Serie "Mein Laden" in Düsseldorf Seit 40 Jahren auf der Lorettostraße

Düsseldorf · Drei Frauen trotzen auf der beliebten Einkaufsstraße in Unterbilk der Fluktuation. Als sie vor vier Jahrzehnten ihren Laden eröffneten, war die Geschäftsstruktur noch eine andere. Dennoch denkt keine von ihnen ans Aufhören.

 Dagmar Hecker-Berkemeyer hat seit 40 Jahren ihren Blumenladen an der Lorettostraße.

Dagmar Hecker-Berkemeyer hat seit 40 Jahren ihren Blumenladen an der Lorettostraße.

Foto: Marc Ingel

Die Lorettostraße in Unterbilk ist eine schöne und zumindest tagsüber sehr belebte Einkaufsstraße mit einer scheinbar gesunden Mischung, auch wenn die Gastronomie sicher dominiert. Es gibt einige Feste und Aktionen, organisiert vom lokalen Einzelhandelszusammenschluss Loretto 360 Grad, die auch Kunden aus anderen Stadtteilen anlocken. Dennoch bleibt natürlich auch die Lorettostraße nicht von Fluktuation verschont. Ein großes Möbelgeschäft (frühere Strauss-Filiale) schließt gerade, die ehemalige Santander-Bank steht leer.

Aber es geht auch anders. Drei Frauen haben ihr jeweiliges Geschäft 1977 eröffnet - und sind bis heute geblieben. Dazu gehört Dagmar Hecker-Berkemeyer. Seit 40 Jahren ist "Blumen Hecker" der Fixpunkt auf der Lorettostraße. Die Besitzerin hat den Wandel hier miterlebt: "Früher gab es noch Kurzwarenläden, Lederwarenfachgeschäfte oder Eisenwarenläden, in denen noch jedes Schräubchen einzeln gekauft werden konnte. Da existierte aber auch noch kein Obi", erzählt sie. Inzwischen hätten es die Geschäftsleute allein schon wegen der stetig steigenden Mieten, wenn die Immobilien den Besitzer wechseln würden, schwer. 23 Jahre hatte Hecker ihr Geschäft in einem Haus auf der anderen Straßenseite, bis es ihr dort zu teuer wurde. "Seitdem gab es dort sechs verschiedene Läden, das sagt doch alles."

Ihre Schwester Birgid Boneburger hat, gefühlt, schon immer im Geschäft mitgearbeitet. Die hohe Anzahl an Gastronomie auf der Lorettostraße ist ihr inzwischen zu ausgeprägt. "Und trotzdem gibt es kein Café, in dem sich auch ältere Menschen, von denen hier sicher viele wohnen, wohlfühlen können", sagt sie. Ein Bio-Supermarkt würde der Straße ebenfalls guttun. Immerhin gebe es neben Netto bald eine Kaffee-Rösterei, das erhöhe die Vielfalt und sei daher nur zu begrüßen.

Die Schwestern würden schon immer auf frische saisonale Ware setzen, Freilandblumen statt Händlerware, "das schätzen die Kunden", sagt Dagmar Hecker-Berkemeyer. Sie baut vor allem auf ihre Stammkundschaft. Die Menschen aus den umliegenden Büros würden zwar auch oft bei ihr reinschauen, seien neugierig, "aber sie kaufen eher selten".

Liesel Reich hat ihre Boutique Batteux ebenfalls vor 40 Jahren an der Lorettostraße eröffnet. Zu der Straße pflegt sie seitdem eine Art Hassliebe. "Wenn ich am Wochenende Kunden aus Köln hier habe, wundern die sich, weil auf der Straße nichts los ist. Alles spielt sich tagsüber in der Woche ab, obwohl es keinen Laden gibt, der die Dinge für den täglichen Gebrauch abdeckt", sagt sie. Auch ihr fehlt die Laufkundschaft, "diese In- und Hip-Leute kaufen nichts". Stattdessen seien die Kundinnen mit ihr alt geworden. Sie würde gerne eine jüngere Aushilfe einstellen, denn der Stil, den sie im Laden gerade verkauft, ist durchaus jugendlich orientiert. "Aber das klappt nicht, die wollen alle um punkt 18.30 Uhr nach Hausse gehen. Das geht aber in so einem Geschäft nicht immer", beklagt Reich.

Stattdessen stehe sie von morgens bis abends im Laden. "Ich bin Geschäftsfrau, Verkäuferin, Dekorateurin, Putzfrau und nicht selten auch Therapeutin", erzählt Liesel Reich, die trotzdem natürlich auch ein bisschen stolz ist, 40 Jahre lang durchgehalten zu haben. "So viele haben das Handtuch geschmissen", sagt sie. Allerdings sei das Gemeinschaftsgefühl auf der Lorettostraße früher noch ein besseres gewesen. "Da kamen Neulinge noch rüber und haben sich vorgestellt, das gibt es heute nicht mehr."

Gudrun Pelzer weiß genau, wann sie ihren Laden für Geschenkartikel eröffnet hat: "Es war der 3. September 1977", sagt sie, ohne zu überlegen. Alles habe sich in den vergangenen Jahrzehnten auf der Lorettostraße verändert, aber nicht unbedingt zum Schlechten: "Es ist ein schöner Mix entstanden. Und von der Aufwertung und Belebung im Hafen haben auch wir hier profitiert." Natürlich hätte sie sich mit 68 Jahren längst zur Ruhe setzen können, "aber es macht mir immer noch Spaß. Der Laden ist mein Kind, ich mache die Arbeit mit Leib und Seele, liebe schöne Dinge", sagt Pelzer und fügt hinzu: "Ich habe bisher noch nicht über das Aufhören nachgedacht. Warum, auch?"

(RP)
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