Düsseldorf Schüler wollen Bürger Europas sein

Düsseldorf · Bei einem Projekt zum Kalten Krieg trafen sich Jugendliche aus fünf Nationen.

 Zum Abschluss ihrer Zusammenarbeit studierten die Schüler im Fliedner-Gymnasium einen Tanz zum Thema ein.

Zum Abschluss ihrer Zusammenarbeit studierten die Schüler im Fliedner-Gymnasium einen Tanz zum Thema ein.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als Xavér, Iulia, Sînziama, Ira und Paula geboren wurden, waren die DDR, der Eiserne Vorhang und der Kalte Krieg längst Geschichte. Ein vereintes Europa ist für die 16- und 17-jährigen Schüler Normalität.

Dass dieser Zustand jedoch keine Selbstverständlichkeit ist, haben sie in den vergangenen anderthalb Jahren oft genug erfahren: In einem gemeinschaftlichen Projekt beschäftigten sich die Schüler aus Deutschland, Litauen, Polen, Ungarn und Rumänien unter dem Titel "Von der Diktatur zur Demokratie - Von der Teilung zur Einheit Europas" mit den Geschehnissen und der Lebensrealität in ihren Heimatländern vor 1989. Sie besuchten einander, besichtigten gemeinsam Gedenkstätten und sprachen mit Zeitzeugen über deren Erlebnisse. Zum Abschluss präsentierten sie ihre gesammelten Erfahrungen im Theodor-Fliedner-Gymnasium.

"Ziel des Projekts war es, dass die Schüler andere Kulturen kennenlernen und mehr über die Geschichte Europas erfahren", sagt Alfons Scholten, Lehrer am Fliedner-Gymnasium und Koordinator der Zusammenarbeit. Diese wurde als ein so genanntes Comenius-Projekt direkt von der Europäischen Union finanziell gefördert. Beteiligt waren außer dem Gymnasium aus dem Düsseldorfer Norden vier Schulen aus Osteuropa.

Eine dieser Schulen, und zwar im rumänischen Hermannstadt, besucht die 16-jährige Sînziama. Nachdem sie so viele andere Kulturen kennengelernt hat, ist ihre Botschaft deutlich: "Wir kennen dieses geteilte Europa gar nicht und wir wollen es auch überhaupt nicht kennen. Wir sind die neue Generation, zu Europa gehören wir alle gemeinsam", sagt sie. Auch Xavér aus Ungarn hat die Zusammenarbeit mit den anderen Schülern gut gefallen: "Es sind sehr enge Verbindungen unter uns entstanden", sagt er. Für die 16-jährige Ira aus Düsseldorf sind die historischen Fakten, die sie nun gelernt hat, Nebensache. "Toll fand ich viel mehr, dass ich so viele Kulturen kennengelernt und Länder besucht habe, in die ich sonst niemals gereist wäre."

Egal, ob es um historische Fakten ging oder das Bewusstsein, ein Bürger Europas zu sein - dass die Schüler aus der Zusammenarbeit etwas gelernt haben, steht auch für Alfons Scholten außer Frage: "Wir waren viel unterwegs, ich habe von Eltern oft die Rückmeldung bekommen, dass die Kinder, nachdem sie aus Polen oder Ungarn zurückgekommen sind, viel selbstständiger geworden sind", sagt er.

(lai)
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