Innenstadt Seniorin lässt Betrüger abblitzen

Düsseldorf · Als Stadtwerker gaben sich zwei Männer aus, die in der Innenstadt einer Rentnerin ans Geld wollten. Die 79-Jährige durchschaute ihre Masche sofort, schloss die Tür zu und rief die Polizei – die lobt die Düsseldorferin als vorbildlich.

 In der Regel kommen die Stadtwerke nicht ohne Ankündigung ins Haus. Die Mitarbeiter können sich mit diesem Ausweis legitimieren.

In der Regel kommen die Stadtwerke nicht ohne Ankündigung ins Haus. Die Mitarbeiter können sich mit diesem Ausweis legitimieren.

Foto: Busskamp

Als Stadtwerker gaben sich zwei Männer aus, die in der Innenstadt einer Rentnerin ans Geld wollten. Die 79-Jährige durchschaute ihre Masche sofort, schloss die Tür zu und rief die Polizei — die lobt die Düsseldorferin als vorbildlich.

Es passierte kurz vor 12 Uhr am Mittwoch: An der Stresemannstraße läuten zwei Männer an einer Wohnungstür, erklären der 79-Jährigen, die ihnen öffnet, sie kämen von den Stadtwerken und müssten die Wasserrohre überprüfen. Die Männer zeigen Arbeitsausweise, die sie an ihren Jacken befestigt haben und berichten von einem Wasserrohrbruch auf der Straße, der die Kontrolle nötig mache. Für die Überprüfung solle die Seniorin an Ort und Stelle 120 Euro zahlen.

Spätestens mit dieser Forderung war der Seniorin klar: Die Stadtwerker sind auf keinen Fall echt. Sie ließ die Männer nicht bloß nicht ihre Wohnung — sondern sagte ihnen auch ganz resolut, dass sie ihnen kein Wort glaube und schon gar nicht bezahlen werde. Die Männer machten auf dem Absatz kehrt und verschwanden spurlos.

Trotzdem ist Polizeisprecher André Hartwich erst einmal zufrieden. "Die Frau hat wunderbar reagiert — genau so muss es sein." Seit einigen Jahren versucht die Polizei, mit Düsseldorfer Senioren Verhaltensweisen wie die der 79-Jährige einzuüben. Denn immer wieder reisen Trickbetrüger in die Landeshauptstadt, um gezielt alte Menschen um ihr Geld zu bringen.

Im aktuellen Fall sollten es womöglich nur die 120 Euro sein, die die mutmaßlichen Betrüger von der Seniorin haben wollten. Doch vermutlich hatten sie außerdem vor, die alte Dame, wenn sie denn erst einmal in ihrer Wohnung gewesen wären, abzulenken, und auch noch ihre Wertsachen einzupacken. Das ist die übliche Masche der Täter, die sich als Stadtwerker und Handwerker ausgeben, die als angebliche Polizisten oder Zivilfahnder klingeln oder einfach bloß vorgeben, krank zu sein und ein Glas Wasser zu benötigen. Für all diese Fälle gilt dieselbe Grundregel der Polizei: "Ein Fremder kommt nicht in die Wohnung. Basta!", sagt Hartwich.

Einen angeblichen Stadtwerker, der vielleicht nicht ganz so schnell zu durchschauen ist wie der von der Stresemannstraße, könnte man etwa erst um seinen Ausweis bitten, sich den Namen des Vorgesetzten nennen lassen — und dann bei den Stadtwerken telefonisch nachfragen. Das Gespräch mit ihm, die Ausweiskontrolle — "das geht alles bei vorgelegter Sicherungskette durch den Türspalt", sagt Hartwich. "Und sogar das Glas Wasser für den Menschen in Not lässt sich da durchreichen." Der Mensch wird das nicht übel nehmen — vorausgesetzt, er hat wirklich nur das Wasserglas gewollt und nicht das Ziel, in die Wohnung zu gelangen.

Und auch der echte Polizist, Stadtwerker oder Monteur wird nicht übel nehmen, wenn er überprüft wird. Gesundes Misstrauen schadet nicht — zumindest lange nicht so sehr, wie ein Dieb, der unbemerkt die Schränke durchwühlt.

Die Polizei ist aber auch auf Hinweise angewiesen, um die Täter zu fassen, die systematisch ihre Opfer suchen. Nachdem sie bei der 79-Jährigen abgeblitzt sind, ist sehr wahrscheinlich, dass auch die Betrüger von der Stresemannstraße weitere Versuche gestartet haben. Und vielleicht sogar Erfolg hatten.

(RP)
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