Düsseldorf Görres-Schüler lernen alles übers Bankenwesen

Düsseldorf · Was ist ein Jahresabschluss und zahlen wir bald nur noch mit dem Handy? 49 Schüler des Düsseldorfer Görres-Gymnasiums suchten nun einen Tag lang nach antworten in der Deutschen Bank an der Kö.

 Schüler des Görres-Gymnasiums besuchten die Deutsche Bank an der Kö.

Schüler des Görres-Gymnasiums besuchten die Deutsche Bank an der Kö.

Foto: Endermann, Andreas

Mit Zahlen hat es Stanislaw Zamyatin nicht, sagt er. Die Mathematik liege ihm nicht. Englisch und Biologie habe er gewählt, das sind seine Leistungskurse im Abitur. Nun aber hat das Los entschieden: Workshop "Finanzen". "Ich hoffe, das ist ganz okay." Seine Sorge: Das nun einen Nachmittag lang nur mit Zahlen jongliert wird. "Ich bin nicht gerade ein Mathe-Genie", sagt der 17-Jährige. Dann geht es los.

"Jugend, Schule, Wirtschaft" heißt ein Aktionstag der Deutschen Bank in Kooperation mit der Rheinischen Post und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. 49 Schüler der elften Klasse des Görres-Gymnasiums sind in die Deutsche Bank an der Königsallee gekommen. Unten im Foyer herrscht der gewöhnliche Betrieb, oben sitzen die Gymnasiasten im Kuppelsaal der Bank, stöbern im Jahresbericht und staunen ob der Summen, mit denen Geldinstitute Geschäfte machen. Der Tag soll den Schülern das Bankenwesen zu begreifen helfen. Was ist ein Jahresabschluss, was macht eine Personalabteilung, und brauchen wir eigentlich noch Bargeld oder zahlen wir eines Tages alles mit dem Handy — das sind nur einige der Fragen, mit denen sich die Schüler beschäftigen. Warum eine Bank eigentlich wissen möchte, wofür ein Kunde einen Kredit verlangt — fragen sie im Workshop "Finanzdienstleister". Kann doch der Bank egal sein, wofür das Geld gebraucht wird, lautet der Einwand. "Wenn jemand kommt und sagt, er möchte sich ein schnelles Auto kaufen und dreimal in den Urlaub fahren", erklärt Michael Bender, der für die Bank Risikogeschäfte abwickelt, "glauben Sie, Sie würden das Geld jemals wiedersehen?" Die Schüler sind skeptisch.

Der Workshop "Kommunikation" von RP-Politikchef Martin Kessler beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld zwischen Unternehmen, Medien und Öffentlichkeit; im Workshop "Personal" werden Berufswege aufgezeigt — beginnend bei der Bewerbung. "Was kommt nach der Karriere", fragt Wirtschaftsprüfer Hans-Peter Nieden. "Ein Vorstandsposten", sagt ein Teilnehmer. Nieden dachte eigentlich an einen Unternehmenswechsel oder die Rente. Im Workshop "Digitalisierung" machen sich die Schüler Gedanken um die Zukunft des Bankings. Die einen wünschen sich, alles mit dem Smartphone bezahlen zu können. Aber was, wenn der Akku leer ist, wenden die anderen ein. Was überrascht: Auch wenn die 16- bis 18-Jährigen zur ersten Generation gehören, die mit dem Internet aufgewachsen ist — auf persönliche Beratungen wollen sie nicht verzichten, sagen sie.

In der vergangenen Woche gab die Deutsche Bank bekannt, für das dritte Quartal 2015 sechs Milliarden Euro Verluste zu verbuchen. 9000 Stellen sollen in den kommenden Jahren abgebaut werden. Natürlich haben auch die Schüler mitbekommen, dass die Bank schwierige Zeiten vor sich hat. Gesprochen wird über die Manipulationsvorwürfe und die hohen Strafen, die die Deutsche Bank schon zahlen musste — auch die Finanzkrise ist ein Thema. Wilhelm von Haller, der das Privat- und Firmenkundengeschäft leitet und extra aus Frankfurt angereist ist, sagt in großer Runde: Für das Bankwesen gelte es nun, Vertrauen zurückzuerobern. Ob der Top-Manager einen Tipp für sie hätte, fragen die Schüler. Immer gegen den Mainstream schwimmen, rät er.

Auch Schüler Stanislaw Zamyatin ist nun zurück aus dem "Finanzen"-Workshop. Wie war's? "Interessant", sagt er, "aber schon komisch, wie hoch die Beträge sind, mit denen gerechnet wird."

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