Düsseldorf Seifen-Hersteller Lush setzt auf Benrath

Düsseldorf · Wegen der Brexit-Entscheidung bietet das britische Unternehmen Mitarbeitern seiner Zentrale an, nach Düsseldorf zu wechseln.

 Diese Mitarbeiter formen bei Lush im Segro-Park in Handarbeit die knallbunten "Badebomben".

Diese Mitarbeiter formen bei Lush im Segro-Park in Handarbeit die knallbunten "Badebomben".

Foto: Andreas Endermann

Die Regale noch teilweise leer, die Möbel nagelneu glänzend: Erst seit wenigen Wochen läuft die Produktion im nagelneuen Werk des britischen Kosmetik-Herstellers Lush in Benrath. Doch schon jetzt gewinnt der Standort rasant an Bedeutung. Als Reaktion auf die Brexit-Entscheidung und die daraus folgende wirtschaftliche Unsicherheit könnten größere Teile der Produktion nach Deutschland verlagert werden als ursprünglich geplant. Zudem bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern in der Zentrale im britischen Poole (insgesamt 1400 sind dort beschäftigt) offensiv an, nach Düsseldorf zu wechseln, wo auf 7400 Quadratmetern im Segro-Park an der Bonner Straße gearbeitet wird. "Wir freuen uns, dass wir ihnen sichere Jobs innerhalb der Eurozone anbieten können", sagt die Ethikbeauftragte von Lush, Hilary Jones. Stellenabbau sei aber auch in Poole nicht geplant, die Arbeitsplätze dort würden nachbesetzt.

Das Unternehmen hatte lange nach einem geeigneten Standort in Deutschland gesucht, im vergangenen November dann schließlich den Mietvertrag im Segro-Park abgeschlossen. Für Düsseldorf habe man sich letztendlich vor allem wegen der günstigen Lage der Stadt und ihrer guten Verkehrsanbindungen entschieden. "Die Stadt liegt beispielsweise auch nah an den Niederlanden, was für uns sehr wichtig war." Mit dem nun gemieteten Gelände in der Landeshauptstadt sei sie sehr zufrieden, sagt Jones. "Die Atmosphäre hier ist gut."

Momentan arbeiten etwas mehr als 200 Mitarbeiter in dem neuen Düsseldorfer Werk, davon 120 in der Produktion. Sie stellen die poppig-bunten und vor allem geruchsintensiven Produkte her, mit denen das Unternehmen bekanntgeworden ist. Riesige Badekugeln mit illustren Namen wie "Dragon's Egg" (Drachenei) oder "Honey Bee" (Honigbiene) beispielsweise, Duschöle und Cremes aus nachhaltig gewonnenen und häufig fair gehandelten Rohstoffen. Größere Maschinen sieht man in den Hallen des Werkes eigentlich keine, fast jeder Arbeitsschritt wird tatsächlich von Hand erledigt. Die Mitarbeiter formen an großen Tischen geduldig die Badekugeln, wiegen sie dann einzeln ab, prüfen jedes einzelne fertige Seifenstück auf seine Form. Eine Mitarbeiterin füllt Flakon um Flakon eines Parfums ab. Ist das nicht auf Dauer schwer auszuhalten: "Das hier riecht schon recht stark, aber meistens merke ich das gar nicht mehr", sagt sie. Der Verzicht auf Fließbandarbeit gehört zum Image des Unternehmens, das gerne immer wieder die Frische und die natürlichen Inhaltsstoffe seiner Waren betont und auf seiner Webseite dem Thema Nachhaltigkeit und Tierschutz viel Platz einräumt. Dieses Konzept scheint auch bei den Kunden anzukommen: In fast jeder größeren deutschen Stadt findet man inzwischen die kleinen Shops des Unternehmens, europaweit sind es 276. Düsseldorfs Filiale liegt an der Flinger Straße in der Altstadt.

In Benrath werden zunächst die Produkte für Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Belgien und Schweden hergestellt. Bald sollen aber auch die Cremes und Seifen für Estland, Finnland, Norwegen und die Schweiz von dort kommen. Entsprechend sehen die Geschäftsführer auch noch Raum für eine weitere Entwicklung: Weitere 40 Stellen für Düsseldorf seien bereits ausgeschrieben und sollten noch vor Jahresende besetzt werden, sagt Hilary Jones - und dabei müsse s es nicht bleiben. "Wenn man sich hier umsieht", fügt sie mit einem Blick auf die aktuell noch eher luftig eingerichteten Hallen hinzu, "dann wird deutlich, dass hier noch viel Platz für Erweiterung ist."

(RP)
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