Düsseldorf Schulplätze für mehr als 2000 Flüchtlinge
Düsseldorf · Rund ein Drittel aller Schutzsuchenden ist schulpflichtig. Eine enorme Herausforderung und eine große Chance.
Die steigende Zahl von jungen Flüchtlingen stellt die Schulplaner vor zusätzliche Herausforderungen. Beinahe täglich korrigiert die Stadt ihre Prognosen nach oben. Die aktuelle Schätzung liegt bei etwa 7000 Menschen, die die Landeshauptstadt in diesem Jahr aufnehmen wird. "Etwa ein Drittel sind Kinder und Jugendliche, der Großteil von ihnen ist schulpflichtig. Darauf müssen wir reagieren", sagt Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwaltungsamts. Ihr Problem: Ohnehin platzen in der boomenden Metropole Düsseldorf die Bildungsstätten aus allen Nähten. Schon jetzt treibt die Erhöhung von Eingangsklassen Schulen, die unter Raumnot und Sanierungsstau leiden, zum öffentlichen Protest auf die Straße. Bis 2020/21 soll es mindestens 6500 zusätzliche Schüler geben. "Bei dieser mehrere Monate alten Prognose spielten Flüchtlinge allerdings noch eine geringere Rolle", sagt Wandt.
Dennoch hat die Stadt auf wiederholtes Drängen der Christdemokraten im Schulausschuss eine konkrete Bestandsaufnahme versucht. Danach gab es Anfang August für 1380 Kinder aus Migranten- und Flüchtlingsfamilien (die Statistiker haben das zusammen erfasst) eine sprachliche Erstförderung in Seiteneinsteigerklassen und -gruppen. Diese Zahl wird steigen, auch wenn die Schulpflicht nicht für Kinder in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes gilt. Wie viel Platz über den bislang prognostizierten Mehrbedarf von etwa 400 Unterrichtsräumen hinaus geschaffen werden muss, vermag Schulplanerin Wandt nicht zu sagen. "In Grundschulklassen sitzen meist zwischen zwei und sieben Seiteneinsteiger, das alleine verursacht noch keinen zusätzlichen Bedarf." Klar ist: Der Ausbau der Schulen wird teuer. "Die anstehenden Maßnahmen-Bündel werden mindestens einen mittleren dreistelligen Millionen Betrag nach sich ziehen", sagt Wandt. Klarheit soll es im ersten Halbjahr 2016 geben. "Dann werden Ausführungs- und Finanzierungsbeschlüsse vorgelegt", kündigt die Amtsleiterin an.
Dass es jenseits von Zahlen und Prognosen vor allem um Menschen geht, wissen Lehrer wie Anke Bücker von der katholischen Grundschule Höhenstraße in Oberbilk. Die kommissarische Schulleiterin, die derzeit 31 Flüchtlingskinder in den Unterricht integriert, sagt: "Es kommt uns zu Gute, dass wir ohnehin mit vielen Nationalitäten zu tun haben." Auch deshalb funktioniere das Miteinander gut. Tatsächlich verständigen sich Kinder mit Händen und Füßen, syrische Mädchen und Jungen sprechen oft ein bisschen Englisch und ansonsten helfen diejenigen, die schon länger da sind, als Übersetzer. Jeden Morgen kommen die Flüchtlinge aus ihren Klassen zur Seiteneinsteigergruppe zusammen und lernen bei Margarete Weber Deutsch. Ganz individuell und spielerisch, etwa mit dem "Lied der Präpositionen". Selten habe ihr der Job so viel Spaß gemacht, sagt die Pädagogin. Roman (8) aus Afghanistan blüht bei dem Lied auf. Er ist seit August hier, kann sich aber bereits vorstellen. Nationalität spielt hier keine Rolle. Oskar (7), seit einem halben Jahr in Düsseldorf, sagt, er komme "aus Deutschland". Das finden alle normal. Schließlich wohnt er gleich um die Ecke.