Düsseldorf So international ist die Stadt

Düsseldorf · Der Grand Départ macht Düsseldorf endgültig zur Weltstadt. Wir trafen einen freiwilligen Helfer aus Kanada, zwei radbegeisterte englische Pensionäre, eine Salzburgerin, die bei Freunden übernachtet, und ganz viele Niederländer.

 Volunteer Michael Poplawski kam aus Kanada an den Rhein.

Volunteer Michael Poplawski kam aus Kanada an den Rhein.

Foto: Anne Orthen

Dave Wood steigt oberhalb der Kasematten von seinem Trek-Rad. "Mit so was war auch Lance Armstrong unterwegs", sagt er und lächelt lausbübisch. Dann schaut er Richtung Lambertus-Basilika. "Eine schöne und sympathische Stadt mit sehr engagierten freiwilligen Helfern, aber ohne Tour de France wären wir nicht hierher gekommen", sagt der 63-jährige aus Stafford mit dem für Engländer typischen Humor. Gemeinsam mit seinem Kumpel Joseph Hiluta (65), der wie er pensionierter Lehrer ist, will er nach dem Grand Départ dem Tour-Tross etappenweise hinterherradeln. "Das Event ist gut für eine Region. Yorkshire, wo wir das 2014 miterlebt haben, profitiert bis heute davon", sagt er, setzt den Helm auf und tritt in die Pedale.

 Eine Gruppe aus der niederländischen Region Twente traf gestern in gelben Trikots an der Ratinger Jugendherberge ein. Heute schauen sich die "Tukkers", wie sie sich selbst nennen, den Düsseldorfer Grand Départ an.

Eine Gruppe aus der niederländischen Region Twente traf gestern in gelben Trikots an der Ratinger Jugendherberge ein. Heute schauen sich die "Tukkers", wie sie sich selbst nennen, den Düsseldorfer Grand Départ an.

Foto: Achim Blazy

Helm ist das Stichwort für Iwan Tol. Der 43-Jährige aus Amsterdam ist als Reporter für die niederländische Zeitung "de Volkskrant" im Einsatz. Einer von 2000 Journalisten, die für rund 300 Zeitungen, 90 Fotoagenturen, 68 Radio- und mehr als 90 TV-Stationen im Einsatz sind. "Hier fahren alle mit Helm, weil es für Radler im Stadtverkehr offenbar ein bisschen gefährlich ist. Bei uns macht das fast niemand, weil wir getrennte Fahrwege für Autos und Radler haben", sagt er. Düsseldorf beglückwünscht er zum Grand Départ. "Die Tour erlebt nach Jahren der Krise einen Neustart, die Perspektiven sind gut, und der Name Düsseldorf wird damit verbunden sein", sagt er.

Überhaupt sind die radbegeisterten Niederländer sehr präsent. So trafen gestern 175 radelnde Leser der Zeitung "Tubantia" aus Enschede an der Jugendherberge in Ratingen ein: Natürlich wollen auch sie sich die Tour de France anschauen. "Tukkers naar de Tour" heißt die Leser-Aktion der "Tubantia". Tukker nennen sich die Einwohner der Region Twente. Ex-Radprofi Joost Posthuma, der die Aktion koordiniert, sagt: "Ich freue mich zwar, dass die Tour in einer so schönen Stadt wie Düsseldorf startet. Aber an diesem Wochenende werde ich mir nur die Tour anschauen." Begeistert sind auch Schüler vom "Het Willem van Oranje College". Sie machen bis zum 5. Juli ihre eigene Tour durch Holland, Deutschland und Belgien. 200 Kilometer liegen zwischen ihrem Start in Waalwijk und dem ersten Etappenziel, das sie gestern erreichten: der Bonifatius-Grundschule in Flehe, in der sie übernachten dürfen. Natürlich schauen sie sich den Grand Départ an, aber es geht ihnen um mehr: Sie wollen um die 15.000 Euro von Sponsoren erradeln. Mit dem Geld unterstützen sie "new generation Brasil", ein Schulprojekt in Brasilien, und die"Villa Pardoes", ein Ferienhaus für schwerkranke Kinder.

Zu den Helfern, die bei David Wood einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, zählt auch Michael Poplawski. Der 49-Jährige Kanadier ist sportverrückt, allerdings nicht als Aktiver, sondern als Helfer. Seinen Urlaub hat er in diesem Jahr rund um sportliche Top-Events in Deutschland geplant. "Eigentlich wollte ich der Eishockey- und der Tischtennis-WM und beim Tour-Start als Volunteer helfen. Doch leider war nur beim Grand Départ ein Platz frei", erzählt er. Trotzdem setzte er sich in einen Flieger und jettete die 7958 Kilometer über den großen Teich. Der Regierungsangestellte hat deutsche Wurzeln. In der Stadt ist er zum ersten Mal, dennoch weiß er etwas über Düsseldorf. So kennt er Persil, Löwensenf und hört auch "die Toten Hosen".

Begeistert vom Radsport ist auch die Salzburgerin Brigitte Waschl. Schon vor Monaten hat sie mit ihren Düsseldorfer Freunden über den Grand Départ gesprochen und die Einladung gerne angenommen, das Wochenende in Oberkassel zu verbringen. Gestern Abend ist sie mit ihrem Mann Gerhard (übrigens kein Radler) nach Düsseldorf geflogen. Das Zeitfahren zu sehen, ist Pflicht. In der Altstadt Bier trinken ebenfalls. Und als Souvenir möchte sie sich ein Tour-de-France-T-Shirt kaufen. Die zweite Etappe schaut sie sich morgen mit Ehemann und Freunden an der Luegallee an - bei Crémant und französischen Delikatessen. Übernächste Woche radelt die 56-Jährige mit Freunden von Salzburg aus 1200 Kilometer in den Elsass - mit dem Rennrad. Ehemann Gerhard kommt auch mit. Er fährt den Bagagewagen.

(RP)
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