Bewegende Geschichte So rettete Düsseldorf das Leben von US-Konsul Keller

Düsseldorf · Michael R. Keller, Generalkonsul der USA in Düsseldorf, war im Sommer schwer krank. Zuerst hieß es Krebs, ein Mediziner einer Düsseldorfer Klinik erkannte "Achalasie", eine Störung der Speiseröhrenmuskulatur, und lag richtig.

 US-Generalkonsul Michael R. Keller hat durch die Krankheit viel Gewicht verloren, sagt aber jetzt: "Ich fühle mich wie neugeboren!"

US-Generalkonsul Michael R. Keller hat durch die Krankheit viel Gewicht verloren, sagt aber jetzt: "Ich fühle mich wie neugeboren!"

Foto: Anne Orthen

Nein, Kohlensäure darf nicht in dem Wasser sein, das Michael R. Keller trinkt. Anfangs sollte er auch noch auf Schokolade verzichten. "Aber ansonsten kann ich wieder fast alles essen und trinken", sagt der 52-jährige Diplomat, der seit September 2015 als Generalkonsul die USA in Düsseldorf vertritt. Als er das Amt antrat, hätte er nicht gedacht, dass er nur ein Jahr später diesen Satz sagen würde: "Düsseldorf hat mir das Leben gerettet."

Es ist eine dramatische Geschichte, die ein Happy End fand und am 10. Juni dieses Jahres begann. Keller stieg in den Flieger zu einer zweiwöchigen Dienstreise in die USA. Ihm war nicht gut, er konnte die Nahrung nicht bei sich behalten. So blieb es auch in den Vereinigten Staaten. Zunächst dachte Keller noch, er habe sich einen schlimmen Virus eingefangen, doch als sich sein Zustand nicht besserte, ging er zum Arzt. "Es war nicht klar, was los war, ich wurde immer schwächer, wollte nur noch nach Hause." Und das war für den Amerikaner Düsseldorf, wo seine Frau, seine drei Kinder und Mischlingshund Maggie auf ihn warteten.

Wieder zurück ging er von Arzt zu Arzt. Noch immer war unklar, was mit ihm los war. Er hatte mehr als zehn Kilogramm abgenommen. Und dann stand die Horror-Diagnose im Raum: Speiseröhrenkrebs. Speisröhre und Lymphgewebe sollten raus, um zu untersuchen, ob der Krebs gestreut hat. Es war klar, dass es ein schwieriger, womöglich aussichtsloser Kampf wird. Die Überlebenschancen bei dieser Krebsart sind nicht hoch, bei der dafür nötigen Operation ebenfalls nicht. "Mir war klar, dass ich noch drei Jahre zu leben habe, wenn es gut geht", sagt Keller. Mit seiner Frau habe er sich bereits darauf eingestellt.

Doch sein behandelnder Gastroenterologe an einer Düsseldorfer Klinik - den Namen will Keller lieber nicht nennen - hatte Zweifel an der Diagnose Krebs, hielt für möglich, dass der amerikanische Diplomat an Achalasie litt, "einer seltenen und seltsamen Krankheit", so Keller. Dabei funktioniert die Muskulatur in der Speiseröhre nicht mehr richtig, im Endstadium gar nicht mehr, eigentlich ein jahre-, sogar jahrzehntelanger Prozess. Doch Keller hatte bis zu jenem 10. Juni keinerlei Symptome gehabt, wollte deshalb nicht so recht daran glauben, ließ sich aber dennoch zu einem der weltweit ausgewiesensten Experten in einer anderen deutschen Stadt überweisen. Dieser Chirurg operierte ihn - und hatte drei Tage später die erlösende Botschaft: Es war tatsächlich Achalasie, nicht Krebs.

Eigentlich lassen sich die Symptome dieser Krankheit in einem frühen Stadium gut behandeln. "Ich bin aber direkt in der Endphase aufgewacht", sagt Keller. Und er sieht es als großes Glück, zu dieser Zeit in Düsseldorf stationiert gewesen zu sein. "Woanders in der Welt oder sogar in Deutschland wäre die Krankheit wohl nicht erkannt worden." Dabei hatten Verwandte und Freunde ihn zu überreden versucht, in die USA zu kommen und sich dort behandeln zu lassen. "Aber ich fühle mich in Düsseldorf mehr zu Hause als in einer amerikanischen Stadt, die ich nicht kenne."

Nach Operation, Klinikaufenthalt und sechs Wochen Genesung daheim ist Keller seit Mitte September wieder im Büro. Mit 85 Kilogramm bei einer Größe von 1,85 Metern ist er noch etwas dünn. "Aber ich fühle mich wie neugeboren, mache wieder Sport", sagt er. Eines wird er nicht vergessen: "Beim ersten Schluck Milch, den ich wieder trinken durfte, kamen mir die Tränen."

(dr)
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