Düsseldorf Schokofair nimmt Politik in die Pflicht

Düsseldorf · Seit Jahren kämpfen die Schüler der Montessori-Gesamtschule für faire Bedingungen bei der Kakaobohnenernte. Eine Partnerschaft mit einer Schule in Afrika wäre machbar, wenn Politiker ihre 2014 in Berlin gemachten Zusagen einhalten.

 "Schokofair - stoppt Kinderarbeit" lautet das Motto der mehrfach ausgezeichneten Arbeitsgemeinschaft von der Montessori-Gesamtschule in Flingern.

"Schokofair - stoppt Kinderarbeit" lautet das Motto der mehrfach ausgezeichneten Arbeitsgemeinschaft von der Montessori-Gesamtschule in Flingern.

Foto: Schokofair

Ein bisschen enttäuscht ist Kasimir Otto schon. "Vor zwei Jahren hat man unserer Schokofair AG beim Besuch des Bundestages in Berlin einiges versprochen, aber vieles davon wurde nicht gehalten", sagt der Zwölfjährige. Eigentlich habe man die Düsseldorfer nach einem Jahr wieder in das Parlament einladen wollen. "Und eigentlich hatte man uns für den Fall, dass wir eine Partnerschule im Kakao-Erntegebiet in Westafrika finden, Unterstützung für ein solches Projekt zugesichert. Doch bis jetzt ist halt nichts passiert," meint der Schüler.

Tatsächlich sind die in Berlin vor ziemlich genau zwei Jahren gemachten Zusagen in Protokollen und Filmsequenzen gut dokumentiert. So ermunterte Thomas Silberhorn, parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, die Düsseldorfer, einen Kontakt zu einer Partnerschule im Kakao-Anbaugebiet aufzubauen. "Wir haben die Möglichkeiten, so etwas mitzufinanzieren, und bieten bei konkreten Ideen gerne Unterstützung an", sagte Silberhorn seinerzeit.

Eine motivierende Ansage, die nicht ohne Folgen blieb. Dank einer Bekanntschaft mit der afrikanischen Gewerkschaftssekretärin Jeanne-Marie Kombo gibt es inzwischen erste Kontakte zur "Ècole collège moderne de Tenguelan" im westafrikanischen Staat Elfenbeinküste. "Die Schule liegt nördlich von Abidjan in einem der Anbaugebiete, das würde unseren Schülern bei ihrem Kampf gegen Kinderarbeit noch einmal einen ganz neuen Anknüpfungspunkt bieten. Aber ohne konkrete Unterstützung und finanzielle Förderung können wir ein solches Projekt nicht stemmen", sagt Lehrer Bernd Kowol, der die Schokofair AG leitet.

Auch beim Thema eines zweiten Treffens im Bundestag sehen Kowol und seine Schüler die Politiker in der Pflicht, einmal gemachte Zusagen einzuhalten. Konkret bezieht er sich auf eine Bemerkung von Andreas Jung. Der Vorsitzende des parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung hatte mit Blick auf schärfere gesetzliche Regeln für die Schokoladenproduktion ("Schoko-TÜV") die Schüler 2014 - ebenfalls vor laufenden Kameras - ermuntert, die Aktivitäten der Parlamentarier genau zu beobachten, ein Jahr später wieder zu kommen und mal richtig "auf den Putz zu hauen", wenn die Politiker ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben sollten.

Grund genug für Schulleiterin Birgit Planken, nun einen Brief an Jung zu schreiben und die Politiker an ihre Versprechen zu erinnern. "Die Einladung erfolgte dann überraschenderweise nach einem Jahr leider nicht", schreibt Planken. Zwar gebe es inzwischen ein positives Signal, das Thema "Fairtrade" solle in der zweiten Jahreshälfte mit Jugendinitiativen erneut diskutiert werden, was Planken grundsätzlich begrüßt. Allerdings merkt sie an: "Irritiert sind wir, dass nicht mehr Ihre gemachten Hausaufgaben zum Schoko-TÜV Thema sein sollen."

Seit Jahren engagieren sich in der Schule am Hermannplatz rund 20 Jungen und Mädchen in der Schokofair AG gegen ausbeuterische Kinderarbeit und für faire Bedingungen bei der Kakaobohnen-Ernte. Die AG aus Düsseldorf fand bundesweit Beachtung, wurde von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, zum "Junior-Botschafter" ernannt und erhielt Kinderrechtspreise. Nach eher holprigem Start öffnete sich schließlich auch der Süßwaren-Konzern Ferrero dem Gespräch mit den Düsseldorfern, die zuvor lautstark gegen die damalige Ferrero-Kampagne "Ein Gesicht für Kinderschokolade" protestiert hatten.

"Klar haben Politiker viel zu tun und ein Gesetz dauert nun mal. Aber trotzdem hätte man uns nach einem Jahr einladen können", sagt Kasimir Otto und hofft nun auf Geld und Sachverstand, damit die Partnerschaft mit der Schule in Afrika an den Start gehen kann.

(jj)
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