Düsseldorf "Sex & Crime" im Gottesdienst

Düsseldorf · Die Oster-Kirchengemeinde möchte neue und mehr Besucher gewinnen. Dafür werden neue Formen und Themen ausprobiert. Am Sonntag wird das Thema Schuld anhand eines Kriminalfalls dargestellt.

 V.l.: Andreas Vollmer, Paul Ritscher, Gabriele Grego, Ulrika Friedrich-Dörner, Susanne Schloer und Maren Herzog proben die szenische Darstellung des Falls.

V.l.: Andreas Vollmer, Paul Ritscher, Gabriele Grego, Ulrika Friedrich-Dörner, Susanne Schloer und Maren Herzog proben die szenische Darstellung des Falls.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ungewöhnliche Wege bei der Erprobung neuer Gottesdienstformen will die evangelische Oster-Kirchengemeinde gehen. Der "etwas andere Gottesdienst" soll immer am fünften Sonntag eines Monats gefeiert werden, also rund viermal im Jahr. Vorbereitet wird die aufwendige Veranstaltung von einem Team mit neun Mitgliedern. Für die Gestaltung wurden ihnen keine Vorgaben gemacht, auf die Liturgie eines normalen Sonntagsgottesdienstes darf verzichtet werden.

"Die Suche nach einem Thema war spannend, denn die Bandbreite ist ja riesig", sagt Presbyter Andreas Vollmert. Die Entscheidung fiel darauf, das Thema Schuld an Hand eines Kriminalfalles aus der Bibel zu beleuchten. "Um welche Geschichte es sich dabei handelt, wird noch nicht verraten. Es geht aber auch um sexuelle Belästigung, deshalb steht der Gottesdienst unter dem Motto 'sex and crime'", sagt Pfarrer Alfred Geibel.

Der Fall wird szenisch dargestellt. Dabei geht der Inhalt über den ursprünglichen Bibeltext hinaus, der auch nicht vorgelesen wird. Verschiedene Personen, darunter auch solche, die gar nicht im Bibeltext erwähnt werden, geben Einblicke in die Geschehnisse, kommentieren und beurteilen sie. "Ich habe recherchiert, was für ein Typ die Person war, in deren Rolle ich schlüpfe, denn ich erkläre später den Zuschauern meine Handlungsweise", sagt Vollmert. Dabei wird der gesamte Kirchenraum einbezogen, denn die Figuren treten an verschiedenen Orten auf. "Die mächtige Figur darf von der Kanzel sprechen, die arme Randfigur wird in einer Ecke agieren", sagt Geibel. Eingerahmt wird die Darstellung mit Musik. "Wir wollen einen alten Text aus einem anderen Lebensumfeld in die heutige Zeit transportieren und hinterfragen, welche Bedeutung er für uns heute hat", sagt der Pfarrer. Dabei soll der Gottesdienstbesucher zum aktiven Teilnehmer werden. Um den Einstieg zu erleichtern, hat Vollmert im Vorfeld eine Straßenumfrage zum Thema Schuld durchgeführt, die im Gottesdienst präsentiert wird.

Entstanden war die Idee zu dieser neuen Gottesdienstreihe bei einer Gemeindeversammlung. "Wie überall sind auch bei uns die Gottesdienstbesuche rückläufig, und so entstand der Wunsch, neue Angebote auszuprobieren", sagt Geibel. Um die Gemeindemitglieder neugierig auf die Reihe zu machen, wurden im Vorfeld 5000 Flyer verteilt. Zumal bereits ein zweites Team den nächsten Gottesdienst vorbereitet, der am 29. Januar angeboten werden soll. Und auch dann heißt es wieder: Keine Vorgaben, alles ist möglich.

(brab)
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