Heinz-Dieter Werner "Neubürger fürs Brauchtum gewinnen"

Düsseldorf · Der gebürtige Heerdter ist seit 2006 Chef des ältesten linksrheinischen Schützenvereins. Ein Blick auf das nächste Fest.

 Heinz-Dieter Werner ist seit 1995 im Vorstand der Heerdter Schützen. Mit viel Engagement will er dem Verein eine Zukunft geben.

Heinz-Dieter Werner ist seit 1995 im Vorstand der Heerdter Schützen. Mit viel Engagement will er dem Verein eine Zukunft geben.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Heerdt Im Januar feiern die vier linksrheinischen Schützenvereine ihre Titularfeste mit Ausblick auf das kommende Jahr. Der älteste und größte Verein ist die Schützenbruderschaft Heerdt.

Gibt es bei den Heerdtern auch Unklarheiten, wann genau der Schützenverein gegründet wurde?

Werner Keine Spur. Das Gründungsjahr unseres Vereins wird mit 1573 beziffert. Vermerkt ist das Datum nachweislich im Bruderbuch der damaligen St. Benediktusgemeinde. Eine Urkunde darüber ist in unserem Besitz. Bei der Gründung ging es um den kirchlichen Zusammenhalt und soziale Aspekte.

Das gilt bis auf den heutigen Tag. Trotzdem müssen Sie die Menschen jedes Jahr aufs Neue begeistern. Was hat sich der Vorstand für dieses Jahr ausgedacht?

Werner Erstmals steht unser Heimatabend am Kirmessamstag, 19. August, unter dem Motto: "Bayrisch in Heerdt". Aufspielen wird die Original-Oktoberfest-Partyband "Bergluft". Geboten werden nicht nur zünftige Musik und Alphorn, sondern auch humoristische Wettbewerbe wie Fingerhakeln. Unsere Gesellschaften werden gegeneinander antreten. Bei den Frauen geht es um das schönste Dirndl und die Wahl einer bayrischen Abendkönigin.

Apropos Frauen. Welche Rolle spielen sie im Verein?

Werner Meine erste Amtshandlung als Schützenchef war, Frauen als Mitglieder zuzulassen. Mittlerweile haben wir einige Gesellschaften, in denen Frauen als Mitglieder eine wichtige Rolle spielen. Im Grenadierzug "Dorfschwalben" sind es vor allem junge Frauen, die das Vereinsleben mitgestalten. Auch haben wir ein kleines Amazonencorps. Hier existiert zum Beispiel ein Freundes- und Förderkreis unter der Bezeichnung "Reiterinnen ohne Pferd". In vielen anderen Gesellschaften sind ebenfalls die Damen in Freundeskreisen zusammengeschlossen, so ergänzen die "Flöter Girls" den Jägerzug der Flöter Jongens.

Sie haben schon Autos und Urlaubsreisen verlost. Was gibt es in diesem Jahr zu gewinnen?

Werner Besucher des Festplatzes haben die Chance, ein VIP-Wochenende für den Besuch des Oktoberfestes in München zu gewinnen. Seit drei Jahren bieten wird den Gästen der Kirmes eine Verlosung an. Wer an Buden und Fahrgeschäften mindestens zwei Euro ausgibt, bekommt eine Stempelkarte. Die voll ausgefüllten Karten kommen dann in die Verlosung.

Senioren und Kinder liegen den Schützen besonders am Herzen. Worauf können diese sich freuen?

Werner Alle Altersgruppen sind in unser Fest eingebunden. Die Senioren über 70 und die Düsseldorfer Mundartfreunde werden kostenlos bewirtet. Und alle Kinder sind eingeladen, den Schützenplatz zu erkunden. Es liegt uns daran, dass sie das Schützenwesen verstehen, und so werden wir in diesem Jahr wieder gemeinsam mit der Stadtsparkasse einen Malwettbewerb für Heerdter Schulkinder ausschreiben.

Haben Sie die Neu-Heerdter auch berücksichtigt?

Werner Wir haben schon reagiert, denn noch in diesem Jahr werden die ersten Bewohner in die neuen Wohnungen einziehen, zum Beispiel Pariser- oder Malmedyer Straße. In einem persönlichen Brief laden wir sie zu unserem Fest (19. bis 22. August) ein. Bei dem Wohnviertel ums Heerdter Feld hat es zwar lange gedauert, doch jetzt engagieren sich die Bewohner. Das liegt wohl auch daran, dass wir dort zum Beginn des Schützenfestes antreten, um dann für den Zapfenstreich zum Hanns-Heuer-Platz weiterzuziehen.

Sie sind gebürtiger Heerdter und erleben den Wandel des Stadtteils hautnah. Sorgen Sie sich ums Schützenwesen?

Werner Ich bin mit Leib und Seele Schütze, war schon als Kind dabei und habe später das Amt des Pagenvaters von meinem Vater übernommen. Seit 1995 bin ich im Vorstand, seit 2006 Schützenchef und weiß, dass wir uns immer wieder etwas Neues einfallen lassen müssen, um die Menschen neugierig zu machen. So haben wir das Fest jeweils der Zeit angepasst.

Sie sind pensionierter Angestellter der Stadtsparkasse, können sich nun mehr ums Brauchtum kümmern. Wie steht Ihre Familie dazu?

Werner Meine Frau Hannelore unterstützt mich sehr. Wir sind beide sehr heimatverbunden. Regimentskönigspaar waren wir noch nicht, dafür haben wir einen Ausflug ins Winterbrauchtum gemacht, waren einst das Tonnenbauernpaar. Jetzt als Rentner habe ich sicher mehr Zeit, aber ich will mich natürlich auch um meine beiden fünfjährigen Enkel kümmern. Die Zwillinge haben schon ein wenig in das Schützenleben hineingerochen.

HEIDE-INES WILLNER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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