wand, darunter ein französischer Degen mit einem Monogramm: N.B. - etwa Napoleon Bonaparte? "Schon möglich." Der Rest bleibt ein Geheimnis.

(RP)
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